Stets die Menschen und Tiere beachtet

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Wiehl - Als Kreisveterinär Dr. Hans Georg Franchy nach dem Unfall im Kernkraftwerk von Tschernobyl 1986 öffentlich sagt: „Die Katastrophe hat bei uns nicht stattgefunden“, nehmen ihm das die Umweltaktivisten ziemlich übel.

Franchy versteht die Aufregung von damals bis heute nicht: „Ich habe doch nur erklärt, was die Messwerte für unsere Region aussagten“, wiederholt er wenige Tage nach seinem vorzeitigen Ausscheiden als Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Oberbergischen Kreises nach 14 Jahren. Hans Goerg Franchy betont: Es seien nicht die zahlreichen Kontroversen mit Tierhaltern und -schützern, die ihn veranlasst haben, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen, sondern seine angegriffene Gesundheit.

Was Hans Georg Franchys Lebenseinstellung und auch viele seiner beruflichen Entscheidungen geprägt hat, ist sein Leben in Siebenbürgen. Als drittes Kind wird Hans Georg im April 1944 in der zu Ungarn gehörenden siebenbürgischen Stadt Klausenburg geboren. Die Mutter kehrt kurz darauf in ihr Elternhaus nach Bistritz zurück.

Nach der Flucht Richtung Westen und der Rückkehr nach Siebenbürgen entwickelt sich Hans Georg Franchy in der Schule zum erfolgreichen Handballer. Viel später erst findet er durch Zufall im Schrank seiner Mutter einen Tennisschläger aus den 20er Jahren. Franchy erringt auch in dieser Sportart Erfolge.

1962 hat er sein Studium an der neu eingerichteten Fakultät für Veterinärmedizin aufgenommen. „Sport und Deutsch wären meine Traumfächer gewesen“, erinnert sich Franchy. „Aber dafür hätte ich kein Stipendium bekommen.“ An der Universität lernt er auch seine spätere Frau Lili kennen, die er 1968 heiratet. „1979 durften wir Rumänien nach langen Wartejahren endlich verlassen.“

Franchy kommt nicht unvorbereitet nach Deutschland. Noch vor der Ausreise seines älteren Bruders Kurt Egon kann er sich auch in Drabenderhöhe umsehen. Hier wird sein Bruder später als evangelischer Pfarrer arbeiten.

Noch im Einreisejahr werden Hans Georg und Sohn Christian Mitglieder im Tennisverein Drabenderhöhe und gehören zu den ersten, die auf der neu gebauten Anlage spielen. Drei Jahre danach übernimmt Hans Georg den Vereinsvorsitz und behält ihn für 24 Jahre.

Franchy wird nicht, wie zunächst geplant, Tierarzt in Engelskirchen. Stattdessen tritt er in die Kreisverwaltung ein. „Ein Schritt, den ich nie bereut habe.“ Bis heute hat er es nicht überwunden, dass ihm der Aufstieg zum Leitenden Veterinärdirektor ohne Begründung verwehrt bleibt. Dafür genießt Franchy den ungewohnt kollegialen Umgang miteinander. „In Rumänien war ich als Mensch gegenüber Vorgesetzten zum Vierfüßler verkommen“, beklagt er noch heute.

Solcherlei Demütigungen erspart er seinen Mitarbeitern. „Ich habe stets versucht, den Menschen und den Tieren gleichermaßen gerecht zu werden.“ Dass vor seinem Ausscheiden kein Nachfolger benannt ist, passt dagegen nicht in Franchys Ordnungsgefüge.

Zum Abschied dankte ihm auch ein Großtierhalter - und das „trotz der zahlreichen Bußgelder, die Sie gegen mich verhängt haben.“

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