Vater gesteht„Ich habe meine Tochter getötet“

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Vor dem Kölner Landgericht steht ein Vater, der seine Tochter aus Rachsucht umgebracht haben soll. (Bild: dpa)

Vor dem Kölner Landgericht steht ein Vater, der seine Tochter aus Rachsucht umgebracht haben soll. (Bild: dpa)

Köln – Was mit einer Auseinandersetzung vor dem Familiengericht begann, findet seit Montag seine Fortsetzung in einem Mordprozess vor dem Kölner Landgericht: Markus G. (38) ist angeklagt, am 3. Juli 2011 seine Tochter Mia „aus niedrigen Beweggründen“ getötet zu haben. Wahrscheinlich habe er die Zweijährige erstickt, als sie auf seinem Doppelbett zwischen ihren Stofftieren schlief. Staatsanwalt Bastian Blaut geht davon aus, der Angeklagte habe die bevorstehende Trennung von Mia nicht „verwinden“ können. Weil Mutter Leonie G., die vorhatte, nach Berlin umzuziehen, das Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Kind zugesprochen worden war, habe er sich an ihr „rächen und sie für ihr Verhalten abstrafen“ wollen.

Markus G. sei verstrickt gewesen „in einen Kampf, bei dem es um alles oder nichts ging“, sagte Strafverteidiger Ingo Lindemann. „Es war ein zermürbender Rechtsstreit, den er auf keinen Fall gewinnen konnte.“ Dies habe er nicht erkannt. lnfolge der Niederlage habe er das Kind getötet und „unermessliches Leid“ über die Mutter und deren Familie gebracht.

Nach der Tätigkeit für KPMG, ein Netzwerk von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen, machte sich Markus G. 2005 als Berater selbstständig. Durch seine Arbeit in Berlin lernte er 2006 Leonie G. kennen; sie brachte eine Tochter mit in die Beziehung. Im Februar 2009 zog das Paar mit Kind in Köln zusammen, im Mai kam Tochter Mia zur Welt. Im Jahr darauf begann die Krise. „Wissen Sie, was ein Rosenkrieg ist?“, fragte der Vorsitzende Richter Helmut Möller den Angeklagten, und der erwiderte: „Wir waren mittendrin.“

Das Paar überzog sich mit Strafanzeigen, schaltete Anwälte ein, versuchte aber noch eine Weile, die Beziehung mit einer Therapie zu retten – vergebens. Die Streitigkeiten riefen gelegentlich auch die Polizei auf den Plan. Im Herbst 2010 zog Leonie G. mit den Kindern aus. Als Zwischenlösung war vereinbart, dass Markus G. seine Tochter donnerstags bis sonntags bei sich haben durfte. Derweil ging der Rechtsstreit weiter, in dem er, der sich von der Gegenseite als „Psychopath“ verunglimpft fühlte, schließlich unterlag. In jenem Juli sollte er Mia vorerst zum letzten Mal sehen.

Zum Tathergang könne er nichts sagen, machte er vor Gericht eine Gedächtnislücke geltend. Nur an so viel erinnere er sich,dass er einOhr auf die Brust des Kindes gelegt habe, um dessen Tod festzustellen. Anschließend will er versucht haben, sich mit Hilfe von über den Kopf gezogenen und mit Kabelbindern zugeschnürten Plastiktüten selber zu ersticken. „Im Reflex“ habe er sie jedoch aufgerissen. Dann habe er sich auf den Weg zur Moseltalbrücke bei Koblenz gemacht, um sich von ihr oder einer nahe gelegenen Aussichtsplattform hinunterzustürzen, das aber nicht fertiggebracht. Auch die „Idee“, sich vor einen Zug zu werfen, habe er fallenlassen, erschöpft sei er in seinem Wagen eingeschlafen. Am nächsten Tag ging er zur Koblenzer Polizei.

Für den Prozess, an dem Leonie G, als Nebenklägerin teilnimmt, sind sieben Verhandlungstage vorgesehen.

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