100-jähriges BestehenSo ist die Kölner Lebensmittel-Messe Anuga im Jubiläumsjahr

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Wenn Fleisch, dann exklusiv: Hier gibt es Premium-Rindfleisch mit mürbem Biss.

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Köln – Bio, vegan, regional, saisonal, nachhaltig, to go – das Ernährungsverhalten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Die Anforderungen an Lebensmittel scheinen stetig zu steigen. Und die Ernährungsindustrie reagiert und wird dabei von Jahr zu Jahr kreativer und innovationsfreudiger. Insgesamt mehr als 40 000 neue Lebensmittel kommen jedes Jahr in Deutschland auf den Markt, mehr als die Hälfte davon verschwindet aber auch recht schnell wieder.

100 Jahre Anuga – 7500 Aussteller aus 106 Ländern in Köln

Die Ernährungsmesse Anuga feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. 1919 hatte die Allgemeine Nahrungs-und Genussmittel-Ausstellung in Stuttgart Premiere. Ursprünglich als Wanderausstellung geplant, hatte sie Stationen in München und Berlin. Seit 1924 ist sie in Köln beheimatet. Vom 5. bis zum 9. Oktober zeigen 7500 Aussteller aus 106 Ländern ihre Neuheiten. Messechef Gerald Böse spricht von einer herausragenden Erfolgsgeschichte und betont, dass die Anuga in diesem Jahr die erfolgreichen Zahlen der vergangenen zwei Ausstellungen toppe. Erwartet werden 165 000 Besucher. Geöffnet ist die Messe nur für das Fachpublikum. Partnerland ist in diesem Jahr Paraguay. (cos)

Auf der weltgrößten Ernährungsmesse Anuga, die an diesem Samstag in Köln startet, hoffen viele Aussteller auf großes Interesse und einen der begehrten Plätze im Supermarktregal. Insgesamt 7500 Aussteller aus 106 Ländern zeigen bis einschließlich kommenden Mittwoch zum 100. Geburtstag auf dem Kölner Messegelände ihre Neuheiten. Dabei sind einige der neuen Kreationen auch durchaus gewöhnungsbedürftig. Was sind die großen Trends? Welche Innovationen werden gezeigt? Ein Überblick:

Ohne Tier

Nicht erst mit der Klimadebatte überdenken immer mehr Menschen ihren Fleischkonsum und suchen Alternativen. Blickt man aber auf die Zahl der echten Vegetarier – knapp fünf Prozent – und Veganer – 0,6 Prozent – , gäbe es hier für die Ernährungsbranche nicht viel zu verdienen. Allerdings werden immer mehr Menschen „Teilzeitvegetarier“ oder „Flexitarier“, was den Markt interessant macht.

Kekse überzogen mit der rosafarbenen Schokolade Rubio

Kekse überzogen mit der rosafarbenen Schokolade Rubio

Die Industrie wird dabei immer findiger – die Zeiten, in denen es zum Gemüse lediglich Tofu gab, sind lange vorbei. Pflanzenbasierte Fleisch- und Fischersatzprodukte sind einer der zentralen Trends auf der Anuga in diesem Jahr. So werden in den Messehallen fleischlose Burger und Würste auf Basis von Erbsen, nordischen Favabohnen und Reisprotein gezeigt. Auch vegane Garnelen gibt es mittlerweile.

Protein

Was Sportlern beim Aufbau ihrer Muskeln hilft, kann auch im Alltag nicht schaden, denken offenbar viele Verbraucher und fragen vermehrt Produkte mit diesem biologischen Makromolekül, umgangssprachlich Eiweiß, nach, was zu überdurchschnittlichen Wachstumsraten führt. Die Scheu vor dem Rückgriff auf Insekten als Basis scheint dabei längst verflogen zu sein. Die Produktpalette reicht von Bio-Insekten-Bällchen oder Knäckebrot aus Grillenmehl bis zu pflanzlichen Protein-Burgern sowie proteinreichen Joghurts.

Neue Ingredienzien

Die Vielfalt der Zutaten steigt stetig. Hoch im Kurs liegt derzeit etwa Hanf, das zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Erde zählt. Ganz ohne berauschende Wirkung findet sich die Pflanze in Limonaden oder Tees. Auch Hanfbrot mit Kürbiskernen wird angeboten. Für unterwegs werden auf der Messe auch Hanf-Gemüse-Sticks gezeigt.

Vegane Chips mit Speck-Aroma von 

Vegane Chips mit Speck-Aroma von 

Ebenso Kollagen findet sich in immer mehr Produkten. Der Hersteller eines Schokoriegels verspricht beispielsweise strahlende Haut, kräftiges Haar und gesunde Gelenke – eine ganze Menge guter Eigenschaften für einen einzigen Snack.

Fertiggerichte

Heißen heute Covenience, to go oder ready-to-eat und haben ihr ehemals zweifelhaftes Image als vitaminarm, fettreich und ungesund längst abgelegt. Zwar wollen die Verbraucher es schnell und unkompliziert, aber gesund soll es nebenbei trotzdem sein. So muss das Gemüse heute nicht mehr geputzt werden, sondern ist gesäubert und zerteilt zu haben oder oft auch schon vorgegart.

Erinnern an den nostalgischen Käse-Igel –  italienisch inspirierte Teigkränze

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Wer es sich noch einfacher machen möchte, kann sich gleich die Kochbox fürs Gericht kaufen, die eine komplette Zutatenliste für ein Rezept mit frischen Produkten und Convenience-Lebensmitteln enthält. „Damit ist Convenience vom »Aufwärmen« in den »Erlebnisbereich« gerückt geworden“, sagt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). In Deutschland ist die Zahl der neu eingeführten Kochboxen in den vergangenen vier Jahren um 17,2 Prozent gestiegen. Weltweit lag das Wachstum sogar bei 23,6 Prozent. Die Spanne reicht dabei von heimisch bis gänzlich exotisch. Und der Trend hält an. Insgesamt 83,5 Prozent der Produktneuheiten im vergangen Jahr waren Convenience-Lebensmittel.

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