Düsseldorfer RüstungskonzernRheinmetall will Öko-Panzer bauen

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Den Schützenpanzer Lynx liefert Rheinmetall bald nach Ungarn, in naher Zukunft will der Rüstunskonzern auch batteriebetriebe Militärfahrzeuge oder solche mit Brennstoffzellen anbieten.

Düsseldorf – Der Düsseldorfer Rüstungs-und Autozulieferkonzern Rheinmetall setzt bei der nächsten Generation von gepanzerten Fahrzeugen auf umweltfreundlichere Antriebe. „Wir haben ein erstes elektrisches Militärfahrzeug. Im nächsten Jahr planen wir ein Radfahrzeug mit Hybridantrieb“, sagte der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger bei der digitalen Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Düsseldorf. Bislang würden die Batterien der Radpanzer noch mit Dieselaggregaten geladen. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre es aber problemlos möglich, diese mit einer wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle auszurüsten, so der Manager. Außerdem arbeite man an Elektroantrieben, die bei Radpanzern 100 Elektro-PS an jedes Rad bringen.

Auto-Sparte in der Krise

Dem Mischkonzern machen die schlechten Geschäfte seiner Automobilsparte zu schaffen, die unter der mangelnden Nachfrage in der Corona-Krise leiden. Nach Steuern blieb im vergangenen Jahr eine Million Euro Gewinn übrig, 2019 waren es noch 354 Millionen Euro, wie Papperger mitteilte. Das lag größtenteils an Abschreibungen auf den Kfz-Bereich. Der Konzern-Gesamtumsatz sackte um sechs Prozent auf 5,9 Milliarden Euro ab.

Entsprechend passt der im M-Dax an der Börse gelistete Konzern sein Produktportfolio an. Ein Konzernteil soll komplett abgestoßen werden – die Kolbenfertigung steht zum Verkauf. Die Nachfrage nach Kolben für Verbrennungsmotoren sinkt perspektivisch, weil diese Teile in Elektroautos nicht mehr gebraucht werden. In der Kolbenfertigung hat Rheinmetall rund 4000 Beschäftigte, neben Neckarsulm gibt es auch Standorte in Tschechien, Brasilien und Nordamerika. Laut Papperger sei die zum Verkauf stehende Sparte heiß begehrt. „Es gibt mehr als 100 Interessenten", sagte Armin Papperger.

Schützenpanzer für Ungarn und Australien

Gut hingegen laufen die Rüstungsgeschäfte von Rheinmetall. Die Geschäftsentwicklung bei Militär-Produkten war 2020 geprägt von der weltweit hohen Nachfrage im militärischen Sektor. Die Rüstungs-Sparte erzielte einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro und übertraf damit den Vorjahreswert um rund sechs Prozent. Der Anstieg wurde unter anderem durch die höheren Stückzahlen bei der Auslieferung von Boxer-Radpanzern an die australische Armee sowie durch die Lieferung von logistischen Fahrzeugen (Lkw) an die Bundeswehr erzielt.

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Der Militär-Bereich erzielte im Jahr 2020 einen Auftragseingang in Höhe von 6,4 Milliarden Euro, nach 5,2 Milliarden im Jahr zuvor. Dies entspricht einer Steigerung um fast ein Viertel. Hintergrund ist auch das Ziel der Natostaaten, ihre Rüstungsausgaben auf zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung anzuheben. Als größter Einzelauftrag schlägt sich in den Auftragsbüchern die Bestellung der ungarischen Streitkräfte von über 200 neuentwickelten Schützenpanzers Lynx im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro nieder. Ungarn ist das erste Nato-Mitglied, das die neuen Panzer beschafft. Papperger hofft auf weitere östliche Nato-Staaten als Kunden, die ihr altes sowjetisches Gerät ausmustern müssen. Zudem wurden weitere Aufträge für die Bundeswehr im Bereich der militärischen Logistikfahrzeuge mit einem Gesamtwert von 865 Millionen Euro akquiriert, so spezielle Wechsellader-Lkw für knapp 300 Millionen Euro und weitere Militär-Lastwagen im Wert von mehr als 450 Millionen Euro.

Bereits im März hat Rheinmetall begonnen, seine Konzernstruktur umzubauen. Die zwei Sparten Automobil und Rüstung werden zu einer zusammengefasst, die Zentrale wird Düsseldorf sein.

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