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50.000 Kunden betroffenKreissparkasse Köln schließt mehr als ein Viertel der Filialen

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ksk

Die Kreissparkasse Köln reduziert ihre Filialen in der Region deutlich.

Köln – Für viele Kunden wird der Weg zu ihrer Kreissparkassen-Filiale weiter: Das Institut mit Sitz in Köln will bis zum Frühjahr 45 von 158 Filialen dichtmachen. Die Mitarbeiter sollen in benachbarten Filialen weiterbeschäftigt werden, von wo aus auch die betroffenen 40.000 Kunden künftig betreut werden sollen. Am stärksten betroffen sind von den Sparmaßnahmen der Rhein-Erft-Kreis mit 19 Filialen und der Rhein-Sieg-Kreis mit 16 Filialen. Im Rheinisch-Bergischen Kreis fallen acht Häuser weg. Im Oberbergischen Kreis zwei.

Welche Filialen geschlossen werden (hier lesen)

Kreissparkassenchef Alexander Wüerst begründete den harten Schritt mit dem veränderten Kundenverhalten: „Viele Kunden kommen nur noch einmal im Jahr in die Filiale. Sie wählen aber 350 Mal pro Jahr den digitalen Zugangsweg – beispielsweise über das Smartphone“, so Wüerst.

Die Filialen, die nun geschlossen werden, seien praktisch alle unrentabel. „In den meisten dieser Filialen geben wir einen Euro aus, um einen Euro zu verdienen.“ Viele dieser Geschäftsstellen seien auch sehr klein – in Büsdorf sei die Filiale etwa im Erdgeschoss eines Einfamilienhauses untergebracht und nur knapp 60 Quadratmeter groß. Oft arbeite dort nur ein Mitarbeiter, im Schnitt sind es in den nun  schließenden Häusern 1,3 Mitarbeiter.

Keine Kündigungen vorgesehen

80 Mitarbeiter, davon 70 Vollzeitkräfte,  sind von den Schließungen betroffen.  Kündigungen sollen nicht ausgesprochen werden. Allen  Mitarbeitern werde ein Arbeitsplatz in der benachbarten Filiale angeboten. In den Filialen seien künftig im Schnitt 3,6 Mitarbeiter beschäftigt. Dadurch könne man den Kunden auch mehr Beratung anbieten und verspreche  sich mittelfristig mehr Geschäft – etwa im Bereich Baufinanzierung oder in der Vermögensberatung.

Der Zeitplan sieht folgendermaßen aus: Zunächst werden im Herbst die Schließungen im Oberbergischen Kreis erfolgen, Anfang 2019 dann im Rhein-Sieg-Kreis. Im Frühjahr 2019 folgen dann der Rheinisch-Bergische-Kreis und der Rhein-Erft-Kreis.

Automat als „Grundversorgung“

„Uns ist wichtig, dass wir an jedem betroffenen Standort eine  Lösung anbieten“, so Wüerst. Die stellt sich das Institut so vor:    An die Stelle der Klein-Filialen rückt vielerorts ein Geldautomat, damit eine „Grundversorgung mit Bargeld gewährleistet“ sei, so Wüerst. Zudem werden die kleinen Busse, die die Kreissparkasse heute schon als „mobile Filiale“ einsetzt, mehr Haltestellen anfahren. 

Vier solcher Fahrzeuge, in denen Bankgeschäfte getätigt werden können,  sind bereits in ländlicheren Regionen im Einsatz.  Da die Kreissparkasse diese Angebote in ihre Rechnung mit einbezieht, sinkt die Zahl der „Präsenzen“ bei der Vorstellung der Pläne in Köln nur um eine einzige Präsenz: von 232 auf 231, auch wenn 45 Filialen wegfallen. Statt  158 Filialen gibt es  zwar künftig nur 113, die Zahl der Regionalfilialen bleibt stabil. Statt 35 Geldautomaten gibt es aber künftig 66 und  statt 39 Haltepunkten des Busses  künftig 52. Dass Kunden diese Art von „Präsenz“ als gleichwertigen Ersatz sehen, davon ist aber nicht auszugehen.

„Hätte ich mir damals nicht vorstellen können“

Der Schritt kommt insofern überraschend, als dass bislang mögliche Schließungen in diesem Jahr dementiert wurden. Als man dem Verwaltungsrat entsprechende Überlegungen vorgestellt habe, sei aber schnell der Entschluss gereift, dass mögliche Anpassungen zeitnah umgesetzt werden sollten.

Vor gut sechs Jahren hatte die Kreissparkasse Köln schon einmal insgesamt 43  Filialen geschlossen. „Dass wir uns dieses Jahr wieder mit der Thematik beschäftigen würden, hätte ich mir damals  nicht vorstellen können“, sagte Wüerst.

Vier Millionen Euro will das Institut allein an Sachkosten einsparen, mittelfristig verspricht sich das Institut  positive Effekte von zehn Millionen im Jahr – auch durch mehr Geschäft. Viele Immobilien seien angemietet, ein Teil gehöre dem Institut auch. Man prüfe derzeit, was damit geschehen soll und hoffe, an der einen oder anderen Stelle Verkaufserlöse zu erzielen.

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