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3800 Stellen werden in Köln abgebautArbeitsrechtler nennt Ford-Abfindungen „luxuriös“

Lesezeit 3 Minuten
Ford Arbeiter Abfindungen

Ford baut in Köln rund 3800 Stellen ab.

  • Ford zahlt jedem Mitarbeiter einen fünfstelligen Sockelbetrag.
  • Die Gewerkschaft nimmt deutlich Stellung zu den Plänen.
  • Die Abfindungen beim Leverkusener Konzern Bayer sind ebenfalls beachtlich.

Köln – Der Kölner Autobauer Ford will mit einem Abfindungsprogramm mehr als 5000 Mitarbeiter dazu bringen, das Unternehmen freiwillig zu verlassen. In der Belegschaft ist die Maßnahme hoch umstritten, die Mitarbeiter sind verunsichert. Arbeitsrechtler geben dem Angebot von Ford aber gute Noten. „Gesetzlich ist nicht geregelt, wie hoch eine Abfindung sein muss“, sagt Arbeitsrechtler Lars  Winkler, Partner bei der Düsseldorfer Kanzlei „Wilhelm Rechtsanwälte“.

Sockelbetrag von 30.000 Euro

Und doch gibt es für Arbeitnehmer Sicherheit – denn mangels eines Gesetzes hat sich  in Form von verschiedenen Richtersprüchen eine  von allen akzeptierte Faustformel etabliert. „Zuerst wurde diese vom Düsseldorfer Arbeitsgericht angewendet“, sagt Winkler. Daher heißt sie auch Düsseldorfer Formel. „Diese sieht vor, dass Arbeitgeber bei einem Stellenabbau 0,5 bis 0,7 Jahresgehälter  je Jahr Betriebszugehörigkeit an den Arbeitnehmer als einmalige Abfindung zahlen.“

Ford zahlt Mitarbeitern unter 50 Jahren ein Monatsentgelt pro Jahr der Betriebszugehörigkeit, wenn sie das Unternehmen freiwillig verlassen. Mindestens werden fünf Gehälter gezahlt, maximal 18. Dazu kommt noch für jeden ein Sockelbetrag von 30.000 Euro. „Für Mitarbeiter, die lange dabei sind, ist das im Vergleich zu anderen ein ordentliches Angebot, für Menschen, die noch nicht lange bei Ford arbeiten, ist es wegen des Sockelbetrages und der mindestens fünf Gehälter sogar luxuriös“, sagt Anwalt Winkler.

Gute Noten von den Gewerkschaften

Auch von den Gewerkschaften gibt es gute Noten für Fords Angebot. „Die Höhe ist deutlich über dem Durchschnitt in der Metall- und Elektroindustrie“, sagt Witich  Roßmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Köln.  Der mit dem Betriebsrat ausgehandelte Deal sei „fünfmal besser als viele Sozialpläne“, sagt Roßmann, weil der Betriebsrat eine Freiwilligkeit für die Beschäftigten herausgehandelt habe.

Bei Beschäftigten mit mehr als 55 Lebensjahren sinkt die Zahl der Monatsentgelte, die Ford zahlt, je näher die Personen am Renteneintrittsalter liegen. Die Belegschaft hatte dies kritisiert, Winkler und Roßmann teilen die Kritik nicht. „Die Zahlungen  sollen ja  vor allem Minderungen bei der späteren Rente ausgleichen“, sagt Winkler.

Bayer zahlt bis zu 63 Monatsgehälter

Vor diesem Hintergrund sind die Angebote, die der Leverkusener Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer seinen Mitarbeitern macht, ebenfalls hoch, besonders für seit Jahrzehnten Beschäftigte. Bayer hatte im vergangenen November angekündigt, weltweit 12.000 Stellen abzubauen. In Deutschland sind betriebsbedingte Kündigungen indes bis 2025 ausgeschlossen.

Seinen deutschen Mitarbeitern bietet Bayer Aufhebungsverträge, die über sechs Jahre laufen – Mitarbeiter sollen ab 57 Jahren in Rente gehen können und maximal 7,2 Prozent Abschlag von der gesetzlichen Rente verkraften müssen. Für Mitarbeiter unter 57 Jahren wurden Abfindungen von bis zu 63 Monatsgehältern ausgehandelt. Wer weniger als drei Jahre bei Bayer beschäftigt war, soll unterdessen eine Abfindung von drei Monatsgehältern erhalten.

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Die steuerlichen Vorteile – es gab einen steuerfreien Sockelbetrag – sind in Deutschland vor einigen Jahren abgeschafft worden. Einzige Möglichkeit, Steuern zu sparen, besteht darin, die Abfindung auf fünf Jahre zu verteilen. „Ein Privileg ist aber noch, dass auf die Zahlung weder für den Arbeitgeber noch für den Arbeitnehmer Sozialversicherungsbeiträge anfallen“, sagt Winkler.

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