WahlscheidGlanz für „Perle des Aggertals“

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Holperpiste quer durch den Ort : Hier kann keine Rede von der „Perle des Aggertals“ sein, wie Wahlscheid gern genannt wird. BILDER: LANG

Holperpiste quer durch den Ort : Hier kann keine Rede von der „Perle des Aggertals“ sein, wie Wahlscheid gern genannt wird. BILDER: LANG

Lohmar – Proppenvoll war am Dienstagabend der Saal im „Aueler Hof“, als die Stadt dort für ihre „Wahlscheider Werkstattgespräche“ im Projekt „Wahlscheid : 2021“ warb. Ein offenes Planungsverfahren soll es werden, erklärte Bürgermeister Wolfgang Röger. Er warb mit Hinweis auf die Chancen, die eine solche Stadtteilrenovierung für den Ort birgt, fürs Mitmachen. Die weite Perspektive auf 2021 hin sei gewählt, weil da Wahlscheid sein 900-jähriges Bestehen feiere.

Die erste Veranstaltung sei natürlich eher eine „Werkstattbesichtigung“ als ein Werkstattgespräch, merkte Planungsamtsleiter Franz-Georg Rübben an.

Viel Geld fließt ab

Aufs Zuhören beschränkte sich das Publikum während Rögers und Rübbens Bestandsanalyse, was „das schöne Wahlscheid“ alles zu bieten hat. Noch ein paar Bauflächen, eine gute Infrastruktur mit vier Kindergärten, einer Grundschule und der Naturschule Aggerbogen. Zu Recht sei der Ort beim Dorfwettbewerb mehrfach ausgezeichnet worden.

Potenziale gebe es eindeutig bei der Kaufkraftbindung. Während die örtlichen Läden jährlich 3,3 Millionen Euro umsetzten - 2,6 Millionen davon im Lebensmittelbereich - flössen knapp sechs Millionen Euro ab, führte Rübben aus. Ein „kleines Angebot“ werde in Wahlscheid vorgehalten, das den Grundbedarf abdecke - „mehr nicht!“.

Über die größte Baustelle im Sanierungskonzept referierte Tiefbauamtsleiter Dietmar Schlösser. Ende 1980 sei die Wahlscheider Straße von der Bundes- zur Stadtstraße abgestuft worden, nachdem die Ortsumgehung fertig war. 180 000 Mark habe der Bund damals pauschal für die Ausbesserung der arg ramponierten Chaussee bereitgestellt, 200 000 Mark flossen aus Städtebaufördermitteln in den Rückbau. Die ehemals sieben Meter breite Fahrbahn wurde auf 5,50 Meter eingeengt. 1988 traten große Schäden an der Piste auf, die bei der Deckensanierung nur eine neue Feinschicht spendiert bekommen hatte.

Seither sei die Fahrbahn marode, müsse auf 1200 Metern Länge von Grund auf erneuert werden. Bei der Gelegenheit, so empfahl Schlösser, solle gleich ein neuer Abwasserkanal und eine neue Wasserleitung in die Erde gelegt werden. Einen Teil der Kosten müssten die Anlieger aufbringen, allerdings halte sich dieser 30-prozentige Anteil für die Bürger im Rahmen. Überschlägig seien das nach heutigen Kalkulationen 80 Cent pro Quadratmeter.

Aber selbst bei diesem Preis - Zwischenruf aus dem Publikum: „Geben Sie uns das schriftlich?“ - regte sich Widerstand in der Versammlung. Ob das mit dem Kanal sein müsse, ob die Röhre denn wirklich nach 40 Jahren schon hin sei. „Ist ja schließlich unser Geld!“

Nun gut, „akuter Handlungsbedarf“ bestehe beim Kanal nicht, räumte der Bürgermeister ein, warb mit Engelszungen für die Sanierung. Die Anlieger sollten es nicht als Zwang sehen - „die Planung ist von jedem Druck frei“ -, sondern als Chance, den Wert ihrer Immobilie zu steigern. Die „nicht optimale Verkehrsführung“ mit Engpässen werde verbessert, versprach Beigeordneter Michael Hildebrand.

Kritik aus der Versammlung gab es für mangelhafte Grünflächenpflege, Patenschaften sollten wiederbelebt werden, um das abzustellen, regten Zuhörer an. Bürgermeister Röger protokollierte es, versuchte immer wieder von kleinteiliger Kritik zum großen Gesamtvorhaben Ortssanierung zurückzukehren.

Tipps für Geschäftsleute

Fürs wichtige Thema der Einzelhandelsförderung regte Alt-Bürgermeister Rolf Lindenberg den Dialog zwischen Stadtmarketingverein und den Geschäftsleuten an, damit die Stadt „notfalls Hilfestellung geben kann“. Außerdem regte er an, die Arbeitskreise „Stadtteil-Marketing Wahlscheid“, „Gestaltung der Wahlscheider Straße“ und „Städtebau: Baulandentwicklung“ um „Sport und Kultur“ zu ergänzen.

Die Fachkreise sollen nun ihre Arbeit aufnehmen. Nächster Gesprächstermin ist der 15. Januar.

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