Vormachen sollte man sich nichts

Lesezeit 2 Minuten
Sein oder Nichtsein: Sarah Lehmann unterzog sich der kritischen Meinung der Schauspielprofis vom Jungen Theater Leverkusen.

Sein oder Nichtsein: Sarah Lehmann unterzog sich der kritischen Meinung der Schauspielprofis vom Jungen Theater Leverkusen.

Zum Vorsprechen lud das Junge Theater Leverkusen (JTL) ein, um sein Ensemble zu erweitern.

Ausgerechnet „Emilia Galotti“ von Lessing hatte sich das junge Mädchen, das da gerade auf der Bühne steht, ausgesucht. „Soll ich einfach mal anfangen“, stößt sie schüchtern hervor. Dann nimmt sich die 15-Jährige ihren Auftritt und spielt drauf los. Von Schüchternheit keine Spur mehr. „Dankeschön. Prima!“, winkt Bernd Vossen, Leiter des Jungen Theater Leverkusen, ab. Diesen Satz sollte der 39-Jährige am Wochenende noch häufig sagen.

Rund ein Dutzend Nachwuchsschauspieler hatte sich für den Theater-Orientierungstag angekündigt. Überdies gab's jede Menge Informationen über Berufe rund um die Bühne, wie etwa Regisseur, Maskenbildner oder Schauspieler. Dass Letztere es auf dem Arbeitsmarkt immer noch besonders schwierig haben, gibt Bernd Vossen offen zu. „Die Aussichten sind nach wie vor schlecht. Da darf man sich nichts vormachen. Die wenigsten können vom Schauspielern alleine leben.“ Vor allem Disziplin und Durchsetzungsvermögen erfordere der Beruf, weiß der ausgebildete Mimeund Sprecher. Er selber habe sich noch mit einem Stapel gelber Reclam-Heftchen hingesetzt und sich so in die verschiedensten Rollen eingespielt. Dass das allerdings nicht unbedingt auch das Gelbe vom Ei ist, habe er schnell erkannt. „Eine professionelle Begleitung ist enorm wichtig. Nicht jeder kann die gleichen Rollen spielen und steht an demselben Punkt“, so der Wiesdorfer.

Bundesweit ist daher das Junge Theater die einzige Einrichtung, die Schauspielanwärtern eine Art einjähriges Vorstudium mit Unterricht, Sprecherziehung und Körpertraining bietet. Danach geht's dann weiter auf eine staatliche Schauspielschule - „wenn man es schafft“, schränkt Vossen ein. Noch immer erlebe er sehr viel Überschätzung bei jungen Leuten auf der Bühne. Wie wolle zum Beispiel ein 17-Jähriger, der noch nie den Tod eines ihm vertrauten Menschen erlebt hat, den Hamlet spielen?

Doch vor allem in eigener Sache ist die inzwischen stark dezimierte Gruppe auf der Suche nach neuen Talenten. Nunmehr noch drei sind vom Ensemble übrig geblieben. Zu wenig, um die neue Spielzeit, die nach den Sommerferien beginnt, zu bestreiten. Doch Vossen zeigte sich optimistisch, dass es auch künftig mit dem Jungen Theater weitergeht. Noch im Juni führen die Leverkusener ihr nächstes Stück auf: „Lederfresse“ heißt die neueste Produktion, die am Samstag, 26. Juni, Premiere hat. Karten an allen Vorverkaufsstellen oder beim JTL, 0214 / 3 10 14 44.

KStA abonnieren