Drastischer RekordEin Drittel aller Kölner Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet

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Arbeitslose NRW

Die Agentur für Arbeit

Köln – Die Corona-Krise trifft den Kölner Arbeitsmarkt schwer. Wie die hiesige Agentur für Arbeit mitteilt, hat bereits etwa ein Drittel aller Betriebe in der Stadt Kurzarbeit angemeldet. Bis zum 26. April seien die Anzeigen von mehr als 11.000 Betriebe für insgesamt 158.294 Beschäftigte geprüft worden, sagte der Vorsitzende der Agentur, Johannes Klapper. Diese Zahl beinhaltet kleine Einzelhändler mit nur einem Beschäftigten genauso wie große Konzerne mit tausenden Mitarbeitern.

„Hauptbetroffen ist der Gastgewerbe. Köln mit seinem großen Tourismus-, Gastronomie- und Dienstleistungssektor ist von den Einschränkungen in der Corona Pandemie stark betroffen“, sagte Klapper. „Trotzdem sind wir froh, dass viele Betriebe den Weg der Kurzarbeit gegangen sind, statt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen.“

Zahl der Arbeitslosen deutlich gestiegen

Auch die Zahl der Arbeitslosen ist im April deutlich gestiegen: Gegenüber dem Vormonat wuchs sie in Köln um 13,6 Prozent auf 52.986 Personen. Gegenüber dem Vorjahresmonat wuchs sie sogar um 16,7 Prozent. Insgesamt gab es 6323 Arbeitslose mehr, diese Zahl beinhaltet aber beispielsweise auch rund 3000 Menschen, die gerade Weiterbildungs- und Fördermaßnahmen beendet haben und nun in die Statistik einfließen.

NRW-weit stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 69.846 auf 718.000 Menschen. Bundesweit stieg sie um 308.000 Arbeitslose auf 2,6 Millionen. Vor allem das Ausbleiben der Frühjahrsbelebung – eigentlich stellen Arbeitgeber in dieser Zeit verstärkt Personal ein – belastet die Zahlen. Sowohl die NRW- als auch Kölner Arbeitsagentur betonen aber, dass die absoluten Arbeitslosenzahlen trotz des drastischen Anstiegs noch weit entfernt von vergangenen Hochs liegen. Ein Beispiel aus Köln: Im Frühjahr 2005 stieg die Zahl der Arbeitslosen hier um etwa 3000 Personen auf knapp über 70 000 Arbeitslose. Jetzt stieg sie um 6500 auf etwa 53 000. 

Drastische Auswirkungen

Dennoch: Die Auswirkungen der Corona-Krise sind drastisch. Die kommende Rezession dürfte die stärkste der Nachkriegsgeschichte werden: „Schlimmer war es nie“, sagte dazu Detlef Scheele, Vorsitzender der Bundesagentur für Arbeit. Dadurch gerate auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck. Nicht so sehr, weil es in großem Stil zu Entlassungen gekommen sei. Eher, weil es kaum noch offene Stellen gebe und weil arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie etwa Qualifizierungen gar nicht erst beginnen könnten. „Das arbeitsmarktpolitische Geschehen ist praktisch zusammengebrochen“, sagte Scheele.

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Die Auswirkungen der Corona-Krise seien „erheblich stärker“ als die der Finanzkrise, sagte auch Klapper. 2008 und 2009 hätten bundesweit 1200 Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Nun übertreffe allein die Kölner Zahl diesen Wert deutlich. In Nordrhein-Westfalen haben bislang insgesamt fast 152 000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet, bundesweit sind es 751 000 – das entspricht in beiden Fällen genau wie in Köln etwa einem Drittel der Gesamtgröße. Insgesamt wurde Kurzarbeitergeld für 10,14 Millionen Beschäftigte beantragt. Diese Zahl bedeutet aber nicht, dass letztlich auch genauso viele Menschen tatsächlich in Kurzarbeit gehen werden.

Die Agentur für Arbeit in Köln hat derweil die Anzahl der Mitarbeiter, die sich mit der Kurzarbeit befassen, verzehnfacht. Klapper bittet dennoch um Verständnis dafür, dass es bei der Abrechnung der Kurzarbeit zu Wartezeit kommen könne. (mit dpa)  

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