Trauerzug für einen Fotoexperten

Lesezeit 2 Minuten
Mit einem Facklemarsch - angeführt von Jazztrompeter Bruno Leicht - gedachten Familie und Freunde des jüngst verstorbenen Reinhold Mißelbeck.

Mit einem Facklemarsch - angeführt von Jazztrompeter Bruno Leicht - gedachten Familie und Freunde des jüngst verstorbenen Reinhold Mißelbeck.

Mit einer Trauerfeier in St. Gereon und einem anschließenden Fackelmarsch gedachten Kölner Künstler, Vertraute und Verwandte des kürzlich verstorbenen Reinhold Mißelbeck.

Seit Gründung des Museum Ludwig im Jahr 1976 war Reinhold Mißelbeck dort als Fotoexperte tätig gewesen. 1986 hatte der promovierte Kunsthistoriker den Bereich Foto, Film und Video als Kurator übernommen und sich im Laufe der Zeit einen auch über Köln hinaus reichenden Ruf erworben - vor allem durch die von ihm initiierte „Internationale Fotoszene Köln“.

Am 3. November war Mißelbeck, der erst im April dieses Jahres seinen 53. Geburtstag feierte, auf Grund eines Herzstillstands gestorben. Seither vermuten seine Verwandten und Freunde, dass sein früher Tod im Zusammenhang mit den beruflichen Querelen stand, die sich im zurückliegenden Jahr beim Museum Ludwig entwickelt hatten. Direktor Kasper König, der sein Amt vor einem Jahr angetreten hatte, hatte eine neue Stabsstelle eingerichtet: Thomas Weskie erhielt eine Koordinatorenposition und wurde zu Mißelbecks direktem Vorgesetzten. Da Weskie aber auch als Fachmann für Fotografie und Film gilt, konnte Mißelbeck nicht mehr so frei agieren wie vorher.

Laut Angaben von Vertrauten wurden ihm relativ abrupt jegliche gestalterischen Kompetenzen entzogen. Auf „rüde“ Art und Weise habe man ihm mitgeteilt, er dürfe keine Ausstellungen mehr kuratieren, berichtet Gert Koshofer, Vorstandsmitglied der „Deutschen Gesellschaft für Photografie“ (DGPh) und persönlicher Freund Mißelbecks. „Es wurde gar nicht versucht, ihm fachlich etwas vorzuwerfen“, sagt Galerist Burkhard Arnold, der Mißelbeck ebenfalls lange kannte. „Ihm wurde untersagt, das Museum weiterhin nach außen zu vertreten oder Ankäufe zu tätigen.“ Statt dessen habe man ihm Tätigkeiten zugewiesen, die eine eindeutige Degradierung bedeuteten. Mißelbeck schaltete einen Anwalt ein, der sich lange um eine gütliche Einigung mit dem Museumsdirektor sowie dem Kulturdezernat bemühte und schließlich im September Klage beim Arbeitsgericht einreichte. Die Alternativ-Angebote von Museumsseite lehnte Mißelbeck ab - „seine Vorstellungen gingen strukturell weit über die Möglichkeiten des Museums hinaus“, sagt Direktor König, der die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Mißelbecks „tragischem“ Tod und der beruflichen Situation für „höchst gewagt“ hält. „Seine Existenz als wissenschaftlicher Mitarbeiter war nie gefährdet.“ Abgesehen davon hätte sich auch Mißelbeck seinerzeit für die Position Weskies bewerben können - „das hat er nicht getan“, so König.

KStA abonnieren