Trotz weltweiter EntrüstungRinger Navid Afkari im Iran hingerichtet

Lesezeit 3 Minuten
Demo Iran Symbol

Teilnehmer einer Demo in Teheran im Jahr 2018

Köln/Teheran – Der iranische Ringer Navid Afkari ist trotz einer internationalen Solidaritäts-Kampagne in seiner Heimat hingerichtet worden. Die Todesstrafe gegen den 27-jährigen sei am Samstag in einem Gefängnis in Schiras vollstreckt worden, sagte Staatsanwalt Kazem Mousavi dem staatlichen Fernsehen.

Afkari soll im Rahmen einer Demonstration 2018 in Schiras gegen die wirtschaftliche und politische Lage im Land einen Sicherheitsbeamten getötet und die Tat auch gestanden haben. Das Geständnis soll jedoch unter Folter erzwungen worden sein, erklärten Menschenrechtsorganisationen zuletzt.

Weltweite Entrüstung

Dies sorgte weltweit für Entrüstung, in der Kampagne „Rettet Navid Afkari“ wurde diese kanalisiert. Selbst US-Präsident Donald Trump forderte den Iran in einem Tweet dazu auf, die Hinrichtung nicht zu vollziehen. Unterstützung erhielt Afkari auch aus dem deutschen Sport.

Die Strafe sei nun „auf Beharren der Familie des Opfers“ vollstreckt worden, sagte Mousavi. Afkaris Anwalt Hassan Younessi teilte via Twitter mit, dass für Sonntag eigentlich ein Treffen zwischen den Angehörigen des Opfers und Menschen aus Schiras geplant war, die um Vergebung bitten wollten. Zudem habe auch ein Verurteilter laut Gesetzt das Recht, vor der Hinrichtung seine Familie zu sehen: „Wart ihr so sehr in Eile, dass ihr Navid seinen letzten Besuch verwehren musstet?“

Das könnte Sie auch interessieren:

Noch zwei Tage vor Vollstreckung der Strafe hatten Athleten Deutschland und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die iranische Justiz aufgefordert, die Hinrichtung auszusetzen. „Wir schließen uns den weltweiten Forderungen von Politik und Sport an“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der Angeklagte verdiene „einen fairen Prozess als eines der grundlegenden Menschenrechte“. Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland, hatte „alle Athletinnen und Athleten“ dazu aufgerufen, „sich mit Navid Afkari zu solidarisieren: Wenn der friedliche Protest eines Athleten mit Folter und Hinrichtung erwidert wird, dürfen wir nicht schweigen.“

Appell ans IOC

Maximilian Klein, bei Athleten Deutschland Beauftragter für die internationale Sportpolitik, appellierte zudem an das „IOC, die Sportverbände wie United World Wrestling (UWW) oder auch die FIFA sowie Sponsoren, ihren Einfluss zu nutzen, um Navid vor dem Tod zu bewahren“. Ein Land, das Menschenrechte derart mit Füßen trete, „kann nicht Teil der globalen Sportgemeinschaft sein, die sich der Wahrung der Menschenwürde verschreibt“.

Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, reagierte am vergangenen Mittwoch. Das IOC müsse sich an seine Prinzipien halten, und zu diesen gehöre der Respekt vor der Souveränität und dem Justizsystem souveräner Staaten. Gleichzeitig sei Afkari aber ein Athlet, das IOC stehe ihm nahe. Daher habe es gemeinsam mit der UWW Kontakt zu seinem in diesem Fall zuständigen Partner aufgenommen, mit dem iranischen Ringer-Verband, teilte Bach mit. Dieser habe dann mit dem Nationalen Olympischen Komitee sein Möglichstes getan, um eine Lösung herbeizuführen. (SID)

KStA abonnieren