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Die Stunde der LärmgeplagtenBürger kritisieren Umbau-Pläne des Flughafens Köln/Bonn

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Anwohner des Flughafens betrachten Übersichten, die die Lärmbelastung dokumentieren.

Anwohner des Flughafens betrachten Übersichten, die die Lärmbelastung dokumentieren.

Köln – Es war der Moment, auf den viele lärmgeplagte Anwohner des Flughafens Köln/Bonn seit Jahrzehnten gewartet hatten. In den Kölner Sartory Sälen begann gestern die erste Anhörung im Planfeststellungsverfahren für den Flughafen. Mehr als 100 Anwohner, Vertreter von Kommunen sowie Verbänden waren in den traditionsreichen Saal in der Friesenstraße gekommen, der ansonsten eher für karnevalistische Hochstimmung bekannt ist. Recht nüchtern dagegen war die Stimmung gestern beim Auftakt des Planfeststellungsverfahrens – bis Freitag sind täglich weitere Termine anberaumt. „Es ist das erste Mal, dass wir unsere Kritik detailliert öffentlich im Rahmen eines solchen Verfahrens überhaupt zur Sprache bringen können“, sagt Anwohner Klaus Weile aus Rösrath. „Wir müssen weiter kämpfen, etwa gegen den Passagierflug in der Nacht“, ergänzt der Rösrather Heinrich Mersmann.

„Konstruktiver Dialog mit den Bürgern“

Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens, wie es bei großen Verkehrs- und Infrastrukturprojekten in ganz Deutschland nötig ist, will sich der Flughafen Umbaupläne auf seinem Gelände genehmigen lassen. Man erhoffe sich einen „konstruktiven Dialog mit den Bürgern“, sagte Flughafenchef Johan Vanneste.

Fluglärmgegner sehen aber vor allem die Möglichkeit, erstmals ihre gesamte Kritik und Beschwerden in Fragen des Lärmschutzes, Nachtruhe und Gesundheit zur Sprache zu bringen. Insgesamt 16 000 schriftliche Einwendungen waren Ende 2017 bei der Bezirksregierung Düsseldorf, die für die Luftaufsicht zuständig ist, eingegangen. Mittlerweile füllen sie fast 40 Aktenordner.

Rechtlich wird der Flughafen so behandelt, als ob er planfestgestellt worden wäre. Nach der Wiedervereinigung wurde festgelegt, dass bundesweit Flugplätze als planfestgestellt gelten, die bereits bis zum Stichtag 31. Dezember 1958 in Betrieb waren.

Seit den 1990er Jahren ist Köln/Bonn stetig gewachsen und hat erweitert, etwa wurde ein zweites Terminal gebaut. Genehmigt wurden die Aus- und Umbauten zwar alle, aber Lärmschützer kritisieren, dass dies nicht unter Beteiligung der Anwohner oder im Zuge einer Umweltverträglichkeitsprüfung geschehen ist.

Airport hat einige Erweiterungen im Visier

Der Airport möchte das Vorfeld A für sechs weitere Flugzeuge nutzen. Das hatte das Bundesverwaltungsgericht 2007 verboten. Eine Gepäckhalle soll auf dem Areal abgerissen werden, damit zwei weitere Maschinen parken können. Zudem sollen die Vorfelder E und F verbunden werden, damit dort weitere Maschinen Platz finden. Darüber hinaus will der Airport ein Hotel bauen. Am Frachtriegel sollen jetzige Büroareale die Möglichkeit bekommen, perspektivisch für Fracht umgenutzt werden zu können. Zudem soll das Frachtzentrum ebenso erweitert werden wie das Terminal 2. Darüber hinaus geht es unter anderem auch um eine neue Parkmöglichkeiten für Mitarbeiter. Für das Jahr 2030 rechnet der Airport mit rund 15 Millionen Passagieren und 1,5 Millionen Tonnen Fracht. Diese Mengen zu bewältigen wäre aber auch ohne die Umbauten möglich, betont der Airport. „Die flugbetriebliche Kapazität des Flughafens wird durch die Nutzung der beantragten Vorfelder nicht erhöht. Dies wird durch das den Antragsunterlagen beigefügte Kapazitätsgutachten belegt“, so der Flughafen.

Viele Kritiker gehen davon aus, dass durch die Umbauten, etwa mehr Raum auf den Vorfeldern, mehr Wachstum generiert werden kann, was wiederum die Lärmbelastung erhöht. Einmal genehmigt, könne der Flughafen unter Umständen auch die doppelte Kapazität abfertigen, glaubt Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn. Der Airport habe bislang nicht die geringste Rücksicht auf die Anwohner genommen, sondern sei immer gewachsen, ohne die Aufwendungen für den aktiven oder passiven Lärmschutz zu erhöhen. Es brauche für die Anwohner einen äquivalenten Ausgleich. Claudia Wieja, Vorsitzende der Fluglärmkommission (FLK) forderte auf der Veranstaltung ein Verbot von Passagierflügen in der Nacht und lehnte eine mögliche Ausweitung des Frachtverkehrs ebenso ab wie Lohmars Bürgermeister Horst Krybus. Er forderte hier eine Neuregelung. Es gebe ja schließlich auch ein Sonntagsfahrverbot für Lkw auf den Straßen.

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