Bundeswehr-Aktion vor Kölner FordwerkWie unsensibel kann man eigentlich sein?

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Job Fort Ford

Mit dieser Marketing-Aktion sorgt die Bundeswehr für Kritik beim Kölner Autobauer Ford.

  • Der Autohersteller Ford baut derzeit Tausende Arbeitsplätze ab. Die Bundeswehr nutzt die vermeintliche Gunst der Stunde und wirbt vor den Ford-Werken in Köln mit dem Slogan „Job Fort“.
  • Einfach nur zynisch, findet unsere Autorin.

Köln – Werbung kann und muss oft provokant sein, um Aufmerksamkeit zu generieren. Dass gut gemachte Slogans oftmals auch einen hohen Unterhaltungswert haben, zeigt der Autovermieter Sixt.

Immer aktuell, meist politisch und auf den Punkt, wirbt das Münchner Unternehmen für seine Leihwagen. Die Polit-Profis, die für die Kampagne herhalten müssen, sind schon von Berufswegen gewöhnt, einiges auszuhalten. Potenzielles Ziel von Satire zu sein, gehört dazu, wenn man in der Öffentlichkeit steht.

Vielleicht hatte die Bundeswehr ein solch gelungenes Kampagnen-Beispiel wie das von Sixt vor Augen, als sie sich entschied, vor den Werkstoren von Ford und VW mit den Sätzen „Job Fort“ oder „Jetzt Job fürs Volk Wagen“ Werbung in eigener Sache zu machen. Es sollte wohl unkonventionell und humorvoll sein – ist es aber nicht.

Denn der Fall ist hier gänzlich anders gelagert. Beide Autokonzerne bauen tausende Arbeitsplätze ab. Die Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahrzehnten für die Unternehmen arbeiten und nun ihre Jobs verlieren, treffen die Einschnitte hart – auch wenn das Unternehmen Abfindungsprogramme anbietet und nicht betriebsbedingt kündigt.

Verunsicherung bei Ford ist groß

Die Verunsicherung ist groß, vor allem bei Fordler im mittleren Alter, die auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr als Nachwuchs gelten und für die die Rente noch in vergleichsweise weiter Ferne liegt. Hinzu kommt die hohe Identifikation vieler mit den Produkten, die sie in Köln entwickeln und bauen. Da wirkt der Satz „Job Fort“ nur zynisch.

Die Bundeswehr, die diese Menschen für sich begeistern möchte, hätte in einer so schwierigen Situation zwingend Sensibilität an den Tag legen müssen. Mit einem Truck an den Werkstoren vorbei zu fahren, wirkt wie der Versuch billiger Menschenfängerei. Warum sich die Armee für diese Aktion entschieden, und das gegen den Willen der Ford-Geschäftsführung, mit der man bereits in Gesprächen über Jobwechsler ist, dazu wollte sich gestern im Ministerium niemand äußern. Aber man sollte sich dort in der Führungsetage mal vor Augen führen, welches Bild man als potenzieller Arbeitgeber vermittelt – nämliches eines, dass völlig daneben ist. 

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