Eine Woche mit Sharing-Apps durch KölnWenn schon mit dem Auto, dann mit einem E-Auto

Lesezeit 4 Minuten
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Am zweiten Tag seines Experiments ist unser Autor mit dem E-Auto zur Arbeit gefahren.

  • Unser Autor Hendrik Geisler bewegt sich eine Woche lang nur mit Sharing-Angeboten durch Köln.
  • Er hat zwölf Sharing-Apps auf seinem Smartphone und testet Fahrräder, E-Scooter, Leihwagen und Lastenräder auf ihre Alltagstauglichkeit.
  • Am zweiten Tag bricht er direkt eine Regel.

Köln – Ich fahre eine Woche lang mit Sharing-Fahrzeugen durch Köln und habe mir dabei unter anderem eine Regel verordnet: Nur im absoluten Notfall fahre ich mit einem Auto. Ansonsten bleibe ich bei E-Scootern, Fahrrädern und Lastenrädern – die Vermietung von E-Rollern plant die Rhein-Energie zwar, ist damit aber noch nicht am Start. Ich habe gleich am zweiten Tag die Keine-Auto-Regel missachtet und bin auf vier Reifen zur Arbeit gedüst. Und ich würde es sofort wieder tun.

Ich bin nämlich mit einem E-Auto zur Arbeit gefahren, einem BMW i3 REx. Das ist jenes Auto, bei dessen Anblick ich mich immer frage, warum BMW es so komisch designt hat. Warum ich es trotzdem gerne fahre: Es verursacht keinerlei Schadstoff-Emissionen in der Stadt. Deswegen betrachte ich den Regelbruch auch nicht als solchen, sondern als einzige erlaubte Ausnahme: Kein Auto, aber wenn doch, dann eben ein elektro-getriebenes.

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Hendrik Geisler bewegt sich eine Woche lang mit Hilfe von Sharing-Fahrzeugen durch Köln.

Außerdem ist das Elektro-Fahrgefühl unvergleichlich, und das beginnt schon beim Druck auf den Start-Knopf. Ist die Kiste überhaupt an?, frage ich mich. Naturgemäß gibt der E-BMW kein Motorengeräusch von sich, und auch sonst deutet auf den ersten Blick nichts darauf hin, dass der Wagen bereits gestartet ist. Bei leichtem Druck auf das Gas-, ähm, besser: Strompedal fährt der Wagen aber wie von einer Schnur gezogen los.

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Ich gebe kurz Strom

Im Rheinufertunnel und an Ampeln gebe ich kurz Strom und bin fasziniert von der Beschleunigung, die mit nichts zu vergleichen ist. Sie ist ansatz- und stufenlos. Bei E-Rollern soll das übrigens genauso sein, ein Kollege, der einen der Marke Unu besitzt, erzählte mir gestern: „An der Ampel gewinne ich jedes Rennen."

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Aber ich bin nicht zum Sharing-Experiment angetreten, um Rennen zu fahren, also genieße ich die freien Minuten im E-Leihwagen vor der Arbeit und gehe vom Strom. Der große Freiraum im Autoinneren hilft beim Entspannen – bräuchte ich meine Füße nicht, um mit ihnen den Wagen zu bedienen, könnte ich sie einmal quer durch das Cockpit legen. Weil zum Beispiel das Getriebe beim E-Auto nicht gebraucht wird, ist es ein wahres Raumwunder.

Die Parkplatz-Suche nervt

Das einzige, was wirklich nervt, ist mal wieder die Parkplatz-Suche. Ich kurve minutenlang um das Verlagsgebäude, um dann im Halteverbot zu parken. Wird schon ein anderer gleich mieten, denke ich mir, und habe trotzdem ein schlechtes Gewissen. Auch die 36 Cent pro Minute Ausleihe sind mir eigentlich zu viel, aber das Glück, morgens in meinem Veedel ein E-Carsharing-Fahrzeug stehen zu haben, habe ich nicht jeden Tag. Also bin ich eingestiegen.

Auch deswegen benutze ich gerne Sharing-Fahrzeuge: Um Neues auszuprobieren, um zu erfahren, wie sich die Fahrt mit einem Elektro-Auto oder einem Elektro-Scooter anfühlt. Um auch mal ein Cabrio zu fahren, wozu ich sonst nie kommen würde.

Wie viele Fahrzeuge auf dem Heimweg?

Am Montag habe ich auf dem Heimweg mal gezählt, wie viele Sharing-Fahrzeuge jeglichen Typs meine Strecke säumen. Überlegt doch mal, wie viele es gewesen sein könnten! Die Auflösung kommt nach der Beschreibung meines rund 20-minütigen-Heimwegs: Ich bin am Neven DuMont Haus in Niehl mit einem Leihrad von Ford gestartet, bin von der Amsterdamer Straße zum Rheinufer gefahren – hier dürfen die meisten Sharing-Fahrzeuge nicht abgestellt werden – und von dort aus immer Richtung Süden, bis ich in die Südstadt nach rechts abgebogen bin.

Also, was schätzt ihr: Wie viele Sharing-E-Scooter, -Leihräder, -Autos und -Lastenräder habe ich auf meinem Weg gesehen?

125!

Klar, ich bin an noch viel mehr Autos vorbeigekommen, bin aber fasziniert von dieser großen Zahl. Jedes Fahrzeug wird über eine App auf meinem Smartphone eine Möglichkeit: Einfach irgendwo einzusteigen, aufzusteigen und irgendwoanders wieder auszusteigen, abzusteigen und mir weiter keine Gedanken machen zu müssen. Mobil zu sein, wo und wann es mir gerade passt. Die Fahrpläne Fahrpläne sein zu lassen und mein eigenes Ziel zu verfolgen. Egal ob mit einem E-Auto oder einem Leihrad.

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