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Atemschutz und Desinfektion aus NRWWie Ford und andere durch die Krise helfen

Lesezeit 4 Minuten
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Das Ford-Schild vor dem Kölner Werk.

  • Der Kölner Autobauer Ford prüft, ob er mit 3D-Druckern Teile für Atemschutzmasken herstellen kann.
  • Immer mehr Unternehmen stellen ihre Produktion um oder unterstützen andere, um die Krise zu bewältigen.
  • Unsere Autoren haben acht hilfreiche Beispiele gesammelt.

Köln – Die Not, die durch die Corona-Epidemie über die deutsche Wirtschaft hereingebrochen ist, lässt viele Unternehmen solidarisch werden. Manche spenden Geld, viele leihen ihre freigestellten Mitarbeiter aus. Noch mehr stellen ihre Produktion teilweise um und erzeugen Dinge, die im Kampf gegen das Virus dringend notwendig sind. Das positivste vorweg: Die Hilfsbereitschaft ist gerade so groß, dass sich diese Liste fast beliebig fortsetzen ließe. Daher der Hinweis: Das ist nur eine nachahmenswerte Auswahl.

Ford

Der Kölner Autobauer Ford, dessen Produktion in Deutschland und ganz Europa derzeit ruht, bietet in der Coronakrise Hilfe an. Auf individuelle Nachfrage stelle der Autokonzern Fahrzeuge zur Verfügung, etwa für Lieferdienste oder im medizinischen Bereich, sagte eine Sprecherin.

Darüber hinaus prüfe Ford, ob man mit Hilfe der 3D-Drucker des Unternehmens Teile für Atemschutzmasken produzieren könne. Es gebe zudem weitere Überlegungen zu möglichen Hilfsangeboten, die in den kommenden Tagen konkretisiert würden. Im Werk in Saarlouis wird derweil auf dem Gelände ein Coronavirus-Abstrichzentrum eröffnet. In der Drive-Through-Station sollen bis zu 600 Tests am Tag vorgenommen werden. Die Ford-Werkstätten bieten ihren Kunden bundesweit zudem an, das Auto nach einer Reparatur komplett zu desinfizieren.

Auch bei Ford in Großbritannien arbeitet man in einem Konsortium mit Unternehmen der Luftfahrt sowie aus dem Bereich Medizintechnik an Lösungen, um Beatmungsgeräte für Krankenhäuser zu produzieren. Bereits am Dienstag hatte der US-Mutterkonzern zusammen mit den Konzernen General Electric (GE) und 3M angekündigt, ihre Kräfte zu bündeln, um die Produktion der in der Corona-Krise dringend benötigten Beatmungsgeräte zu beschleunigen. Über die Kooperation mit GE und 3M hinaus plane der US-Autobauer auch noch, mehr als 100.000 Plastikgesichtsmasken pro Woche in einer eigenen Fabrik zu fertigen und seine 3D-Druck-Technik für Schutzausrüstung einzusetzen.

Henkel

Der Düsseldorfer Waschmittel- und Klebstoffhersteller Henkel hat Teile seiner Produktion spontan umgestellt. Henkel will seine Anlagen nun umrüsten und Desinfektionsmittel an ausgewählten Standorten herstellen. Die Produkte sollen öffentlichen Einrichtungen und Berufsgruppen im Kampf gegen Corona helfen. Neben Geld will der Konzern auch fünf Millionen Körper- und Haushaltshygiene-Produkte spenden. „Die Spende umfasst Handdesinfektionsmittel, Seife, Schutzausrüstung sowie Waschmittel, und andere Haushaltsreiniger“, teilte eine Sprecherin jetzt mit.

Crêpes Suzettes

Susanne und Daniel Kelber stellen normalerweise in ihrer Sülzer Nähwerkstatt unter dem Label Crêpes Suzettes ab März aus bunten Stoffen vor allem Schultüten her. Doch im Corona-Frühling ist alles anders. Der Handel steht still. Die Bestellungen der Geschäfte blieben aus – und die Kelbers änderten kurzerhand das Produkt: Nun nähen sie aus ihren fröhlich gemusterten Baumwollbahnen Atemschutzmasken mit farbigen Bändern, die nicht nur praktisch sind, sondern auch hübsch aussehen.

Coptr

Die Kölner Firma Coptr ist spezialisiert auf „Bevölkerungskommunikation“. Konkret heißt das, mobile Hardware, die per Lautsprecher und Laufbändern Menschen etwa in Fußballstadien informieren. Jetzt sind die Geräte mit der neuesten Technik nach dem Katastrophenschutz-Standard Movas etwa am Aachener Weiher in Köln im Einsatz, um die Menschen zu warnen und große Ansammlungen oder Freiluftpartys zu verhindern.

Covestro

Aufgrund der aktuellen Situation rund um das Coronavirus hat Covestro an seinen deutschen Standorten die Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter bereits ausgeweitet. Aber auch außerhalb des Unternehmens unterstützt der Werkstoffhersteller seine Nachbarn. So hat Covestro der Stadt Leverkusen vergangene 500 Atemschutzmasken gespendet. Die Masken werden vor allem von Feuerwehr und Rettungsdiensten benötigt. Im Falle eines Patiententransports oder Einsatzes können die Masken an Rettungshelfer und Patienten verteilt und genutzt werden.

Wilhelm Rechtsanwälte

Viele Gastronomen und Hoteliers glauben, Corona-Schäden seien durch ihre Versicherungen nicht gedeckt. „Noch schlimmer: Viele Versicherungen suggerieren ihren Kunden das, obwohl es nicht stimmt, da geht mir der Hut hoch“, sagt Mark Wilhelm, Namenspartner der 18-köpfigen Kanzlei Wilhelm Rechtsanwälte in Düsseldorf. Weil ihm das zuwider war, hat Wilhelm Betroffenen bundesweit ein Angebot gemacht. Jeder Gastronom kann ihm seine Police schicken, diese prüft seine Kanzlei dann auf mögliche Schadenersatzchancen.

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Ist das aussichtslos, fallen keine Anwaltskosten an, so sein Angebot. Falls doch, wird die Kanzlei mit etwa 15 Prozent am Schadenersatz beteiligt, was gerade die Kosten deckt. „Das in den Policen zu erkennen, ist überhaupt nicht trivial, und in vielen Fällen gibt es echte Chancen auf Schadenersatz“, sagt Wilhelm. Er verbreitete sein Angebot per Selfie-Video im Netz. Binnen 36 Stunden gab es Hunderte Anfragen. Drei der 18 Anwälte kümmern sich seither nur noch um Corona-Schadensfälle. Seine Mailadresse heißt: neinkostetnichts@wilhelm-rae.de

Ineos

Die Chemiefirma Ineos nimmt eine neue Anlagen zur Herstellung von Handdesinfektionsmitteln mit einer Kapazität von je einer Million Flaschen pro Monat in Betrieb.  Ineos errichtet sowohl in Großbritannien als auch im deutschen Herne eine Produktionsanlage. Krankenhäuser in beiden Ländern will Ineos während der Krise kostenlos beliefern.

Krispy Kebab

Der Bielefelder Döner-Imbiss Krispy Kebab darf keine Gäste mehr bewirten, nur noch zur Mitnahme. Weil der Wirt daher ein Übermaß an Toilettenpapier hat, gibts für jeden im Internet vorbestellten Abhol-Döner eine Klopapierrolle gratis. (mit se)

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