CarsharingWarum in Köln erst 50 E-Fahrzeuge unterwegs sind

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Car2Go fährt in fünf Städten mit Elektro-Smarts.

Car2Go fährt in fünf Städten mit Elektro-Smarts.

Köln – 500 elektrisch betriebene Fahrzeuge des Essener Energieversorgers Innogy fahren künftig auf den Straßen Warschaus im Rahmen von Innogys erstem Elektro-Carsharing. Die Bürger der polnischen Hauptstadt können dann für ein geringes Entgelt das BMW-Modell i3 nutzen. Auch in anderen europäischen Städten ist E-Carsharing längst an der Tagesordnung.

So betreibt Car2Go, Stuttgarter Anbieter und Daimler-Tochter, in vier europäischen Städten voll-elektrische Flotten, die von insgesamt 461 000 Kunden pro Tag mehr als 10 000-mal genutzt werden; In Amsterdam fahren bereits seit 2011 350 Elektro-Smarts; in Paris sind es 400, in Madrid sogar 850.

Einfache Buchung per App

Auch in Stuttgart können Car2Go-Nutzer 500 E-Autos der Marken Smart und Mercedes per App buchen. Doch die baden-württembergische Landeshauptstadt bildet damit die Ausnahme in Deutschland. Während es in europäischen Metropolen ein Leichtes zu sein scheint, die emissionsarme Elektromobilität in Carsharing-Angebote zu integrieren, scheitert es in deutschen Großstädten an einem mangelhaften Versorgungsnetz.

Abgesehen von Stuttgart hat Car2Go lediglich noch in Hamburg fünf E-Autos „im Rahmen eines Elektro-Pilotprojekts“ im Einsatz, teilt das Unternehmen mit, das mit dem bisherigen Konkurrenten Drivenow zum Einheitsservice Sharenow fusioniert.

Drivenow hat Elektro-Fahrzeuge bereits stärker in seine vier Geschäftsgebiete integriert: In München und Berlin ist jedes zehnte Fahrzeug der BMW-Tochter ein i3-Modell, in Hamburg sogar jedes Dritte – im gemeinsamen Geschäftsgebiet Köln und Düsseldorf werden jedoch nur gut sieben Prozent der Autos elektrisch betrieben.

Ladeinfrastruktur ist entscheidend

„Wie hoch der Anteil von Elektrofahrzeugen ist, hängt vor allem von der Ladeinfrastruktur ab, die in den Städten unterschiedlich stark ausgeprägt ist“, sagt ein Drivenow-Sprecher. In manchen Städten lasse die Verwaltung mit sich reden, damit sie einen stärkeren Ausbau fördere, in anderen lasse der Ausbau aber zu wünschen übrig, so der Sprecher: „Grundsätzlich wollen wir das Thema E-Mobilität in unseren Flotten forcieren. Wie schnell das geht, hängt auch von äußeren Umständen ab.“

Hamburg etwa sei ein positives Beispiel: Im Rahmen einer Partnerschaft habe die Stadt zugesagt, die Zahl der Ladepunkte bis Ende des Jahres auf 2019 zu erhöhen – im Gegenzug brachte Drivenow 130 neue E-Autos in die Stadt.

Eine verbesserte Ladeinfrastruktur erhöht auch die Bereitschaft der Kunden, E-Autos zu nutzen, ergab eine Umfrage von Drivenow. 60 Prozent gaben an, sie seien nicht bereit, einen Umweg zu fahren, um die Batterie aufzuladen.

Obwohl es sich nicht rechnet: Auch Cambio setzt in Köln auf E-Autos

Immerhin haben Anbieter wie Car2Go und Drivenow durch ihre Konzernmütter leichten Zugang zu Elektrofahrzeugen, und Innogy produziert die Stromtankstelle in Eigenregie. Anders sieht es etwa bei Cambio aus – das Bremer Carsharing-Unternehmen ist weder Autobauer noch Besitzer von Ladesäulen und hat durch den Betrieb von E-Autos ungleich höhere Kosten. „Wir können nur das anbieten, was wirtschaftlich tragbar ist“, sagt eine Sprecherin.

E-Autos seien in der Anschaffung zwei- bis dreimal so teuer wie konventionelle Fahrzeuge, eine Ladesäule koste zudem einen fünfstelligen Betrag. Die Fahrzeuge von Cambio werden an firmeneigenen Stationen abgestellt und abgeholt, brauchen also ihre eigene, teure Stromtankstelle.

Trotz widriger Umstände, hat Cambio in Köln inzwischen knapp 30 elektrische Renault Zoé im Angebot – rund fünf Prozent der Flotte, auch wenn sich das noch nicht rechnet.

So kommt Köln auf rund 50 Elektrofahrzeuge – ein geringer Anteil der insgesamt 1250 Carsharing-Fahrzeuge, die die drei großen Anbieter Car2Go, Drivenow und Cambio in der Stadt zur Verfügung stellen.

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