Erstmals seit 2013Zahl der Verschuldeten in Deutschland geht zurück

Lesezeit 3 Minuten
Schulden_Symbol

Die Zahl der Verschuldeten in Deutschland ist 2019 leicht gesunken.

Düsseldorf – Erstmals seit 2013 ist die Zahl überschuldeter Privatpersonen in Deutschland zurückgegangen. Auch die Überschuldungsquote ist etwas gesunken. 6,9 Millionen Bürger sind überschuldet, das sind 10 000 Personen weniger als noch 2018. Die Überschuldungsquote beträgt exakt zehn Prozent, im Vorjahr waren es noch 10,04 Prozent gewesen.

Getrübter Ausblick

Und dennoch blieb Ralf Zirbes, Geschäftsführer der Creditreform Boniversum GmbH, pessimistisch, als er und seine Kollegen am Donnerstag den Schuldner Atlas 2019 vorstellten. „Die Ampel bleibt rot“, sagte Zirbes.

Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Kosten für Wohnraum über Altersarmut bis hin zu unwirtschaftlicher Haushaltsführung. „Die Konsumparty geht weiter“, sagte Zirbes zum Kaufverhalten der Deutschen. Das Geld werde nicht mehr angelegt, sondern ausgegeben. Dadurch würden Überschuldungsfälle wieder zunehmen.

Fälle „harter“ Überschuldungen sinken

Für 2019 sind verschiedene Trends erkennbar. Wie schon im Vorjahr verringerte sich die Anzahl „harter“ Überschuldungen, also solcher, die juristisch relevant sind. Rund 125.000 Fälle (drei Prozent) hat es weniger gegeben als 2018. Dafür allerdings gab es eine Steigerung bei „weichen“ Verschuldungen. Hier ist die Überschuldungsintensität nicht allzu hoch. Die Anzahl dieser Fälle stieg um 115.000 (4,1 Prozent). Deutschlandweit bleiben rund vier Millionen Menschen in einer tieferen Überschuldungsspirale gefangen.

Im Vergleich zwischen Westen und Osten schneidet der Osten besser ab. Hier gebe es eine „positive Entwicklung“, sagte Zirbes. In den alten Bundesländern sind derzeit etwa 5,8 Millionen Bürger überschuldet, in den neuen Bundesländern gut 1,1 Millionen. Die absolute Anzahl der Überschuldungsfälle sank im Osten um 11.000, während sie im Westen um 1000 Fälle anstieg. Die Quoten gingen in beiden Regionen zurück. Im Westen liege das an einem Bevölkerungszuwachs, sagte Zirbes.

Bremen am meisten verschuldet

Auf Landesebene verzeichneten zehn Bundesländer einen Rückgang der Überschuldungsquote. Bayern (7,31 Prozent) und Baden-Württemberg (8,23) sind die Bundesländer mit der geringsten Quote, in Bremen (14,02 Prozent) und Sachsen-Anhalt (12,71 Prozent) gibt es anteilsmäßig die meisten Überschuldungsfälle.

Die Stadt mit der höchsten Überschuldungsquote ist Bremerhaven mit 21,67 Prozent, in Eichstätt ist sie mit 3,98 Prozent am niedrigsten. Köln liegt mit 11,62 Prozent im hinteren Drittel. Im Vergleich zu 2018 ging die Quote um 0,05 Prozent zurück.

Überschuldung im Alter

Während die Überschuldungsquote bei Bürgern bis einschließlich 49 Jahren weiter sank, gab es eine dramatische Entwicklung bei alten Leuten. Im Vergleich zu 2018 ist die Zahl der verschuldeten Rentner über 70 Jahre mit zusätzlichen 118.000 Fällen auf 381.000 Menschen angestiegen. Das entspricht einem Wachstum von 45 Prozent. Die Quote allerdings blieb mit 2,95 Prozent deutlich unter den Vergleichswerten anderer Altersgruppen. Dennoch ist der Trend deutlich erkennbar.

Das könnte Sie auch interessieren:

Michael Bretz, Leiter der Wirtschaftsforschung der Creditreform, erläuterte die Gründe für Altersarmut. Zum einen hänge sie mit niedrigen Renten zusammen, die durch die Erwerbsbiografien einiger Bürger entstünden. „Es gibt wenig Gradlinigkeit und viele Personen hatten ein dauerhaft niedriges Einkommen“, sagte Bretz. Zum anderen sei die Wohnsituation ein großer Faktor. „Da spielen auch Nebenkosten rein. Es gibt eine massive Steigerung bei Energiekosten“, so Bretz. Auch Pflegebedürftigkeit und der demografische Wandel seien Faktoren.

KStA abonnieren