Weißer Wal verirrte sich im Rhein

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Alle Versuche, das Tier zu fangen, scheiterten.

Alle Versuche, das Tier zu fangen, scheiterten.

Über Düsseldorf und Bonn trieb es ihn im Fluss bis nach Remagen.

Bonn - Auf den Namen „Moby Dick“ taufte der Volksmund einen rund fünf Meter langen Beluga-Wal, der sich vor 40 Jahren im Rhein tummelte. Am 18. Mai 1966 war er im Duisburger Hafen zum ersten Mal gesehen worden.

Alle Versuche, ihn zu fassen, schlugen fehl. Vier Tage nach seiner Ankunft war der ungewöhnliche Gast verschwunden, im holländischen Ijsselmeer soll er noch gesichtet worden sein. Am 31. Mai tauchte er wieder in Duisburg auf. Über Düsseldorf und Bonn trieb es den weißen Wal bis nach Remagen, wo er umdrehte und die Rückreise antrat. Am 15. Juni 1966 passierte er bei Emmerich die deutsch-niederländische Grenze in Richtung Rheinmündung und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Naturfreunde drückten ihm damals die Daumen, dass er es bis in seine heimischen sibirischen Gewässer schafft.

In Bonn wurde seinetwegen damals sogar eine Pressekonferenz abgebrochen, wie in der Tageszeitung vom 14. Juni 1966 zu lesen war: „Gestern nachmittag erschien Moby Dick zunächst in Höhe des Auswärtigen Amtes, dessen rhein-seitige Fenster von Angestellten und Beamten belagert waren. Dann zog er weiter stromauf am Bundespräsidialamt und am Bundeskanzleramt vorbei. Als er das Bundeshaus passierte, provozierte er den Abbruch einer internationalen Pressekonferenz, die gerade dort stattfand.

Die Journalisten ließen NATO NATO und EWG EWG sein und stürmten ans Rheinufer, um Moby zu sehen. Einige Sekretärinnen warfen aus Mitleid mit Moby ihre Butterbrote in den Rhein. Ob der Wal dieses Opfer angenommen hat, ist leider nicht überliefert.

Erst im Januar diesen Jahres gab es eine ähnliche Sensation in England. Ein Entenwal hatte sich in der Themse und bis nach London verirrt. Vergebens hatten Dutzende von Freiwilligen zwei Tage lang versucht, dem Tier den Weg ins 60 Kilometer entfernte Meer zu weisen. Das entkräftete Tier verendete.

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