Corona-Krise beschert UmsatzeinbruchFlughafen Köln/Bonn verliert 100 Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
Der Flughafen Köln/Bonn

Der Flughafen Köln/Bonn

Köln – Die Folgen der Corona-Pandemie bringen den Flughafen Köln/Bonn in eine missliche Lage. „Bedingt durch Corona verbuchen wir in diesem Jahr wahrscheinlich einen Umsatzverlust von mehr als 100 Millionen Euro“, sagte Flughafenchef Johan Vanneste am Freitag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“

Sparmaßnahmen beim Personal

Der Plan vor Corona sah für das erste Quartal 2020 zwar leichte Verluste vor, was üblich ist, da die Reisewelle vor allem im Sommer stattfindet. Die jetzige Entwicklung liegt aber deutlich unter Plan. Der Flughafenchef und sein Finanz-Vorstand Torsten Schrank befürchten dadurch am Jahresende einen Verlust von ungefähr 50 Millionen Euro.

Die Differenz soll durch ein Bündel an Sparmaßnahmen ausgeglichen werden. Beim Personal wird durch Abbau von Überstunden, vor allem aber durch Kurzarbeit gespart. Für 80 Prozent der 1600 Mitarbeiter wurde bislang Kurzarbeit angemeldet. Die Gehälter werden auf 90 beziehungsweise 95 Prozent des Normallohns aufgestockt. Neben einem Einstellungsstopp gibt es Einsparungen bei Beraterverträgen, Dienstreisen, Leiharbeitern und Energiekosten. „Außerdem verschieben wir die Sanierung der Rollbahn D“, sagte Vanneste. Durch all diese Maßnahmen sollen Kosten von etwa 50 Millionen Euro eingespart werden.

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Nicht auf finanzielle Hilfen angewiesen

Laut Schrank ist der Airport, der dem Bund, dem Land, den Städten Köln und Bonn sowie den angrenzenden Landkreisen gehört, nicht auf finanzielle Hilfen seiner Eigentümer angewiesen. „Wir können das Stand heute mit unserer Liquidität durch Bankkredite stemmen“, sagte Finanzvorstand Schrank auf Nachfrage. Der Flughafen habe mit mehr als 30 Prozent eine relativ gute Eigenkapitalquote, die durch die aktuelle Krise nur geringfügig schrumpfe.

Zum Vergleich: Der Flughafen Düsseldorf muss wegen der hohen Verluste durch die Corona-Krise schon bald sein Eigenkapital erhöhen. Bereits Ende 2019 lag die Eigenkapitalquote des Flughafens bei nur 13,4 Prozent. Hintergrund ist der mehr als 20 Jahre alte Gesellschaftervertrag des Flughafens. Er legt fest, dass Gewinne vollständig ausgeschüttet werden. 50 Prozent des Düsseldorfer Airports sind im Eigentum von privaten Anteilseignern.

Passagierverkehr zum Erliegen gebracht

Die Corona-Maßnahmen haben den Passagierverkehr in Köln wie überall auf der Welt fast zum Erliegen gebracht. Bereits Ende Februar gab es einen Einbruch von zehn Prozent bei den Fluggästen. Seit der letzten Märzwoche liegt der Einbruch bei 99 bis 100 Prozent. Ein anschauliches Beispiel: „In April und Mai nutzten insgesamt 11 000 Passagiere den Flughafen – im Vorjahr waren es 2,1 Millionen“, sagte Vanneste.

Ein Hoffnungsschimmer für Köln/Bonn ist das Luftfrachtgeschäft, das in der Corona-Krise auch zur Einfuhr wichtiger Medikamente und Schutzausrüstungen merklich angestiegen ist. Je nach Woche lag die Zahl der Fracht-Flugbewegungen um bis zu 18 Prozent über dem Vorjahr, die Tonnage nicht, was darauf hindeutet, dass vor allem leichte Güter eingeflogen wurden. Köln ist einer der bedeutendsten Frachtflughäfen Deutschlands, Cargo spielt in Düsseldorf fast keine Rolle.

Viel Verkehr in der Corona-Pandemie

Das führt auch zu einem kuriosen Ranking. In der Corona-Pandemie gehörte der Regionalflughafen zu den fünf verkehrsreichsten Flughäfen des Kontinents, deutlich vor den weit größeren Airports München und Düsseldorf, wo es mangels Frachtverkehr fast gar keine Flüge gab. 

Das Jahr 2019 war für Köln/Bonn auch alles andere als erfreulich. Der Verlust lag bei 19,3 Millionen Euro, immerhin eine halbe Million weniger als befürchtet. Die Zahl der Passagiere war im Vorjahr um fünf Prozent auf 12,4 Millionen gesunken, auch wegen des Abzugs der Eurowings-Langstrecke.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bis Ende Juli soll die Zahl der Passagier-Flüge ab Köln wieder auf 160 pro Tag steigen. 300 bis 400 wären normal. Laut Vanneste wird man die Spuren des Corona-Shutdowns bis 2023 spüren.

KStA abonnieren