Atomkraft, KinderarbeitRentenversicherungen fallen beim Nachhaltigkeits-Check durch

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Rente

Altersvorsorge-Produkte gelten in der Versicherungsbranche als Wachstumsmarkt. 

Berlin – Altersvorsorge-Produkte gelten in der Versicherungsbranche als Wachstumsmarkt. Die Gesellschaft altert, die gesetzliche Rentenversicherung stößt an ihre Grenzen – also bietet sich für Berufstätige eine private Ergänzung an.

Doch private Rentenversicherungen weisen häufig erhebliche Defizite im Hinblick auf die ethisch-ökologische Dimension der Kapitalanlage auf, wie aus einer neuen Untersuchung der Verbraucherzentrale Bremen hervorgeht. „Selbst Geschäfte mit international geächteten Waffen wie Landminen und Streumunition schließen einige Versicherungen nicht konsequent aus“, beklagen die Konsumentenschützer. Ein Überblick.

Was genau hat die Verbraucherzentrale untersucht?

Die Bremer Experten nahmen 46 Anbieter von privaten Rentenversicherungen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsstandards unter die Lupe. Die Informationen dazu lieferten eine Anbieterbefragung sowie Veröffentlichungen der Unternehmen. Es geht um die Frage, ob die internen Standards der Versicherer verhindern, dass Geld in umstrittene Bereiche wie Rüstung, Atomkraft oder Kinderarbeit fließt. Die Versicherer investieren die Beiträge der Kunden am Kapitalmarkt, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können und ihrerseits einen Überschuss zu erwirtschaften.

Was kam bei der Untersuchung heraus?

Ein Ergebnis: „22 der 46 untersuchten Rentenversicherer machen Angaben zu mindestens einem Ausschlusskriterium“, schreiben die Verbraucherschützer. Am häufigsten würden Investitionen in geächtete Waffen und Nahrungsmittelspekulation ausgeschlossen. „Nur zwei Versicherer wenden demnach umfangreiche ethisch-ökologische Ausschlusskriterien an: die Familienfürsorge und die Concordia oeco, deren Kriterien allerdings nur für die Produktlinie „Leben oeco“ gelten.“

Sind die Unternehmen wenigstens auskunftsfreudig?

Nach Angaben der Verbraucherzentrale veröffentlichen fast die Hälfte der Versicherer keine aussagekräftigen Informationen zu ihren Nachhaltigkeitsstandards und wollten auch auf Anfrage dazu keine konkreten Angaben machen. „Die Branchen-Riesen Axa und Allianz verweigerten Auskünfte darüber, inwieweit Atomkraft, Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen, Glücksspiel und Pornographie bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtig werden“, schreiben die Experten.

Wie lautet das Fazit?

„Versicherungsunternehmen haben deutlichen Nachholbedarf bei den Nachhaltigkeitsstandards für ihre Kapitalanlage“, stellen die Bremer Konsumentenschützer fest. Das gelte auch für den Klimaschutz. „Nur vier Versicherer schränken Investitionen in die klimaschädliche Kohle ein.“ Das sind neben der Concordia oeco und der Familienfürsorge mit Einschränkungen die Allianz Lebensversicherung und die Axa Lebensversicherung.

Wie sollten sich Sparer jetzt verhalten?

Die Verbraucherzentrale hat eine Übersicht zusammengestellt, aus der hervorgeht, welche Unternehmen ethisch-ökologische Ausschlusskriterien formuliert haben. 

Darüber hinaus raten die Verbraucherschützer, sich bei fondsgebundenen Rentenversicherungen nicht von der Auswahl an Öko-Fonds blenden zu lassen. Bei vielen Rentenversicherungsprodukten lande der Löwenanteil der Zahlungen in der allgemeinen Kapitalanlage, wobei hier nur selten ethisch-ökologische Standards angewendet würden.

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