U-BahnKVB verliert Bauaufsicht

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Die Unglücksstelle am Waidmarkt sechs Wochen nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs: Die KVB hat die Bauaufsicht verloren. (Bild: Worring)

Die Unglücksstelle am Waidmarkt sechs Wochen nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs: Die KVB hat die Bauaufsicht verloren. (Bild: Worring)

Innenstadt – Es ist wieder viel von Vertrauen die Rede, und die Ingenieurgesellschaft Spiekermann, die im Auftrag der Bezirksregierung Düsseldorf ab sofort die Aufsicht über den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn übernehmen wird, hat zu der Vertragsunterzeichnung und der anschließenden Pressekonferenz im Düsseldorfer Regierungspräsidium gleich mehrere Experten mitgebracht, die bis zum Ende der Rohbauarbeiten jeden Schritt kontrollieren werden. Nach dem Einsturz des Stadtarchivs am 3. März deute vieles darauf hin, „dass Bauaufsicht und Bauausführung“ bei solchen Großprojekten künftig „getrennt werden müssen“, sagt Düsseldorfs Regierungspräsident Jürgen Büssow.

Die Bezirksregierung Düsseldorf ist als technische Aufsichtsbehörde grundsätzlich für alle Neubauten von Stadtbahn-Anlagen in Nordrhein-Westfalen zuständig. Sie hatte diese Aufsicht an die Kölner Verkehrs-Betriebe abgegeben. Das ist nach einem Erlass des Bundesverkehrsministeriums bisher möglich. Die Katastrophe, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit den Bauarbeiten für den Gleiswechsel am Waidmarkt in Zusammenhang stehe, habe zu einer neuen Situation geführt, sagte Büssow: „Die Bevölkerung ist in Sorge über die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Standsicherheit der angrenzenden Gebäude.“ Es sei sehr wahrscheinlich, dass es nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu neuen Regelungen kommen werde. Die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen 1996 habe gleichfalls zu deutlichen Veränderungen bei der Brandschutzordnung geführt.

KVB gibt Risikomanagement an TÜV Rheinland ab

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Für Kölns Oberbürgermeister ist das Einschalten einer Ingenieurgesellschaft, die im Auftrag der Bezirksregierung diese Aufgabe nun von der KVB übernimmt, nur konsequent. „Ich habe bereits am zweiten Tag nach dem Einsturz Kritik an der Form des Abwälzens der öffentlich-rechtlichen Baukontrolle auf private Bauherren geübt“, sagt Fritz Schramma. Baudezernent Bernd Streitberger hält es nach der Katastrophe für „nur schwer vermittelbar“, dass Bauaufsicht und Überwachung in einer Hand liegen.

Walter Reinarz, Technik-Vorstand der KVB, sieht den Stadtbahnbau in Deutschland seit dem 3. März vor „neuen Herausforderungen“. Um das verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen, habe die KVB auch das Sicherheits- und Risikomanagement für den Bau aller Haltestellen an den Tüv Rheinland abgetreten. Dass eine Ingenieurgesellschaft im Auftrag der Bezirksregierung tätig wird, ist für Büssow nichts Ungewöhnliches. Die Aufsichtsbehörde habe gar nicht das Fachpersonal, um diese Kontrollfunktion auszuüben. In Köln habe es während der gesamten Bauzeit lediglich 26 Kontrolltermine gegeben, „also im Durchschnitt alle zwei bis drei Monate, zuletzt am 3. Dezember 2008.“

300 000 Euro für externe Prüfer

Die Kosten für die externen Prüfer muss das Land übernehmen, Büssow schätzt sie auf bis zu 300 000 Euro pro Jahr. Klaus Hübner von der Ingenieurgesellschaft Spiekermann betont, es seien in der Vereinbarung keinerlei finanziellen Beschränkungen auferlegt worden. Zunächst werden sich zwei Ingenieure des Büros, das sich seit rund 40 Jahren mit dem Bau von Stadt- und U-Bahnen beschäftigt, ausschließlich um die Nord-Süd-Stadtbahn kümmern. Bei Bedarf könne das jederzeit aufgestockt werden. Spiekermann beschäftigt rund 230 Mitarbeiter und kann eine Referenzliste vorweisen, auf der unter anderem der City-Tunnel in Leipzig, der Neubau des Berliner Hauptbahnhofs und die Eisenbahn-Achse am Brenner stehen.

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