WiedereröffnungDie Rückkehr des Goldes nach Nippes

Lesezeit 2 Minuten
Alexander Rolff (Bild: Ramme)

Alexander Rolff (Bild: Ramme)

Nippes / Marsdorf – „Nein, Gemüse habe ich bislang noch nie vergoldet“, sagt Wolfgang Saßmannshausen, der seit 30 Jahren in Köln und Umgebung als Restaurator und Vergolder tätig ist. „Auch wenn man schon lange im Geschäft ist, gibt es immer wieder mal eine Premiere.“ Saßmannshausen hat in diesen Tagen einen Kolkopf vergoldet, besser gesagt einen Kappes. Schließlich soll das Wahrzeichen der Nippeser Traditionskneipe „Em golde Kappes“ schon bald wieder die Fassade des Eckhauses an Neusser Straße und Einheitsstraße zieren und dabei glänzen wie vor fast 100 Jahren.

„Das ist zwar eine etwas filigrane und durchaus knifflige Arbeit, aber das kriegen wir alles wieder schön hin“, sagte der gelernte Restaurator. In der Werkstatt von Johann-Josef Krapohl („Reklame Tybi“) im Marsdorfer Gewerbegebiet werkelt Saßmannshausen schon seit ein paar Wochen an den Überbleibseln des 1913 vom Nippeser Wirt Matthias Becker eröffneten Gasthauses, das rund 96 Jahre im Familienbesitz war. Nachdem die letzte Inhaberin Mathilde B. (Name geändert) im Mai 2008 Insolvenz angemeldet hatte, wurden die Zapfhähne im „Kappes“ im Januar 2009 abgedreht. Allerdings nur vorläufig. Denn die Früh-Brauerei hat das Lokal vom neuen Hauseigentümer, einer Immobiliengesellschaft, gepachtet.

„Zwischen dem 20. und dem 25. Oktober machen wir auf“, sagt Früh-Geschäftsführer und Gesellschafter Alexander Rolff. „Auch wenn es derzeit auf der Baustelle noch nicht so aussieht. Aber wir hoffen, diesen Termin halten zu können.“ In enger Absprache mit dem Stadtkonservator wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude und die Gaststätte unter der Regie des Architekten Thomas Michael saniert und umgebaut. Rolff: „Wir haben einen hohen sechsstelligen Betrag investiert.“ Um ihre Verbundenheit mit dem lokalen Handwerk zu dokumentieren, hatte die Brauerei vorwiegend Kölner Unternehmen mit den Arbeiten beauftragt. Schließlich will man den Charakter und das kölsche Flair der Traditionskneipe erhalten. Dazu zählen im Inneren die alte Schrankwand und der urige „Beichtstuhl“ sowie an der Außenfassade die goldenen Buchstaben und der Weißkohl mit dem sechszackigen Brauer-Stern über der Eingangstür. Die Buchstaben, die das Haus seit der Gründerzeit zierten, werden momentan - restauriert und überarbeitet von der Schreinerei Hackenbroich - ebenfalls von Saßmannshausen vergoldet. Rund 20 Gramm des Edelmetalls werden dafür in dünnen Blättchen verarbeitet. Bei dem Lampenkorpus und dem Ausleger für den Kappeskopf wird jedoch auf eine Goldauflage verzichtet. „Das wäre auch übertrieben“, sagt Wolfgang Saßmannshausen. Die reich verzierte Konstruktion aus Schmiedeeisen hat er gesandstrahlt, entrostet und mit Bronzelack konserviert.

KStA abonnieren