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Studienanfänger mit Vordiplom

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Mikko Fischer will nicht als „Wunderkind“ gelten. BILD: ZÜGER

Mikko Fischer will nicht als „Wunderkind“ gelten. BILD: ZÜGER

Seit drei Jahren büffelt er neben der Schule, jetzt startet Mikko Fischer ins richtige Studentenleben.

Eine eigenartige Zeit ist das für Mikko Fischer, den lieben langen Tag muss er erzählen: Wie er es mit seinen 18 Jahren nicht nur zum Abitur an seinem Monheimer Gymnasium, sondern quasi nebenbei zum Vordiplom in Mathematik an der Uni Köln gebracht hat. Heute Morgen um 9 Uhr, bei der Feier zur Begrüßung der Erstsemester, wird ihm Axel Freimuth, der Rektor, das Zeugnis überreichen. Denn so einen Frühstarter hatten sie hier in 600 Jahren nicht. In einer Tour klingelt Mikkos Handy: TV-Sender, Presseleute, alle wollen die Geschichte erzählen - vom „Überflieger“, vom „Wunderkind“.

Mikko wirkt ein bisschen müde und vielleicht auch genervt. Immer muss er dasselbe erklären, zum Beispiel, warum er nicht „Wunderkind“ genannt werden will. „Das klingt so, als würde einem alles in den Schoß fallen“, sagt er. „Dabei war das Studieren neben der Schule echt harte Arbeit.“ Seine Freunde an der Schule und zu Hause in Leverkusen haben gleich abgewunken, als er sie mitnehmen wollte in die Schüler-Uni. „Ich kenne einige, die das genauso hätten schaffen können. Aber die meisten trauen sich nicht.“

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Wir sitzen in einer Kneipe auf der Zülpicher Straße, der an den Campus grenzenden Ausgehmeile. Mit seinen Kollegen war Mikko hier schon gelegentlich einen trinken, auch mal einen zu viel: „Das ist vielleicht mein finnisches Erbe“, sagt der Sohn eines deutsch-finnischen Ärzteehepaars und grinst. Nein, ein Streber mag er nicht sein, keiner von diesen Klischee-Mathematikern mit pickeliger Haut und Birkenstocks. Solche „Nerds“ hat er gefressen: „Die vermitteln ein falsches Bild. Die meisten Mathematiker sind nicht so.“

Mathematik lehrt logisch denken. Mikko versteht die Mathematik als das „Konzept eines Schöpfers“, als Beweis also, dass es einen Gott gibt. „Wenn das Leben einen Sinn haben soll, dann muss es einen Gott geben.“ Mikko lebt das konsequent: Seit seiner Konfirmation engagiert er sich in der finnischen christlichen Gemeinde Deutschlands, ist dort sogar im Vorstand. „Demnächst“, sagt er, „will ich auch mal in Theologie reinschnuppern.“ Oder, aber das ist ein anderes Thema, in die Politik: „Ich würde gern in einer Partei mitarbeiten, aber ich weiß nicht, in welcher.“

Das Hauptstudium will Mikko in drei Semestern abgeschlossen haben, vielleicht verlängert um einen Auslandsaufenthalt in Cambridge. Eine Uni-Karriere steht in den Sternen: „Ich will ja kein Langzeitstudent werden.“ Das haben die Erfinder der Studiengebühren sicher anders gemeint.

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