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Terra NovaPer „Speedway“ an den Tagebau

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Bei Bergheim-Glesch wurde eine Dünenlandschaft mit Sicht auf das Kraftwerk Niederaußem angelegt. (Bild: Britta Wonnemann)

Bei Bergheim-Glesch wurde eine Dünenlandschaft mit Sicht auf das Kraftwerk Niederaußem angelegt. (Bild: Britta Wonnemann)

Bergheim/Elsdorf – Schnurgerade zieht sich der breite Weg in Richtung Tagebau. Mal steigt er an, dann geht es wieder in eine Senke, unter Brücken hindurch, über einen Bach. Die Grube ist zwar noch nicht zu sehen, dafür eröffnen sich links und rechts des Weges immer wieder Ausblicke in die Landschaft. Die Fahrradreifen rollen leicht und geräuschlos über den neuen Asphalt. Nur der Gegenwind ist ein bisschen lästig – zumindest so lange, bis der Weg einen Knick nach Süden macht.

Der „Speedway“ kann mit dem Fahrrad, Inline-Skates oder zu Fuß genutzt werden. Er verbindet Bergheim, Bedburg und Elsdorf, führt von Niederaußem über rund zwölf Kilometer bis zum Tagebau Hambach. Jeder Ortsteil am Wegesrand hat eine oder mehrere Anbindungen – fast wie eine Art Autobahn mit zahlreichen Ausfahrten. „Das Schöne ist, dass man von Ort zu Ort kommt, ohne eine Straße überqueren zu müssen“, erläutert Michael Hennemann, bei RWE Power in der Abteilung Tagebauplanung und Umweltschutz tätig und Projektleiter für den „Speedway“. Denn der Weg führt über eine Trasse, auf der noch bis 2010 die Fernbandanlage verlief. Sie transportierte seit den 1980er Jahren Abraum, mit dem die Tagebaue Frechen, Fortuna und Bergheim verfüllt wurden, insgesamt über 1,7 Milliarden Kubikmeter.

Die Umgestaltung der Trasse zu einem grünen „Biosphärenband“ ist Teil des Regionale-2010-Projekts „Terra Nova“ des Rhein-Erft-Kreises, der Städte Bergheim, Bedburg und Elsdorf sowie von RWE Power. Hierzu gehört auch die noch anstehende Gestaltung der Tagebaukante zu einem „Time Park“ genannten Landschaftspark. Der Park wird bei Elsdorf-Berrendorf am „Forum“ enden, einem Gebäude für Gastronomie und Veranstaltungen, das gerade im Bau ist. Ein weiterer wichtiger Teil von „Terra Nova“ ist ein interkommunales Industriegebiet, in dem unter anderem Biogas gewonnen werden soll. Auch das Kohlekraftwerk Niederaußem ist in das Projekt einbezogen.

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Als erster Baustein wird nun der „Speedway“ eingeweiht. Er wird allerdings schon länger von der Bevölkerung genutzt, hin und wieder sind Spaziergänger mit Hunden und Radfahrer anzutreffen. „Das hier wird übrigens die erste Fahrradstraße im Rhein-Erft-Kreis“, erklärt Hennemann.

Was noch fehlt, ist ein etwa drei Kilometer langes Stück von Glesch bis zur Wiedenfelder Höhe. „Die landwirtschaftliche Rekultivierung ist in dem Bereich noch nicht abgeschlossen“, so Hennemann. Ende des Jahres soll es so weit sein. Bis dahin beginnt der Weg östlich von Glesch inmitten einer hügeligen „Dünenlandschaft“. Ein Sand-Kies-Gemisch wurde hier angekippt, orange Zäune schützen junge Bäume. „Es sollte etwas gemacht werden, das nicht typisch für die Landschaft hier ist“, erklärt Hennemann die Idee der Landschaftsplaner, die an „Terra Nova“ mitarbeiten.

Einige Meter weiter an der Landstraße 361n ist zurzeit noch ein kleiner Umweg über Glesch nötig. Es fehlen noch die Unterführung für den „Speedway“ und eine Brücke über die Erft, da hier der Erftverband, der sich um die Wasserwirtschaft in der Region kümmert, ein Gerinne für den Hochwasserschutz baut.

Hinter Glesch führt der „Speedway“ auf Bedburger und Elsdorfer Gebiet. Noch ist der Rand zu beiden Seiten nicht bepflanzt, aber der Baumbewuchs auf den Böschungen der Trasse ist noch da – wenn er nicht gerade für eines der „Landschaftsfenster“ entfernt wurde. Dort schweift der Blick weit in die Umgebung. Für die Randbereiche des „Speedways“ ist noch ein umfangreiches Bepflanzungskonzept geplant, das jetzt in Angriff genommen wird. Wildwiesen und Kiefernhaine werden sich mit Sumpfzypressen und Riesenadlerfarnen abwechseln.

Letzteres soll „auf die Entstehungsgeschichte der Braunkohle hinweisen“, weiß Hennemann. In das Konzept fügt sich auch das Elsdorfer Fließ ein. Der Bach, den der Weg überquert, verlief bisher unterirdisch und wurde freigelegt. Zudem haben sich am Rand des „Speedways“ immer wieder große Pfützen gebildet, die als Tümpel für Kröten dienen.

Bislang endet der „Speedway“ nach gut acht Kilometern am Tagebaurand. Ein Zaun sichert den Zugang zur Grube, lässt aber den Blick hinein zu. Hier soll bis Ende des Jahres noch eine der „Blue Boxes“ entstehen, die vom Rhein-Erft-Kreis gebaut werden. Die würfelförmigen Gebäude sollen als Informationspunkt oder Aussichtsstelle entlang der Trasse dienen und werden auch bei Bedburg-Kirdorf und in der Dünenlandschaft gebaut. Zudem entsteht bei Niederaußem ein Aussichtssteg mit Blick auf das Kraftwerk.

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