Caravan-Salon trotz CoronaDeutsche kaufen immer mehr Wohnmobile

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Kompakte Wohnmobile wie dieses liegen im Trend und sind sehr begehrt.

Düsseldorf – Im zweiten Corona-Jahr hält der Boom der Campingbranche unvermindert an, und das nach fast zehn Jahren mit ohnehin ordentlichem Wachstum. Im ersten Halbjahr wurden knapp 63.000 Reisemobile und Caravans in Deutschland neu zugelassen, wie der Caravaning Industrieverband (CIVD) am Mittwoch in Eltville mitteilte. Das entspricht einem Wachstum von circa 15 Prozent gegenüber der ersten Hälfte des Vorjahres.

Reisemobile besonders begehrt

Besonderen Anteil an dem Rekordergebnis hatten die Neuzulassungen von Reisemobilen, die um mehr als 22 Prozent auf rund 48.500 stiegen und einen Höchststand erreichten. Das erste Halbjahr hatte der Branche einen neuen Allzeitbestwert beschert. Bereits zur Jahresmitte wurden damit so viele Freizeitfahrzeuge neu zugelassen wie im gesamten Jahr 2017 – was damals einen neuen Rekord darstellte. Auch der vergangene Monat lieferte ein Top-Ergebnis: 9.388 Neuzulassungen sind 2,6 Prozent mehr als im Juni 2020.

Besonders viele Neueinsteiger

Die Branche erfährt vor allem Zulauf von Neueinsteigern, die sich erstmals für einen Urlaub mit Reisemobil oder Caravan interessieren, wie Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer CIVD, sagt. „Caravaning ist in diesen Zeiten eine der sichersten Urlaubsformen, da man mit einem Freizeitfahrzeug individuell und nur mit Personen des eigenen Haushalts verreist und durch eigene Schlaf-, Wohn-, Koch- und Sanitärmöglichkeiten weitestgehend autark ist“, sagte Onggowinarso. Der Boom des Wohnmobils, also eines vollständigen Fahrzeugs mit eigenem Antrieb, geht offenbar einher mit einem Rückgang an Käufen bei Caravans, also Wohnwagen, die von einem Pkw gezogen werden. Die Caravan-Neuzulassungen sanken um fünf Prozent, was laut Onggowinarso vor allem durch Probleme in den Lieferketten bedingt ist. „Die Pandemie wirkt sich weltweit immer noch stark auf die Verfügbarkeit von Komponenten und Rohstoffen aus.

Lieferprobleme durch Corona-Lockdown

Bei den Herstellern von Wohnmobilen und Caravans gleichermaßen stehen viele Fahrzeuge, die praktisch fertig produziert sind, aber nicht ausgeliefert werden können, weil ein bestimmtes Teil fehlt“, sagt Onggowinarso. „Wir sind aber optimistisch für die zweite Jahreshälfte. Wenn sich die Situation in der Produktion positiv entwickelt, könnte die Marke von 120.000 neu zugelassenen Fahrzeugen am Jahresende erstmals erreicht werden“, so der Verbandsgeschäftsführer.

Die Ursachen für die sinkenden Absatzzahlen der Caravans sind aber vielfältiger als nur der Rohstoffmangel. So erschweren die in den 1990er Jahren geänderten Führerscheinregelungen jüngeren Autofahrern das bewegen eines Wohnwagengespanns. Wer vor 1999 einen Führerschein der damaligen Klasse 3 gemacht hat, also einen Pkw-Führerschein, darf damit auch Zugfahrzeuge bis 7,5 Tonnen und Anhänger bis 11 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fahren. Wer nach 1999 einen Standardführerschein gemacht hat (Klasse B), ist nur berechtigt, Gespanne zu fahren, bei denen Pkw und Anhänger zusammen nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Das ist mit den immer schwerer werdenden Pkw und auch Wohnwagen schnell überschritten. Dann ist der Führerschein der Klasse BE erforderlich, der das Fahren von Gespannen bis sieben Tonnen erreicht, dazu ist eine Fahrprüfung erforderlich. Seit 2013 gibt es aber eine Erleichterung: Den Führerschein der Klasse B96. Der erlaubt das Fahren von Gespannen bis 4,5 Tonnen und ist ohne Prüfung zu erlangen. Sieben Stunden in der Fahrschule in Theorie und Praxis sind ausreichend. Die Kosten liegen bei 300 bis 500 Euro.

Caravan-Salon vom 28. August bis 5. September

Hoffnung bei den Herstellern von Wohnwagen und Wohnmobilen liegen auf der Messe Caravan-Salon. Dieser fand trotz Corona auch im Spätsommer 2020 in Düsseldorf statt. Auch dieses Jahr soll er nicht ausfallen. Die Messe ist für den 28. August bis zum 5. September geplant. Fast alle Aussteller, die vergangenes Jahr pandemiebedingt abgesagt hatten, sind 2021 wieder dabei, wie die Messe Düsseldorf mitteilt. Insgesamt sollen es 590 sein. Im Trend sind dieses Jahr neben besonders kompakten Wohnmobilen in Kleinbus-Größe vor allem Dinge, die Wohnwagen und Caravan digital vernetzen.

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Der 60. Caravan-Salon ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tickets, die man online buchen sollte, kosten 15 Euro, ermäßigt 11 Euro und für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren 5 Euro. Der Zutritt ist wegen Corona nur möglich für Menschen, die geimpft, getestet oder genesen sind, und dies nachweisen können. Die tägliche Besucherzahl ist auf 20.000 begrenzt.

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