Wiederhören mit einer Stimme

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Ein Entertainer durch und durch. Wenn Wolfgang Sauer erzählt, passieren 50 Jahre Musikgeschichte im Schnelldurchlauf. Als Musiker hat er immer den Spagat zwischen Jazz und Schlager versucht - und mit beidem Erfolg gehabt.

Ein Entertainer durch und durch. Wenn Wolfgang Sauer erzählt, passieren 50 Jahre Musikgeschichte im Schnelldurchlauf. Als Musiker hat er immer den Spagat zwischen Jazz und Schlager versucht - und mit beidem Erfolg gehabt.

„Wiederhören macht Freude!“ Wenn man die Stimme von Wolfgang Sauer hört, dann sind sie sofort da, die Erinnerungen. Diese Stimme hat uns getröstet: „Man braucht ja so wenig, um glücklich zu sein.“ Und er hat uns bedauert: „Du hast ja Tränen in den Augen.“ Vor allem aber hat diese Stimme die Erinnerungen an viele Melodien immer wieder aufgefrischt.

„Wiederhören macht Freude“, das ist die Botschaft von Wolfgang Sauer, inzwischen 74 Jahre alt. So heißt seine wöchentliche Sendung (WDR 4, mittwochs 14.05 bis 15 Uhr). Angefangen hat er 1949 in einer Bar in Wuppertal, der Journalist, der die Musikkritik verfasste, hieß Johannes Rau. Sauer war auch mal sechs Wochen mit den legendären „Vier Botze“ unterwegs: „Für mich als gebürtiger Wuppertaler ein Crash-Kursus in kölscher Sprache.“ Er hatte Gastspiele in den großen Tourneepalästen des Landes. „Ich war 300 Tage im Jahr unterwegs.“

Immer als Sänger oder Pianist - bis ihn Camillo Feldgen für den Rundfunk entdeckte. Erst für RTL - „die zahlten miserabel, das Geld ging fürs Hotel drauf“ -, es folgten die Europa-Welle Saar, Radio Bremen, der WDR. Sauer moderierte Musiksendungen, und er zog mit einem Aufnahmegerät durch die Konzertsäle und interviewte die Großen und Kleinen der Branche, „von Anneliese Rothenberger bis Mick Jagger“. Helen Schneider hatte er vor dem Mikrofon, lange bevor sie zum Star wurde, Santana bat vor Tournee-Start darum, doch von Wolfgang Sauer interviewt zu werden.

Gesungen hat er weiterhin. „Man braucht ja so wenig, um glücklich zu sein“ wurde 300 000 mal verkauft, ein erstaunlicher Erfolg „für einen langsamen Walzer, als alles anfing zu rocken“. „Und bei Senioren-Auftritten heute noch sehr beliebt“, schmunzelt der blinde Entertainer, der 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, unter anderem, weil er als Behinderter anderen Mut gemacht hat. Inzwischen tritt er ein wenig kürzer, ist sich aber nicht zu schade für Auftritte etwa in Seniorenheimen. Auf einen Abend im Oktober in Essen freut er sich besonders: „Ilse Werner hat angerufen, ob ich da nicht singen möchte.“ Er hat zugesagt und freut sich auf das Treffen mit der 81-Jährigen (berühmt für ihre „pfiffigen“ Lieder) und der Schauspielerin Carola Höhn (92): „Da bin ich das Nesthäkchen.“

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