„Es hilft, ruhiger zu schlafen“Kölner Veedelsretter knackt 280.000 Euro Umsatz

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Restaurants und Gaststätten in Köln mussten lange Zeit geschlossen bleiben.

Köln – Es ist die Zeit der Solidarität. Die Corona-Krise trifft privat und wirtschaftlich ins Mark. Viele Kölner Geschäfte, Kultureinrichtungen, Lokale und Kleinstbetriebe sind durch die Schließungen in ihrer Existenz bedroht. Doch durch das solidarische Handeln vieler Kölner gibt es einen Lichtblick: Über die gemeinnützige Plattform veedelsretter.koeln sind in zwei Wochen bereits 280.000 Euro umgesetzt worden, sagte Steffen Eggebrecht von der Köln Business Wirtschaftsförderung.

Das Prinzip der Plattform ist einfach: Auf der Internetseite können Gutscheine vom Café um die Ecke oder vom Fahrradladen des Vertrauens gekauft werden, was für Liquidität bei den Unternehmen sorgt.

Kölner Veedelsretter: „Wir waren den Tränen nah“

„Das gibt Zuversicht und Sicherheit“, sagte Werner Knippschild. Für die Gaststätte „Marktschänke Knippschild Werk 2“ in Dellbrück hätten er und seine Frau bereits um die 100 Gutscheine verkauft – eine der Erfolgsgeschichten der Veedelsretter. „Als wir die erste Rückmeldung bekommen haben, waren wir sehr überwältigt und den Tränen nah – es ist doch unvorstellbar, wie viele Menschen an einen denken. Niemand möchte, dass wegen der Corona-Krise das Veedel kaputtgeht.“ Jedes Geschäft gehe an seine Existenzgrenze durch laufende Kosten. „Für die Gutscheine gibt es später natürlich eine Gegenleistung, aber das Geld hilft jetzt, wo es eng werden könnte.“

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Mit Solidarität in so großem Maße hatte Knippschild nicht gerechnet. „Es ist auch eine schöne Rückmeldung, dass die Leute einen vermissen und sich darauf freuen, wieder kommen zu dürfen.“ Dank geht von seiner Seite auch an „das großartige Team dahinter, die alle sehr freundlich und geduldig sind“.

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Ins Leben gerufen haben die Plattform die Kölner Digitalagentur „Railslove“ in Kooperation mit der Köln Business Wirtschaftsförderung. 850 Unternehmen haben sich bereits kostenlos auf dem Portal registriert, so Eggebrecht. 7500 Gutscheine seien verkauft. Neben den Gutscheinen gibt es auch einen Veedelssoli, durch den der Lieblingsladen auch ohne direkte Gegenleistung unterstützt werden kann. „Von den 280.000 Euro sind 38.000 Euro Veedelssoli“, sagte Eggebrecht.

„Gutscheine helfen, ruhiger schlafen zu können“

„Bunte Burger“-Chef Ulrich Glemnitz möchte das, was über den Veedelssoli reinkommt, als „Trinkgeld“ an die Mitarbeiter seines veganen Bio-Burger-Restaurants weiterleiten. „Wir mussten durch die Schließung unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und so können wir sie finanziell ein wenig unterstützen.“ Glemnitz wählte von Anfang an einen transparenten Umgang und schreibt bei den Veedelsrettern: „Wenn nur 100 Leute einen 50-Euro-Gutschein bestellen, sind unsere monatlichen Fixkosten abgedeckt.“ Allein über die Veedelsretter habe „Bunte Burger“ schon über 3000 Euro eingenommen, so Glemnitz. „Das hilft natürlich enorm, um wieder ruhiger schlafen zu können.“

Auch die Kultkneipe „Mannis Rästorang“ hat von den Veedelsrettern profitiert. Bereits über 150 Gutscheine hätten sie über die Plattform verkauft. „Die Veedelsretter-Initiative ist eine schnelle und unkomplizierte Hilfe, die zu 100 Prozent bei den betroffenen Unternehmen ankommt“, so Inhaber Simeon Miron. „Jetzt kann man erst einmal aufatmen und muss nicht gleich alle Rücklagen ins Corona-Loch stecken, um zu überleben.“

„Die Gutscheine helfen aber nicht nur finanziell, sondern auch moralisch“, sagt Christian Schmalz vom Weisshauskino Köln. „Die Menschen gehen davon aus, dass wir nach der Krise wieder aufmachen. Das macht Mut.“ 

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