Unterführung Endenicher EiDie Angst als ständiger Begleiter

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Unterführung

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Bonn – Der Weg scheint nicht enden zu wollen. Die Dämmerung hat gerade eingesetzt, obendrein regnet es. Eine junge Frau läuft schnellen Schrittes durch die Unterführung unterhalb der Endenicher Straße in Richtung Frongasse. Kein Mensch begegnet ihr im von Graffiti bedeckten Tunnel. Endlich, die Rampe führt sie wieder ans Tageslicht. Der unwirtliche Raum liegt hinter ihr.

Gerade in der dunklen Jahreszeit geht es vielen so wie der jungen Frau, wenn sie in der Stadt unterwegs sind und schlecht beleuchtete Straßen und Radwege passieren müssen. Lieber nehmen sie einen Umweg in Kauf, als zum Beispiel alleine durch einen schmalen Fußgängertunnel zu gehen.

Vandalismus

Die Planer der Stadt Bonn versuchen, mit guter Beleuchtung und Außengestaltung für Verbesserungen zu sorgen. Beispiel Herwarthstraße: Ein schmaler Tunnel führt vom Musikerviertel in die Innenstadt. „Hier wurden hellere Lampen angebracht, außerdem wurde die Unterführung mehrfach hell gestrichen und gesäubert“, so Elke Palm vom Presseamt. Gegen Vandalismus ist die Stadt aber machtlos.

Längst geschlossen ist die Unterführung am Stadthaus. Sie sollte Fußgänger schneller unter dem stark belasteten Verkehrsknotenpunkt von einer zur anderen Straßenseite bringen. Die Bonner jedoch nahmen dieses Angebot nicht an und stimmten so buchstäblich mit den Füßen ab.

An anderer Stelle kann eine Heckenschere schon viel bewirken. Beispiel Maxstraße: Hier hat die Stadt die Bepflanzung am Stadthaus stark reduziert und damit auch die dunklen Ecken. Aus Sicht der Planer gilt heute nämlich die Devise „nicht zu viel Grün“, statt geschlossener Hecken lieber einzelne Bäume und Sträucher, damit keine Verstecke entstehen.

Unwillkürlich schneller in die Pedale tritt man auf dem Radweg entlang der DB-Gleise in Richtung Bad Godesberg. Dort gibt es immer wieder Abschnitte, die nicht ausreichend beleuchtet sind, etwa in Höhe des Heizkraftwerks. „Angsträume“ sagen Experten dazu. Dazu zählen auch einige Bahnhaltestellen und U-Bahn-Stationen, die nur einen Eingang haben. Ein Beispiel ist der Haltepunkt Robert-Kirchhoff-Straße im Dransdorfer Industriegebiet. Um den Bahnsteig der Linie 18 zu erreichen, müssen Fahrgäste über eine Überführung gehen. Die Haltestelle selbst ist sozusagen eine Sackgasse und vor allem abends sind kaum Passanten unterwegs. Die Stadtwerke haben eine Notrufsäule installiert. Das Problem auch hier: Vandalismus.

Nach wie vor ein Angstraum für viele Bonner ist das Bonner Loch. Seit dem Alkoholverbot hat sich dort die Lage aber entspannt. Zurzeit überlegen Stadt und Polizei gemeinsam, wie der Ausgang in Richtung Busbahnhof verbessert werden kann. „Wir haben zum Beispiel eine bessere Ausleuchtung vorgeschlagen. Außerdem sollte das Grün dort niedrig gehalten werden“, sagte Hermann-Josef Borjans, Leiter des Kriminalkommissariats Vorbeugung. Die Devise dort müsse lauten: Wichtig ist, dass jeder sehen kann, aber auch gesehen wird. Borjans macht aber deutlich: „Die Menschen nehmen bestimmte Plätze, Straßen und Unterführungen als Angstraum wahr. Das spiegelt sich aber nicht bei den Straftaten wider.“

Dennoch arbeite sein Kommissariat bei allen städtebaulichen Verfahren mit. Dabei gehe es um die Frage, wie bei der Gestaltung etwa von Plätzen das subjektive Angstgefühl vermieden werden kann. „Wir führen zum Beispiel Wohnumfeldberatungen durch und werden bereits bei Bebauungsplanverfahren beteiligt“, erklärte Borjans. Niemand müsse in der Dunkelheit Plätze oder Straßen meiden. Allerdings sollte jeder bestimmte Verhaltensregeln beachten, zum Beispiel keine Wertsachen in der Handtasche zu tragen und Taschen nicht an den Kinderwagen zu hängen. (lis,klz,koe)

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