St. AndreasZwei Glocken gehen ins Kloster

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Die Recyclingfirma Bender aus Küppersteg kümmerte sich um den Abtransport. (Bild: privat)

Die Recyclingfirma Bender aus Küppersteg kümmerte sich um den Abtransport. (Bild: privat)

Schlebusch – Glockenblumen - die sind in einem Beet nicht ungewöhnlich. Aber über tonnenschwere Glocken, da staunt man in einer Grünanlage dann schon. Seit den 70er Jahren lagen zwei stillgelegte Stahlglocken hinter der Andreaskirche in Schlebusch. Es handelte sich um die Andreasglocke mit der lateinischen Inschrift "QUANDO ANDREAS VOCAT VENITE" (Wenn Andreas ruft, dann kommt) und die Josefsglocke mit der Bitte "SANCTE JOSEPH PROTEGE AB HOSTE" (Heiliger Joseph, beschütze uns vor dem Feind).

Vor wenigen Wochen gingen die Glocken nun auf Reisen nach Griechenland. Mitglieder der griechisch-orthodoxen Gemeinde, waren aufmerksam geworden. Die Gemeinde hat in der einstigen Kapelle Burscheid-Dürscheid ihr Gotteshaus eingerichtet. Dort übernahm sie zahlreiche geweihte Gegenstände, die nun in ihren Gottesdiensten eingesetzt werden. Vorstand Vasilios Vasilakos fragte beim Kirchenvorstand von St. Andreas an, ob die Gemeinde sich vorstellen könne, die Glocken für ein Kloster in Kilkis in Nordgriechenland zu stiften. Das Gremium beriet sich, und wie Vorstand Norbert Hölzer berichtet, "hat der Kirchenvorstand trotz einiger Bedenken auf Treu und Glauben zugestimmt". Denn die Glocken seien gegossen worden, "um zur Ehre Gottes und Freude der Menschen zu läuten, nicht um als nostalgische Erinnerung in unserer Grünanlage zu stehen", sagt Hölzer.

Metallreserve

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Dass die Gemeinde mit bislang insgesamt sieben Glocken reich bestückt war, hängt unter anderem mit den Wirren des Zweiten Weltkriegs zusammen. Im Krieg hatte die Gemeinde die alten Glocken aus den Jahren 1490/91 und 1607 als Metallreserve abgeben müssen. Unmittelbar nach dem Krieg nahm sie Nachforschungen über den Verbleib der kostbaren Glocken auf, die aber zunächst ohne Ergebnis blieben. 1946 gab der damalige Kirchenvorstand bei einer Glockengießerei in Bochum vier Gußstahlglocken in Auftrag. Üblich war es zu der Zeit , solche Aufträge mit Naturalien zu bezahlen. Andere Gemeinden hatten dabei die Nase vorn, so dass die Schlebuscher erst 1948 beliefert wurden. Zwischenzeitlich waren auch die alten Glocken wieder aufgetaucht. Unbeschädigt hatten sie in einem Hamburger Glockenlager gelegen.

Zunächst wurden aber nur die neuen Glocken in Betrieb genommen. Auf Anregung des damaligen Küsters Wilhelm Kaltenbach wurden jedoch auch die beiden Glocken von 1490/91 wieder läutbar gemacht. Sie erhielten einen neuen Glockenstuhl im Südturm der Kirche. 1949 wurde auch die kleine Andreasglocke von 1607 wiedergefunden, die einige Zeit an die Notkirche der Gemeinde St. Albertus Magnus ausgeliehen worden war, erinnert sich Hölzer. 1966 kam sie nach St. Andreas zurück und erhielt ebenfalls ihren Platz im Südturm.

"In den 70er Jahren zeigten allerdings gefährliche Risse im Gemäuer, dass zwei der neuen Glocken zu schwer waren und darum stillgelegt werden mussten", erklärt Hölzer. "Als Ersatz wurden zwei neue Bronzeglocken gegossen, die klanglich auf die beiden alten von 1490/91 abgestimmt waren", so Hölzer. Aus dem Kloster in Griechenland hat die Gemeinde noch nichts läuten gehört. Gespannt ist Hölzer auf die ersten Bilder, wenn die Glocken dort zum Gottesdienst rufen. Die Gemeinde hat bereits einmal eine ähnliche Stiftung gemacht, und zwar als die Orgel erneuert wurde. In der Überlegung stand eine Versteigerung, so dass man aus dem Erlös der alten Pfeifen die neuen hätte mitfinanzieren können. Aber dann fiel die Entscheidung für eine polnische Gemeinde, die für die alten Pfeifen Verwendung fand. "Und da waren sie besser aufgehoben, statt als Einzelteile in hiesigen Wohnzimmern", sagt Hölzer.

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