Unter 500 000 EuroHürther Kirche steht zum Verkauf

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Die Zukunft des Rundbaus der Kirche St. Ursula in Kalscheuren ist ungewiss. Auch als Atelier und Ausstellungsraum ist das Gebäude nutzbar. Es steht zum Verkauf. BILD: BEISSEL

Die Zukunft des Rundbaus der Kirche St. Ursula in Kalscheuren ist ungewiss. Auch als Atelier und Ausstellungsraum ist das Gebäude nutzbar. Es steht zum Verkauf. BILD: BEISSEL

Hürth – „Einzigartig!!! Moderne, ehemalige Kirche. Loftimmobilie zum Wohnen oder Arbeiten“ heißt es in der Anzeige, mit der der Hürther Unternehmer Bernd Reiter die ehemalige Kirche St. Ursula in Kalscheuren zum Verkauf anbietet.

Mit einem „parkähnlichen Grundstück“ und einer mit einer „498 Quadratmeter großen, vielseitig nutzbaren Fläche“ sowie einer Baugenehmigung für ein 130 Quadratmeter großes eingeschossiges, freistehendes Wohn- oder Nutzgebäude wirbt Reiter. Der Kaufpreis soll unter 500 000 Euro liegen.

Damit bestätigt Reiter die Befürchtungen jener, die von Anfang an daran gezweifelt hatten, dass der Bauunternehmer seine Pläne für einen Ausstellungs- und Konzertsaal realisieren würde. „Das überrascht mich nicht“, sagte Peter Neu, der mit seinem Kirch- und Denkmalschutzverein St. Ursula Kalscheuren für den Erhalt der Kirche kämpft. Er habe nie etwas anderes erwartet, als dass Reiter in der Kirche eine „legitime Geldquelle“ sehe.

Reiter hat die profanierte Kirche mitsamt dem 10 000 Quadratmeter großen Grundstück von der Hürther Kirchengemeinde „Zu den Heiligen“ gekauft. Neben der Kirche stehen inzwischen die ersten Wohnhäuser, die ein Bauträger errichtet hat. Er hatte die Grundstücke von Reiter erworben.

Die Anzeige erwähnt den Denkmalschutz allerdings nicht. Der Mitte der 50er Jahre von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm entworfene Rundbau und Teile des Inventars stehen unter Denkmalschutz. Darum geht es auch bei dem Streit zwischen Kirche und Stadt vor Gericht, insbesondere um den Altar und das Taufbecken. Die Stadt verlangt, dass beides in der Kirche bleibt. Die Kirchengemeinde möchte die Gegenstände entfernen, damit nichts mehr an ein Gotteshaus erinnert und keine religiösen Gefühle verletzt werden. Das Verwaltungsgericht Köln soll den Streit schlichten. Es hat einen Vergleich vorgeschlagen, über den alle Beteiligten aber Stillschweigen vereinbart haben. Am 15. Dezember sollen sich die Parteien vor Gericht zu dem Vergleich äußern.

Reiter sagte, er warte nun seit zwei Jahren auf ein Ende des Streites und wolle jetzt „die Zeit nutzen und den Markt testen“. Je nachdem, wie der Streit ausgehe, werde er sich von der Kirche trennen oder nicht. Es gebe eine Reihe von Interessenten. „Ich habe Künstler, die da reinwollen.“ Bürgermeister Walther Boecker betonte, dass die Stadt zwar eine Baugenehmigung für den Anbau eines Nutzgebäudes erteilt habe, das aber nur als Stuhllager gedacht sei. Die Kirche selbst sei weiterhin als „Fläche für Gemeinbedarf“ ausgewiesen. Wenn aber ein Künstler seine Werkstatt einrichten wolle, und in der Kirche „eine mobile Schlafstatt“ und im Keller einen Raum einrichten wolle, so könne man darüber sicherlich reden.

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