Wanderroute 275Tippeltour durchs Bergische Land

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Die Tippeltour führt von Linde nach Delling. (Bild: Squentz)

Die Tippeltour führt von Linde nach Delling. (Bild: Squentz)

Wer in Kürten-Delling vor die Kirche tritt und sich vom malerischen Bild am Fuß der Treppe losreißt, um das Land entlang der Horizonte ringsum zu betrachten, der erkennt sofort, woher der Name „Delling“ stammt: von der Mulde, Talung, eben „Delle“ im Gelände, die von allen Seiten abfällt an den Lauf des Olper Bachs. Unumstritten scheint die Herleitung des Namens nicht zu sein, doch was wollten die Historiker wohl aus dem Ärmel ziehen gegen so viel Evidenz? Günter Netzers Gerhard Delling wäre ein etymologischer Scherz, der dank des älteren Kollegen Dieter Kürten nicht zwingend wirkte, sondern allenfalls gezwungen.

Nein: Das bergische Kleinod Delling, unser Wendepunkt für heute, liegt im Tal, „In der Delling“ nämlich, und passend machen wir uns auf der Höhe auf den Weg: „Op dr Ling“, nicht auf der Leine, sondern oben bei der Linde, wie seit dem 15. Jahrhundert der Flecken Linde heißt, heute ein Ortsteil von Lindlar, das seinerseits - nun ja, es lässt sich denken. Dass wir dabei über wunderbare Höhen in die schönsten Täler kommen, liegt im Bergischen Land ohnedies in der Natur der Sache.

Vom alten Linder Schulhof gegenüber der Kirche St. Joseph von 1869 wandern wir auf der Straße zurück und folgen dann, vorbei am Restaurant „Haus Burger“, der „Linder Straße“, hinweg über die „Dörler Straße“ und folgen dann neben (!) der unübersichtlichen Straße dem neuen Pfad „A 1“ in der Böschung zu Tal.

Vorbei am weißen Haus

Unten stoßen wir vor dem Ommerbach auf den Fahrweg („L“) und folgen ihm zunächst nur ein paar Meter rechts bis in den Weiler Müllersommer. Am Pfosten vor dem Strommast orientieren wir uns und steigen links in Richtung „Unterbersten“ mit dem Wanderweg „A 3“. Es geht vorbei am Kreuz der Eheleute Müller, Müllersommer 1926, vorbei auch am weißen Haus 7, dann steigen wir mit dem gesperrten Fahrweg auf in die freie Flur. Neben einer Pferdekoppel geht es auf die flache Höhe, von wo aus unser Blick weit in das Land reicht. Wer nichts erkennt, kennt immerhin den filigranen neugotischen Turm von Vincenz Statz in Linde, hinter uns. Mit fünfzig Jahren hatte der Kölner Diözesanbaumeister damals schon mehr als 150 Kirchen und Kapellen erbaut.

Zuletzt erreichen wir die kleine Kreisstraße auf der Höhe, gehen mit ihr etwa 150 m links („A 3“) und steigen dann bei einer Bank nach rechts ab. So geht es durch die Hofstatt Bosbach und weiter mit dem Wasserlauf desselben Namens bis ins Tal. Unten, wo neben einem Holzkreuz für einen unglücklichen „Peter“ der Siefen unseren Asphaltweg unterquert, folgen wir noch vor dem Olper Bach dem Weg nach rechts. Das ist neben „A 3“ nun auch der Rundweg um Kürten, deshalb „K“ genannt.

Abstecher ins Mittelalter

Der Olper Bach strebt der Kürtener Sülz zu wie der Ommerbach der Lindlarer Sülz, die sich bei Ommerborn vereinigen. In beiden Tälern liegen alte Höfe, die im Mittelalter lehenspflichtig waren: 78 etwa rings um Olpe, dazumal „Sloß Oelp“, dessen Herr die starke Hand, die vielen „Zehnten“ kaum noch fassen konnte. Was hätte Wilhelm von Lülsdorff, Herr seit 1383, wohl von einer „Abgeltungssteuer“ gehalten, 25 Prozent zuzüglich Soli? Freilich hätten seine Bauern da erst einmal etwas sparen müssen.

Wir sehen gegenüber in der Sonne den Weiler Eichen, dann das Dörfchen Kohlgrube, durch das ein Abstecher über die kleine „Hans + Ingrid-Vetter-Brücke“ von 2007 führt, vorüber an der Kläranlage und in der Böschung rasch hinauf und rechts hinunter, wieder an den Bach. Wir bleiben derweil auf dem diesseitigen, linken Ufer des Olper Bachs und kreuzen ihn auch nicht 400 Meter weiter, als wir die Zeichen so verstehen könnten, sondern steigen halbrechts in der Böschung auf nach Büchel, wo rechts, dem Fahrweg folgend, mit Nummer 11 ein sehenswertes Fachwerkdenkmal steht. Wir folgen darauf freilich weiter dem Asphaltweg bachaufwärts, herum um eine Gänsewiese mit Hühnern und Ziegen und wieder an den Lauf des Bachs heran, dem wir nun weiterhin entgegengehen.

Pfade am Prallhang

Vor der Olpermühle und einem Kreuz von 1886 wechseln wir das Ufer und steigen mit dem Fahrweg auf („K“ und „A 3“). In der spitzen Kehre halbhoch in der Böschung verlassen wir ihn dann nach rechts und wandern weiterhin dem Bach entgegen („A 1“, „A 3“, „K“). Der Weg führt wieder abwärts, bringt uns an der Schultheismühle mit ihrem Kreuz von 1780 rechts vorüber und gleich darauf über die Kreisstraße hinweg. Vorüber am schönen Fachwerkhaus 5 queren wir die Wiese und steigen dann geradeaus mit den drei Markierungen in der Böschung hinan. Noch einmal schwingt der Pfad sich auf den Prallhang, dann passieren wir im Schwenk nach links ein rot-weißes Drängelgitter, und wir erreichen die klassizistische Kirche von Delling, von einem Schüler Schinkels konzipiert, ein Bauwerk des preußischen Protestantismus als Denkmal einer lange unterdrückten Konfession.

1582 hatte es dem Lehnsherrn zu Olpe gefallen, für sich und für die Seinen, Mann, Maus und Mägde ebenso wie Kegel, Kind und Knechte, den neuen Glauben Luthers anzunehmen. Der gewalttätigen Gegenreformation im 30-jährigen Krieg entzog sich nur der Junker von Moesbach, genannt Breidenbach, in Delling, der es einer Handvoll Lutheranern zugestand, auf seinem Hof, denn eine Kirche gab es nicht, klammheimlich ihren Gottesdienst zu feiern. Eine Kirche bauten erst die Preußen, Herrscher in der Rheinprovinz und Protestanten, 1834. Ihr größter Schmuck im Innern ist eine Orgel aus dem Westerwald, rund dreißig Jahre älter als die Kirche selbst.

Rechts, wo das Gasthaus „In der Delling“ steht, lag einst der alte Lehnshof. Wir steigen die Treppen hinab und gehen dann links bis zum Küsterhaus („4“), dort im Rechtsschwenk über die Kerbe hinweg, deren Wasser gleich in einem kleinen Teich gestaut ist, wieder in das Tal des Olper Bachs und über die Brücke hinweg. Es geht an einem weißen Kruzifix vorbei und dann hinter Haus 26 rechts weiter mit Weg „K“ und anderen. So geht es um den Hof herum und dann bei einer rot-weißen Schranke dem Dellinger Siefen entgegen. Der Weg steigt bald an der Flanke des Pferdskopfes an. Nach 750 Metern Aufstiegs verlässt uns Weg „A 1“ auf einem Querweg nach links; dem folgen wir nun rechts bis an einen Querweg auf der Höhe bei einer offenen Schutzhütte. Weg „K“ schwenkt hier links, dafür folgen wir von nun an bis (fast) zuletzt dem weiten Rund um Lindlar („L“), gehen 200 m nach rechts und hinauf. Jetzt sind wir auf dem höchsten Punkt der Runde, 280 Meter hoch. Hier schwenkt Weg „L“ nach links und folgt nun, gut markiert, dem Lauf des Höhenrückens mit dem geringsten Gefälle hinab.

Apfelbaum und Scheune

Unten treten wir dann zwischen zwei Bänken aus dem Wald. Blicke, wohin man auch schaut! Einen Steinwurf weiter folgt Weg „L“ dem Querweg nach rechts, vorbei an einem malerischen Apfelbaum und dann nach links, mit einem Siefenlauf hinab nach Kaufmannsommer. Hinter der Teichanlage orientieren wir uns und durchqueren das Dörfchen zwischen der dunklen Scheune und dem weißen Haus 11a. Schon geht es wieder mit dem Fahrweg aufwärts und im Schwenk vorüber an der Abzweigung nach Rölenommer, weiter mit dem „L“. Auf der freien Höhe pfeift der Wind. Hier verlassen wir das Sträßchen und folgen bei einer Bank rechts dem Fahrweg „Zur Ommer 3,4,5“ bis an den Wald. Schon 50 m weiter verlassen wir den asphaltierten Weg und gehen halblinks in den Wald. Unser neu gestreuter Weg („L“) führt uns gleich ins Naturschutzgebiet („Waldmeister-Buchenwald“), hinter einem Stück mit Fichten talwärts geht es scharf nach links zurück und dann nach rechts, hinab und hinter einer Hinweistafel über einen Siefenlauf hinweg. Ihm folgen wir nach rechts, 200 m weit, bis wir den schönen Ommerbach erreichen, den wir zwischen einem dichten Saum von Erlen überqueren und dem wir dann nach links bis Müllersommer folgen („L“), zuletzt vorbei an einem Teich.

Dort waren wir schon zu Beginn der Runde, und so steigen wir am Ende hinter dem weißen Haus 8 hinauf, von 160 Metern auf die Höhe mit 205. Es ist das letzte Steigungsstück für heute.

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