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100 neue Jobs entstehenKölner Firma NKT erhält Milliardenauftrag für Stromtrasse

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NKT Nordlink

NKT-Mitarbeiter beim Bau der Nordlink-Trasse, die Strom aus norwegischer Wasserkraft nach Deutschland bringen soll

  • Die Stromtrasse Suedlink soll den Süden Deutschlands mit Offshore-Windenergie aus der Nordsee versorgen.
  • Der Zuschlag für das Kölner Unternehmen bedeutet auch, dass in der Stadt bald 100 neue Jobs entstehen sollen.
  • Unsere Autorin beleuchtet das Projekt und welche Schwierigkeiten es dabei gibt.

Köln – Es ist das größte Infrastrukturprojekt der Energiewende in Deutschland – die Stromtrasse Suedlink soll große Mengen Windstrom aus den Offshore-Windparks im Norden bis nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Rund 700 Kilometer lang soll die Verbindung werden, auf rund zehn Milliarden Euro beläuft sich die Investitionssumme des Vorhabens. Damit soll die Stromversorgung mit erneuerbarer Energie im Süden auch nach dem geplanten Abschalten der verbliebenen Atomkraftwerke bis Ende 2022 gesichert werden. Zudem soll damit das Ziel der Bundesregierung erreicht werden, bis 2050 rund 80 Prozent des gesamten deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.

Das Kölner Unternehmen NKT hat nun den Zuschlag bekommen, einen großen Teil der Kabel zu produzieren und zu verlegen. Auf rund eine Milliarde Euro beläuft sich der Auftrag durch die beiden Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW. Es ist der größte Auftrag in der Geschichte des Kölner Werks. Das 750 Kilometer lange Hochspannungs-Gleichstrom-Kabelsystem soll ab 2022 in den Werken in Köln sowie im schwedischen Karlskrona produziert werden. „Das Kölner Werk ist aufgrund seiner geografischen Lage hier sehr gut positioniert“, sagt Carsten Wolff, Vice President Landkabel im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

800 Beschäftigte im Chempark in Flittard

Im Zuge des Auftrags werde NKT auch weiter investieren und rund 100 neue Jobs in Köln schaffen. Im Werk im Chempark in Flittard arbeiten derzeit rund 800 Beschäftigte. Im Jahr 2022 soll die Produktion der Leitungen anlaufen, so Wolff. Ab 2023 soll dann mit der Installation begonnen werden. Dabei wird es besondere Herausforderungen bei der Überquerung der Elbe geben sowie bei der Verlegung in einem Salzbergwerk im Raum Heilbronn.

Zum Unternehmen

Das Unternehmen NKT wurde 1891 von dem Dänen Hans Peter Prior unter dem Namen Nordiske Kabel- og Traadfabriker gegründet. Er sah das Potenzial, hochwertige Kabel für die Stromverteilung und für das neumodische Telefon herzustellen. Nach mehreren Zukäufen übernahm NKT 1999 das Kölner Kabelunternehmen Felten & Guilleaume. 2010 eröffnete der dänische Konzern im Chempark in Köln-Flittard eine neue Anlage.

Kerngeschäft von NKT ist die Entwicklung, Produktion und Installation von Kabeln aller Art. Das Unternehmen gilt als weltweit führender Anbieter von Kabeltechnologie, die zum globalen Übergang zu erneuerbaren Energien beiträgt. Der Konzern hat Standorte in mehr als 14 Ländern und Produktionsstätten in Deutschland, Schweden, Polen, der Tschechischen Republik, Norwegen und Dänemark. Es beschäftigt weltweit 3300 Mitarbeiter. (cos)  

Ein Großteil der Ladung werde per Schiff transportiert, die Kabel werden später im Trassenkorridor in rund zwei Metern Tiefe eingebettet. „Es freut uns sehr, dass wir einen solchen Beitrag zur Energiewende in Deutschland leisten können“, sagt Wolff. Dabei würden die Kabel selbst nachhaltig in Werken produziert, die zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben werden.

Suedlink ist eine von drei langen Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindungen in Deutschland. In Norddeutschland wird der Korridor nicht nur mit Offshore-Windparks, sondern auch dem sogenannten Nordlink verbunden, der Strom aus Wasserkraft aus Norwegen liefert. Hier ist NKT bereits ebenso beteiligt wie am SuedOstlink-Korridor im Osten Deutschlands, womit der Konzern weitere 500 Millionen Euro erwirtschaftet.

2026 sollen Trassen betriebsbereit sein

Insgesamt sollen die drei Übertragungssysteme einen bedeutenden Teil der Stromversorgung abdecken. Voraussichtlich 2026 sollen die Trassen betriebsbereit sein. Für den ersten, nördlichen Abschnitt hat der Betreiber Tennet bereits zu Beginn des Jahres den Antrag auf Planfeststellung eingereicht. Die übrigen Abschnitte sollen im Laufe des Jahres folgen. Tennet ist bei Suedlink überwiegend für den nördlichen Trassenabschnitt zuständig. TransnetBW ist für den südlichen Vorhaben-Abschnitt verantwortlich.

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Gegen den Bau der Stromleitungen hatte es in der Vergangenheit immer wieder Bürgerproteste gegeben, die die Trassenführung durch ihre Regionen ablehnten. Mittlerweile haben sich die Baukosten deshalb auf rund zehn Milliarden Euro verdreifacht – unter anderem, weil man sich entschied, die Kabel im Zuge der Proteste überall unterirdisch zu verlegen. Die Kosten für das gesamte Großprojekt werden über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt und damit von allen Stromverbrauchern getragen.

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