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SüdbrückeDas begehbare Gruseln

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Die Südbrücke ist in die Jahre gekommen und für Fußgänger und Radler kaum noch zumutbar. Bald sollen die Sanierungsarbeiten beginnen. Diese Aufnahme zeigt die Brücke vom Poller Rheinufer aus. (Bild: Held)

Die Südbrücke ist in die Jahre gekommen und für Fußgänger und Radler kaum noch zumutbar. Bald sollen die Sanierungsarbeiten beginnen. Diese Aufnahme zeigt die Brücke vom Poller Rheinufer aus. (Bild: Held)

Innenstadt – Nachdem die Südbrücke im Zweiten Weltkrieg durch Bomben weitgehend zerstört worden war, kostete ihre Neuerrichtung zehn Millionen Mark. Jetzt erfolgt die dringend notwendige Sanierung und diese verschlingt wieder eine hohe Summe. Knapp fünf Millionen Euro soll die Instandsetzung der Südbrücke, die vor 100 Jahren als Eisenbahnbrücke zwischen Poll und Bayenthal erbaut wurde, kosten. Im Jahr 2010, weit später als ursprünglich vorgesehen, sollen die Arbeiten beendet sein.

In den 80er Jahren erfolgte zwar eine Erneuerung der rechtsrheinischen Vorlandbrücken, also der Auffahrt für die Züge. Doch abgesehen davon wurde nichts mehr an der Brücke getan. Aufgrund der alten Bausubstanz besteht mittlerweile ein dringender Sanierungsbedarf. Die gesamte Brücke ist Eigentum der Deutschen Bahn. Die Stadt darf Geh- und Radwege sowie die Treppen nutzen und hat sich deshalb schon 1907 - vor der Fertigstellung der Brücke - vertraglich verpflichtet, für diese Anlagen zu sorgen. Hier besteht dringender Sanierungsbedarf. Andere Bereiche der Brücke, wie beispielsweise die Gleisanlagen, sind gut erhalten.

Der stromabwärts gelegene Weg auf der Brücke musste bereits vor fünf Jahren wegen erheblicher Mängel gesperrt werden, da er nicht mehr verkehrssicher war. Damals ging das Amt für Brücken und Stadtbahnbau noch von Sanierungskosten in Höhe von insgesamt dreieinhalb Millionen Euro aus.

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Die Bezirksvertretungen Porz, Innenstadt und Rodenkirchen haben der Instandsetzung der Südbrücke zugestimmt. Auf der linken Rheinseite bildet sie die Grenze zwischen der Innenstadt und Bayenthal, rechtsrheinisch zwischen Deutz und Poll. Alexandra Desgronte von der Porzer CDU-Fraktion sprach sich dafür aus, barrierefreie Zugänge zur Südbrücke zu bauen. Dies soll zeitgleich mit den Sanierungsarbeiten geschehen. „Schon jetzt ist die Brücke für Menschen mit Behinderung nur schwer nutzbar“, sagt die Bezirkspolitikern. Für Desgronte wären Rampen denkbar. Denn die Rad- und Fußwege auf der Südbrücke lassen sich nur über die Treppentürme erreichen. Diese sind nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität unüberwindbare Hindernisse.

Zwar hat die Bezirksvertretung Innenstadt schon vor zwei Jahren den Beschluss gefasst, eine barrierefreie Anbindung der Zugänge zur Südbrücke zur untersuchen. Doch in der aktuellen Kostenaufstellung tauchen sie nicht mehr auf. Das hängt damit zusammen, dass die Herrichtung der Barrierefreiheit erst im Anschluss an die Sanierung im Jahr 2010 erfolgen soll, da dies ein neues Bauprojekt ist. Und dies bedürfe zudem einer eigenen Planung. „Bei der jetzigen Sanierung sollen schon die Vorarbeiten für die Barrierefreiheit geleistet werden“, verspricht Günter Käckel vom Amt für Brücken und Stadtbahnbau. Derzeit laufen bei der Stadt die Untersuchungen dazu, wie die Barrierefreiheit am besten umgesetzt werden kann. Konkretere Schritte sollen in einer so genannten „Bauwerksplanung“ mit den Bezirkspolitikern Ende des Jahres besprochen werden.

Im Sanierungsplan enthalten sind auf jeden Fall die Treppenhäuser. Denn die Beleuchtung kann eher als Schummerlicht bezeichnet werden und die dunklen Wände, die fast gänzlich mit Graffiti überzogen sind, tun ihr übriges zu einer Atmosphäre, die viele als „gruselig“ bezeichnen. Die Treppenhäuser werden komplett entkernt und in Abstimmung mit dem Denkmalschutz wieder hergerichtet.

Einen neuen Belag bekommen die Geh- und Radwege auf der Gewölbebrücke. Das ist jener Teil der Südbrücke, der linksrheinisch über das Gustav-Heinemann-Ufer führt. Der Weg für Radler und Fußgänger ist voller Risse, durch die Wasser in den Stein dringt und ihn verwittern lässt. Dadurch nimmt die Tragfähigkeit dieses Brückenteils ab.

Auf der Strombrücke sollen Teile der Stahlkonstruktion erneuert und die Geh- und Radwege verbreitert werden. Auch hier soll die Beleuchtung verbessertwerden. Der Sanierungsbeginn verzögert sich allerdings ein weiteres Mal. Sollte die Südbrücke ursprünglich zum Weltjugendtag im Jahr 2005 fertig gestellt sein, erfolgt jetzt im September erst die Ausschreibung. „Ich möchte in diesem Jahr aber noch den Auftrag an ein Unternehmen erteilen“, sagt Käckel. Der Abschluss der Bauarbeiten ist für das Jahr 2010 angesetzt. Ein Geh- und Radweg wird den Bürgern auch während dieser Zeit zur Verfügung stehen.

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