Düsseldorfer Ex-Air-Berlin-Chef wird 70Vom Kofferträger zum Airlinebesitzer

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Joachim Hunold, auf dem Bild noch Chef der Air Berlin

Joachim Hunold, auf dem Bild noch Chef der Air Berlin

Köln – In Amerika ist das Wort „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ der Traum eines ganzen Volkes. Die Idee, mit nichts zu starten und zum großen Wirtschaftsstar zu werden, beflügelt die Nation. In Deutschland sind solche Geschichten rar. Wenn es einen gibt, dessen Vita dem nahe kommt, dann ist es der Düsseldorfer Joachim Hunold, oder besser „der Achim“, denn Hunold pflegt das joviale Du mit ausnahmslos jedermann.

Roadie bei Westernhagen

Zehn Jahre studierte Hunold Jura, verließ die Uni ohne Abschluss. Lieber arbeitet er als Roadie für Marius Müller-Westernhagen. Mit fast 30 startet er als Gepäckverlader am Düsseldorfer Flughafen. Das aber bleibt er nicht lange, wird Stationsleiter. Drei Jahre später, 1982, geht er in die Verkaufsabteilung des Ferienfliegers LTU – nach fünf Jahren verlässt er die Airline, zwar im Streit mit Großaktionär WestLB, aber als Vertriebsdirektor. Seine Abfindung nutzt er, um eine winzige amerikanische Fluggesellschaft zu kaufen, die nur Flüge von Westdeutschland nach Berlin durchführt. Das war deutschen Airlines verboten. Der Name: Air Berlin.

Mit zwei Fliegern und 150 Mitarbeitern startet er, daraus werden 150 Jets, 8000 Mitarbeiter und 28 Millionen Passagiere pro Jahr werden. Das ist 2007. Die Deutsche British Airways hatte Hunold gekauft, bei Niki war er eingestiegen, und ebenso bei Belair. Dann kommt Hunolds Schicksalsstunde. Ex-Arbeitgeber LTU wird ihm zum Kauf angeboten, „Achim“ schlägt zu. Er wähnt sich auf dem Zenit, als Chef der zweitgrößten deutschen Airline. „Frau Bundeskanzlerin, es ist doch bestimmt entspannend für Sie, eine Firmenveranstaltung zu besuchen, auf der Sie weder um Bürgschaften, noch um Subventionen gebeten werden“, sagt er bei der 30-Jahr-Feier.

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Doch LTU mit seinen teuren Tarifverträgen ist eine Nummer zu groß. Kurz- und Langstrecke, Ferienflieger, Billig- und Businessanbieter – Air Berlin will alles sein, und das klappt nicht. 2011 verlässt Hunold die Firma wegen anhaltender Verluste. 2017 meldet Air Berlin Insolvenz an. Mitten in den Ferien muss der Staat helfen, um Urlauber heimzuholen. Hunold trauert über sein zerbrochenes Lebenswerk. Lässt es sich nicht nehmen, beim letzten Flug an Bord zu sein, unter Tränen. Am heutigen Donnerstag wird Joachim Hunold 70 Jahre alt.

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