Verdienste um Toleranz

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Ehrung für Jochen Vogel (rechts) durch Paul Spiegel

Ehrung für Jochen Vogel (rechts) durch Paul Spiegel

Der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel (75) ist mit dem Leo-Baeck-Preis geehrt worden, den der Zentralrat der Juden in Deutschland für Verdienste um Toleranz und Menschenwürde vergibt.

Berlin - Der Preis erinnert an den liberalen Oberrabbiner Leo Baeck, der in der NS-Zeit an der Spitze der deutschen Juden stand. Baeck starb im Jahr 1956. Die Preisverleihung in der Berliner Synagoge an der Oranienburger Straße war verbunden mit einem Auftritt der Vogel-Brüder. Bernhard Vogel, CDU-Ministerpräsident in Thüringen, hielt die Laudatio auf seinen sozialdemokratischen Bruder Hans-Jochen.

Dabei betonte Bernhard Vogel, er habe bislang „öffentliche Doppel-Auftritte“ strikt vermieden. Wenn er nun eine Ausnahme mache, dann deshalb, weil es um „das Miteinander mit den Juden in Deutschland geht“. Dies „liegt uns beiden in ganz besonderer Weise am Herzen“.

Hans-Jochen Vogel erklärte in seiner Dankesrede, er habe „als junger Mensch der Faszination eines verbrecherischen Regimes nur ungenügend widerstanden“. Obwohl er 1938 aus nächster Nähe die Münchner Synagoge habe brennen sehen, sei ihm der Gedanke an resistentes Verhalten „nicht gekommen“. Er war damals „Scharführer“ in der Hitlerjugend.

Umso mehr habe er sich nach dem Krieg für den demokratischen Neuaufbau engagiert. Sowohl Bernhard Vogel als auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, erinnerten daran, dass der Geehrte in seiner Zeit als Bundesjustizminister (1974 bis 1981) erfolgreich gegen die Verjährung von Mord sowie für die Schaffung eines Straftatbestandes gegen Holocaust-Leugner eingetreten sei. Hans-Jochen Vogel plädierte dafür, dass sich die jüdische Dachorganisation umbenennt. Statt Zentralrat der Juden in Deutschland sollte es künftig heißen: Zentralrat der deutschen Juden. Damit käme zum Ausdruck, dass jüdisches Leben in Deutschland wieder dauerhaft sei. Das Preisgeld von 20 000 Mark gab Vogel an den von ihm gegründeten Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie“. Damit soll die Erinnerung an die beiden diktatorischen Systeme in Deutschland wachgehalten werden.

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