Abo

VIKZIslamverband indoktriniert Schüler nicht

Lesezeit 2 Minuten
Ein Blick in den Gebetsraum der Villa Hahnenburg. Nach Vorwürfen aus Polizeiakten, der VIKZ sei antidemokratisch, lud der Verband zur Besichtigung seines Kölner Domizils ein und nahm Stellung.

Ein Blick in den Gebetsraum der Villa Hahnenburg. Nach Vorwürfen aus Polizeiakten, der VIKZ sei antidemokratisch, lud der Verband zur Besichtigung seines Kölner Domizils ein und nahm Stellung.

Bergisch Gladbach – KÖLN - In den 19 Schülerwohnheimen, die der Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) bundesweit betreibt, werden die Jugendlichen weder religiös noch politisch indoktriniert. Es gebe zahlreiche Integrationsansätze. Allerdings hätten viele der überwiegend türkischstämmigen Schüler kaum deutsche Freunde, und statt den jungen Leuten Medien-Kompetenz zu vermitteln, sei „Medien-Abstinenz“ ein Erziehungsziel.

Das sind erste Ergebnisse einer empirischen Studie der Sozialwissenschaftlerin Ursula Boos-Nünning, die sie am Freitag gemeinsam mit der VIKZ-Verbandsspitze in Köln vorstellte. Die Migrations-Pädagogin befragte in dem Forschungsprojekt der Universität Duisburg-Essen 347 Schüler sowie Mitarbeiter und externe Fachleute.

Die Studie ist eine Reaktion auf Kritik an den VIKZ-Heimen. Die beiden Kernvorwürfe - die Jugendlichen zögen auf Druck ihrer Eltern in die Heime; Ziel sei Elitebildung - hätten sich nicht bestätigt. 15 der 19 Heime beschäftigen deutsches Personal, zum Teil auch in der Leitung. Der pädagogische Anspruch komme im Titel ihrer Untersuchung („Beten und Lernen“) zum Ausdruck. Mehr als 90 Prozent der Jugendlichen gaben als Motiv für die Anmeldung einen guten Schulabschluss an. Die meisten schätzen den Islam als wichtigen Bestandteil ihres Alltags ein.

Religiöse Unterweisung durch Imame sei der Hausaufgabenbetreuung und dem Förderunterricht „nicht übergeordnet“. Etwa ein Viertel der Jugendlichen bekundete, religiöse Vorschriften hätten für sie kaum Bedeutung. Überrascht zeigte sich Boos-Nünning, wie wichtig religiöse Toleranz und die Menschenrechte den Einwandererkindern sind. Kritik übte sie an der starken Fremdbestimmung der Schüler in deren Freizeit und forderte den VIKZ auf, für eine „institutionalisierte Mitbestimmung“ der Schüler zu sorgen. Der VIKZ-Vorsitzender Mustafa Imal sagte Verbesserungen zu.

KStA abonnieren