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„Top 40 unter 40“Wie Florian Falk mit Just Spices den Gewürzmarkt aufmischt

Lesezeit 5 Minuten
Just Spices Gründer

Gründer von Just Spices (v.l.): Florian Falk, Ole Strohschnieder und Bela Seebach

  • Die bunten Gewürzmischungen von Just Spices gehören inzwischen fest zum Supermarkt-Sortiment. Der Düsseldorfer Florian Falk hat die Firma mit zwei Freunden gegründet.
  • Begonnen hat alles im elterlichen Keller – die ersten Gewürzmühlen wurden dort mühsam befüllt.
  • Unser Autor erzählt von der Erfolgsgeschichte des jungen Unternehmens, das inzwischen einen zweistelligen Millionenumsatz macht.

Köln/Düsseldorf – Die in bunten Dosen verpackten Gewürzmischungen von Just Spices gehören inzwischen fest zum Sortiment vieler großer Handelsketten. Hinter dem 2012 gegründeten Düsseldorfer Unternehmen stecken drei Freunde. Einer von ihnen, Florian Falk, startete vor acht Jahren im elterlichen Keller die mühsame Arbeit an dem Gewürz-Start-up, das inzwischen einen zweistelligen Millionen-Umsatz erwirtschaftet.

Die ersten Gewürzmühlen, die Florian Falk mit eigenen Produkten befüllt, hat er mühsam bei einem Discounter eingekauft. So erzählt er es zumindest heute. Das Problem, vor dem er 2012 steht: Kauft er die Mühlen in Asien ein, ist zwar der Stückpreis niedrig, aber er muss eine große Menge einkaufen. Kauft er sie in Europa ein, bekommt er zwar auch kleinere Stückzahlen, muss aber mehr für die Mühlen bezahlen. In beiden Fällen steht am Ende ein hoher Rechnungsbetrag, den er nicht bezahlen kann. Schließlich stehen ihm und den beiden Mitgründern Ole Strohschnieder und Bela Seebach nur 10.000 Euro zur Verfügung, die sie sich mühsam zusammengekratzt haben.

120.000 Euro Umsatz im ersten Jahr

Demnach entdeckt Strohschnieder aber genau die richtigen Mühlen günstig beim Discounter. Falk klappert sämtliche Filialen im Umkreis ab, um 1000 Gewürzmühlen zu ergattern. Die sind aber bedruckt, sämtliche Etiketten müssen mit Hilfe von hochprozentigem Alkohol aus der Apotheke abgekratzt werden. Die Mühe lohnt sich: Aus dem Startkapital werden im ersten Geschäftsjahr 120.000 Euro Umsatz.

Bevor Falk, den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Rotonda Business Club kürzlich als „Top 40 unter 40 – Macher im Rheinland“ ausgezeichnet haben, ins Geschäft mit Gewürzmischungen einsteigt, probiert er viele Dinge aus: Der gebürtige Düsseldorfer will erst Musiker und dann Unternehmensberater werden, probiert sich an einem Unternehmen für individualisierte Socken aus und will mit einer Freundin eine Marke für Luxushandtaschen aufbauen.

Fuchs Gewürze ist der Marktführer

Mit seinen zwei ehemaligen WG-Mitbewohnern und BWL-Kommilitonen Strohschnieder und Seebach hat Falk schließlich die Idee, den Gewürzmarkt zu entstauben. Marktführer ist damals und auch heute noch Fuchs Gewürze: Das Unternehmen aus dem Teutoburger Wald betreibt 14 Produktionen auf vier Kontinenten, hat 3000 Mitarbeiter und einen globalen Jahresumsatz von mehr als einer halbe Milliarde Euro. Jahrzehntelang beherrscht das Traditionsunternehmen, weltweit größtes Gewürzunternehmen in Privatbesitz, die Gewürzregale der Handelsketten und beansprucht Dreiviertel des deutschen Milliarden-Gewürzmarkts für sich.

In einer Selbstdarstellung beschreibt Just Spices das damalige Geschäft mit Gewürzen als eines, „das das letzte Mal 1995 durch Kräuter der Provence ein Facelift erhalten hat“. Und obwohl das Innovationspotenzial im Gewürzmarkt Falk und seinen Mitstreitern zur Zeit der Gründung groß erscheint, raten ihnen Kenner davon ab, sich mit Größen wie Fuchs zu messen.

Gründer gingen auf Weltreise

2014, nach einer ersten Finanzierungsrunde, gehen die „Just Spices“-Gründer auf Weltreise, um Gewürzmischungen zu entwickeln. Ihr Ziel: „Eine emotionale Endkundenmarke aufzubauen“, sagt Falk heute. Aus Texas nehmen die Düsseldorfer ein Barbecue-Gewürz mit, aus Mexiko eines für Guacamole, aus Indien Pfeffer und Kardamom für Curry-Gerichte. Die Menschen, mit denen sie die Mischungen vor Ort entwickeln, lassen sie zeichnen und auf die bunten Verpackungen von Just Spices drucken.

Der Erfolg, den sie mit ihren Produkten haben, gibt Falk, Strohschnieder und Seebach Recht. Zwar gibt ihr Unternehmen keine genauen Umsatzmarken raus, jedoch sollen die Jahreserlöse im zweistelligen Millionenbereich liegen. Ihre Produkte lassen sie vor allem von Influencern in sozialen Medien bewerben. Kocht eine Bloggerin mit der Smartphone-Kamera im Selfie-Modus, öffnet sie nicht selten medienwirksam eine Küchenschublade, die mit einem ganzen Arsenal an „Just Spices“-Mischungen gefüllt ist.

60 Prozent des Umsatzes online erlöst

60 Prozent seiner Umsätze macht Just Spices folgerichtig online, aber auch im Supermarktregal läuft der Wettbewerb mit Größen wie Fuchs immer besser: Die großen Gewürzbatterien in bester Lage waren jahrzehntelang für das Traditionsunternehmen besetzt, inzwischen bevorzugen große Handelsketten wie Rewe immer häufiger die Düsseldorfer Produkte. Inzwischen hat Just Spices rund 80 Mitarbeiter.

2018 betrug der Umsatz mit Gewürzmischungen in Deutschland gut 88 Millionen Euro, Just Spices hat sich dabei als feste Größe etabliert, neben anderen jungen Marken wie Ankerkraut aus Hamburg. Ende 2018 steigt Just Spices auch ins Geschäft mit Fix-Produkten ein – Gewürzmischungen, die mit frischen Zutaten vermengt schnell zu einer Mahlzeit werden.

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Der in Deutschland mit den Tütengerichten generierte Umsatz betrug 2018/19 371 Millionen Euro, Marktführer sind Maggi und Knorr. Noch sind deren Regalflächen nicht stark beschnitten worden, aber die Düsseldorfer beanspruchen auch hier immer mehr Platz für sich. 

13 Millionen Euro von Investoren

Anfang 2020 erhielt Just Spices in einer weiteren Finanzierungsrunde insgesamt 13 Millionen Euro von Investoren. Unter ihnen sind namhafte Risikokapitalgeber wie Five Seasons Ventures aus Paris oder Coefficient Capital aus New York. Auch die Beteiligungsgesellschaft der Bitburger-Brauerei, Bitburger Ventures, zählt zu den Investoren. Mit dem frischen Kapital plant Just Spices, neue Marktsegmente zu erschließen, den Ausbau in Deutschland weiter voranzutreiben sowie im Laufe der Zeit seine Präsenz im übrigen Europa und Nordamerika auszubauen.

Für seinen Erfolg, seinen Tatendrang und seine Visionen haben der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Rotonda Business Club Florian Falk als „Top 40 unter 40 – Macher im Rheinland“ ausgezeichnet.

Im Podcast des Rotonda-Geschäftsführers Uli Kessel erzählt der Gewürzunternehmer noch mehr von sich und seinem aufregenden Weg.

Hier finden Sie den Podcast mit Florian Falk:

Das Gespräch gibt es hier auch als Video:

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