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ComputerSorglos im Netz

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Die Computerkriminalität in Deutschland nimmt zu, das Sicherheitsbewusstsein der Verbraucher sinkt jedoch.

Die Computerkriminalität in Deutschland nimmt zu, das Sicherheitsbewusstsein der Verbraucher sinkt jedoch.

Berlin –  Wird schon gutgehen - das denken noch immer die meisten Menschen in Deutschland, wenn es um die Sicherheit ihrer Daten geht. Und: Die Nutzer wissen zwar immer mehr über die Gefahren im Netz, allerdings sinkt ihre Bereitschaft, sich durch Updates oder sichere Passwörter zu schützen. Die Kluft zwischen Wissen und Handeln verschärft sich. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, für die der Verein "Deutschland sicher im Netz", der auch vom Innenministerium unterstützt wird, mehr als 2000 Menschen befragt hat.

Laut Studie haben 60 Prozent der Bundesbürger einen erhöhten Aufklärungsbedarf. Insbesondere die Gruppe der sogenannten Fatalisten, zu denen viele junge Menschen gehören, offenbarte bei der Befragung ein mangelndes Sicherheitsbewusstsein. Auch Senioren, die sich noch nicht so routiniert im Netz bewegen, haben Schwierigkeiten, wenn es um sichere Passwörter oder Updates geht. "Der Index zeigt, dass wir in Deutschland noch ein sehr unterschiedlich ausgeprägtes Wissen über IT-Sicherheit haben", erklärte Ulrich Kelber, parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz.

Kinder besser informieren

Kinder und Jugendliche sollen schon in Kürze über das Bedrohungspotenzial im Schul-Unterricht besser informiert werden. Von professioneller Aufklärungsarbeit sprach Thomas Kremer, der Vorstandsvorsitzender des Vereins, er forderte dafür allerdings finanzielle Unterstützung für die Zukunft.

Das Bundeskriminalamt belegt jedes Jahr mit neuen Zahlen, dass die Computerkriminalität in Deutschland zunimmt. Vor drei Jahren wurden fast 46 000 Fälle bekannt, ein Jahr später waren es fast 50 000. Die Zahl wird in Zukunft steigen, davon gehen die Experten aus. Beim Bundeskriminalamt erwarten die Beamten einen höheren Organisationsgrad und bessere Technik der Angreifer. "Die Bedrohungslage hat sich deutlich verschärft", sagte auch Kremer.

Die Zahlen der Studie belegen, dass die Bürger das Gefühl haben, deutlich häufiger von Sicherheitsvorfällen betroffen zu sein. Das persönliche Gefährdungsgefühl hat trotzdem leicht abgenommen und liegt bei 27,1 Punkten. Dies hänge wohl damit zusammen, dass es doch nicht zu einem "signifikanten Problem" etwa mit dem Online-Banking gekommen sei, erläuterte Hartmut Scheffler, Geschäftsführer des Unternehmens Kantar-TNS, das die Studie durchgeführt hatte. Auf der anderen Seite sei das Sicherheitswissen leicht auf 86,4 Punkte um knapp zwei Zähler nach oben geklettert, das tatsächliche Sicherheitsverhalten leicht gesunken auf 51,4 Punkte.

Aber lassen sich die Bürger wirklich motivieren zu bewusstem Verhalten? Auf die Frage, ob vielleicht Vorbilder fehlten, gab es nachdenkliche Gesichter bei der Pressekonferenz. Youtube-Stars, die sich in ihren Videos für Datensicherheit einsetzen, sind eher die Ausnahme.

Auch Behörden, Firmen und Software-Produzenten wurde zuletzt mangelhaftes Sicherheitsbewusstsein vorgeworfen, als über die Wanna-Cry-Attacke berichtet wurde. "Die Verbraucher sind nicht alleine verantwortlich", so Kremer. Er forderte eine nationale Anstrengung. "Digitale Kompetenz ist die Schlüsselkompetenz im 21. Jahrhundert", sagte er.

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