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300 Mitarbeiter betroffenUS-Konzern Coty schließt Produktion in ehemaligem 4711-Werk

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Ein Regal mit Kosmetika (Symbolbild)

Köln – Erneut eine schlechte Nachricht für den Wirtschaftsstandort Köln. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ schließt der US-Kosmetikkonzern Coty sein Werk in der Stadt. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden damit ihre Jobs am Standort verlieren. Am Mittwoch um 14 Uhr wurde die Belegschaft über die Pläne informiert.

Der weltweit führende Parfümproduzent Coty will sparen und macht deshalb sein einziges Parfüm-Werk in Deutschland dicht. Bislang produziert Coty in in Köln-Bickendorf Düfte für Marken wie etwa Hugo Boss, Escada, Lacoste, Mexx oder Bruno Banani.

Prozess soll 2022 abgeschlossen werden

„Die Schließung des Standortes soll phasenweise nach Abschluss aller erforderlichen rechtlichen Prozesse erfolgen und im Sommer 2022 abgeschlossen werden“, heißt es von Seiten des Unternehmens. Der Konzern, der mehrheitlich der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehört, begründet den Schritt mit Überkapazitäten im Segment Düfte.

Zum Unternehmen

Coty Inc. ist ein börsennotierter Parfüm- und Kosmetikkonzern mit Sitz in New York. Er geht auf ein 1904 vom Parfümeur François Coty in Paris gegründetes Unternehmen zurück, das schon früh in den Vereinigten Staaten Geschäfte betrieb.

Coty zählt zu den größten Kosmetikunternehmen der Welt. Coty ist weltweit führender Anbieter von Parfüms und Nummer 3 bei dekorativer Kosmetik und vertreibt Produkte in über 150 Ländern auf der ganzen Welt. Zu Coty gehören unter anderem die Parfums der Marken Adidas, Balenciaga, Beyoncé, Bottega Veneta, Calvin Klein, Cerruti, Chloé, Chopard, David Beckham, Davidoff, Jil Sander, Joop! sowie JKylie Cosmetics. (cos)

„Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, unsere Produktions- und Standortstrukturen an die Erfordernisse effizienterer Betriebsabläufe anzupassen“, heißt es von Coty-Manager Richard Jones in einer Mitteilung. Durch die enormen Auswirkungen von Covid-19 auf das Geschäft mit Düften sei die Notwendigkeit zu handeln noch verschärft worden. Die Schließung solle die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. „Dies ist ein schwieriger, aber notwendiger Teil der Transformation von Coty hin zu einem stärkeren, schlankeren und fokussierteren Unternehmen, das langfristig gut aufgestellt ist“, so Jones.

Neben Köln hat der US-Konzern noch zwei weitere Werke in Europa – im französischen Chartres sowie in Spanien. Dorthin soll nun die Produktion aus Kostengründen verlagert werden.

Standort hat eine lange Tradition

„Wir wissen, dass die nächsten Monate eine besondere Herausforderung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sich bringen werden. Unsere erste Priorität liegt jetzt darauf, in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat den Prozess und den Zeitplan für die Schließung des Standorts zu gestalten“, so Wolfgang Reissner, Manager der Sparte HFC Prestige Manufacturing Deutschland, zu der das Werk gehört.

Der Standort in Köln-Bickendorf hat eine lange Tradition und eine wechselvolle Geschichte. Hier wurde bis 2003 das weltberühmte Kölnisch Wasser der Marke „4711“ produziert. 1994 verkauften die zerstrittenen Eigentümer und Mülhens-Vetter Ferdinand Mülhens und Dieter Streve-Mülhens die berühmte Marke an das Haarpflegeunternehmen Wella mit Sitz in Darmstadt.

2003 kaufte der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) Wella und übernahm das Werk, in dem Haarpflegeprodukte hergestellt wurden. 2016 übernahm Coty diverse Beautymarken von P&G, darunter auch Wella. Im vergangenen Jahr verkaufte Coty einen Anteil von 60 Prozent an Wella und andere Marken im Bereich professionelle Kosmetik- und Haarprodukte an den Finanzinvestor KKR.

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Bereits im vergangenen Jahr hatte der Konzern angekündigt, wieder profitabel werden zu wollen. Zudem will Coty Schulden abbauen und wachsen. Umgerechnet knapp 500 Millionen Euro will der Kosmetikkonzern bis Ende des Geschäftsjahres 2023 einsparen. Schon im ersten Quartal dieses Jahres waren es bereits 66 Millionen Euro, bis Ende des Jahres sollen es 165 Millionen werden.

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