TraditionslokalInsolvenz für Golde Kappes angemeldet

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Traditionslokal in Nippes wurde schon im Jahr 1913 eröffnet.

„Um gütigen Zuspruch“ bat der Nippeser Wirt Matthias Becker in einer Anzeige, nachdem er am 30. August 1913 das obergärige Brauhaus „Em Golde Kappes“ an der Neusser Straße 295 eröffnet hatte. Der Ort war mit Bedacht gewählt, denn an der Kreuzung Neusser- / Einheitstraße wurde schon seit Jahrhunderten Bier ausgeschenkt. Damit kann es bald vorbei sein - denn Ursula B. (Name geändert), die Inhaberin des Traditionslokals, hat vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet (AZ: 72 IN 367 / 08). Dies bestätigte am Freitag Jürgen Mannebeck, Sprecher des Amtsgerichts Köln. Zudem laufe noch ein zweites Insolvenz-Verfahren, das das Finanzamt Nord am 13. Juni mit einem Vermerk auf „Sicherungsmaßnahmen“ angestrengt habe (AZ: 72 IN 290 / 08). Im Klartext: Die Eigentümer dürfen künftig nicht mehr so schalten und walten, wie sie wollen.

Außer der Bestätigung, dass derzeit die beiden Insolvenz-Verfahren laufen, wollte Mannebeck sich nicht weiter äußern. Das Ehepaar B., das den „Kappes“ gemeinsam betreibt, mochte am Freitag auf Anfrage gar nichts sagen. Manfred B., Enkel von Matthias Becker, meinte nur augenzwinkernd, man möge sich an die TV-Show „Lass Dich überraschen“ von Rudi Carrell erinnern.

Kölsche Fooderkaat

Der Golde Kappes ist in Nippes eine Institution, eine der ältesten Kneipen und nicht nur in ganz Köln bekannt, sondern auch darüber hinaus. Sein Markenzeichen: Helles Licht, Mühlen-Kölsch vom Fass, knarrende Holzböden, alte Karnevalsmotive an den Wänden, offene Küche direkt neben dem „Beichtstuhl“, kölsche „Fooderkaat“ und flinke Köbesse.

Ob über dem Eingang zu dem alten Lokal an der U-Bahn-Haltestelle Florastraße - 1913, elf Jahre nach Einführung der ersten elektrischen Eisenbahn in Nippes, hieß die Florastraße gegenüber noch „Kappesgasse“- der goldene Kohlkopf samt sechszackigem Stern (kein Davidstern, sondern das traditionelle Zeichen der Bierbrauer) hängen bleibt, steht jetzt in den Sternen.

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