Altmetall-EntsorgungSo will ein Start-up die Schrottentsorgung vereinfachen

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Schrottbienen

Ein Mitarbeiter holt Schrott ab.

Köln – Nicht grundlos haben Thilo Hamm und seine beiden Mitgründer ihr Start-up auf den Namen Schrottbienen getauft. Denn so wie Bienen sollen die Vans des Unternehmens ausschwärmen, um Altmetalle von Privatleuten, Handwerkern und Unternehmen einzusammeln. Schließlich fällt gerade bei letzteren oft viel Schrott an, dessen Lagerung aufwendig und kostenintensiv ist.

Punkten will das Start-up durch Masse: „Eine einzelne Biene ist für den Imker nicht sonderlich hilfreich, produziert alleine noch keinen Honig, hunderte Bienen hingegen schon“, erklärt Hamm. Das unterscheidet das Unternehmen von klassischen Schrotthändlern: „Wir nehmen auch viele kleine Sachen mit, da wir ohnehin unterwegs sind und es sich eher lohnt, die Autos vollständig zu beladen“, sagt Hamm.

An der Abholstelle wird das Altmetall analysiert, nach Metallsorten getrennt und gewogen. „Das Altmetall wird dann in unsere Fahrzeuge geladen und zu den entsprechenden Sammelstellen gebracht.“

Urbane Rohstoffminen

Schrottbienen verkauft das Metall, um es wiederzuverwerten. Das ist Hamm zufolge auch aus umwelttechnischen Gründen notwendig: „Um beispielsweise ein Kilogramm Aluminium herzustellen, werden 85 Kilogramm Ressourcen der Welt verbraucht. Für ein Kilogramm Kupfer sind es sogar 500 Kilogramm“, sagt er. „Es ist deshalb klar, dass wir ohne die urbanen Rohstoffminen nicht auskommen werden.“

Der Service ist für Privatkunden kostenfrei. Für Handwerker sowie kleine und mittelständische Unternehmen, bei denen in der Regel auch mehr Altmetall anfällt, gibt es unterschiedliche Tarife mit unterschiedlichen Serviceleistungen wie beispielsweise Tragehilfe beim Abtransport oder Entsorgung von Verpackungsmaterial.

Vergütungen für Hochwertiges

Mittlerweile holt das Unternehmen bei manch einem größeren Kunden auch Altmetall spontan auf Zuruf ab, zum Beispiel weil deren Lager voll sind – in der Regel sind eigentlich ein paar Tage Vorlauf einzuplanen, damit die Route der Autos besser geplant werden kann.

Erreichen können Interessenten die Schrottbienen per E-Mail oder über ein Formular auf der Webseite. „Wir haben außerdem eine Webapp programmiert, die wir gerade mit einigen Kunden testen“, erzählt Hamm. „Die meisten Handwerker benutzen aber eher Whatsapp. Die schicken uns ein Foto von etwas und fragen, ob wir das gebrauchen können.“ Für besonders hochwertige Altmetalle gibt es nämlich Vergütungen. „Da halten wir uns an tagesaktuelle Notierungen von Rohstoffpreisen, die sind allerdings recht volatil“, sagt Hamm.

Neuer Name, altes Konzept

Neu ist das Konzept nicht. Unter dem Namen Remetal haben Schrottbienen-Mitgründer Sebastian Kopsan und Florian Kriependorf bereits ein ähnliches Produkt angeboten, allerdings nur für Privathaushalte. Das Unternehmen war mit 40 Mitarbeitern auf einem guten Weg, erklärt Hamm. Dann hatte der Investor aus strategischen Gründen das Projekt eingestellt.

Gemeinsam mit Thilo Hamm haben sie das Projekt wiederbelebt. Während das Unternehmen den Namen Scrapbees trägt, tritt man aber nach außen hin aber als Schrottbienen auf. „Den Namen kann man sich einfach gut merken“, erklärt er. Mit Juli 2020 fiel die Gründung zwar mitten in die Corona-Pandemie: „Wir haben gesehen, dass gerade die Privatkunden nun Zuhause sind und weiter an ihren Häusern arbeiten. Handwerk, Sanitär und so weiter liefen ohnehin unbeirrt weiter“, sagt Hamm. Nicht zuletzt das Thema energetische Sanierung habe in den vergangenen Jahren die Menge an Altmetallen erhöht.

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Profitabel sind die Schrottbienen derzeit noch nicht. „Wir haben viel in Marketing und unsere Vertriebsmannschaft investiert“, erklärt Hamm. „Die Autos selbst sind aber schon profitabel.“ Die derzeitigen 11 Autos sollen bis Ende des Jahres auf 20 aufgestockt werden. Viel braucht es dazu eigentlich nicht, außer Fahrer, Tablet mit der Unternehmens-App und Auto – doch gerade letztere seien angesichts der aktuellen Lieferschwierigkeiten nicht ganz so einfach zu organisieren.

Auch das Einzugsgebiet soll erweitert werden. Zurzeit ist man primär im Rhein-Ruhrgebiet und im Bergischen Land unterwegs. „Wir machen gerade erste Tests in Stuttgart, um zu schauen, ob das Prinzip überall funktioniert“, sagt Hamm. Langfristig wolle man deutschlandweit und auch über die Grenzen hinaus arbeiten. Um all das zu finanzieren, ist Schrottbienen auf Suche nach Investoren gegangen: „Wir sind gerade dabei, eine Finanzierungsrunde zu schließen und den Grundstein für neues Wachstum zu legen.“

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