Ex-Fußballer Ulf Kirsten gründet Sportwetten-Firma„Ich bin kein großer Zocker“

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Ulf Kirsten 1999

Ulf Kirsten im Trikot von Bayer 04 Leverkusen im Jahr 1999

  • Ulf Kirsten hat mit einem Geschäftspartner Bking24 gegründet und will an einem Markt mit Milliardenumsatz mitverdienen.
  • Die beiden Gründer reagieren entschlossen auf den Vorwurf, sie könnten Spielsucht fördern.
  • Ulf Kirsten und Mergim Bektesi verraten außerdem, warum sie in Monheim gegründet haben und nicht in Leverkusen.

Köln – Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprechen der ehemalige Fußball-Nationalspieler und erfolgreichste Bundesliga-Torschütze der 1990er Jahre und sein Geschäftspartner Mergim Bektesi über ihr Vergleichsportal für Sportwetten, unternehmerische Herausforderungen und Ziele, Spielsucht, den Vorteil eines bekannten Namens und den Gewerbesteuersatz in Leverkusen und Monheim.

Herr Kirsten, Sie haben im vergangenen Jahr das DFB-Pokal-Finale korrekt getippt. Sind Sie ein Spieler?

Kirsten: Wir haben zu viert zehn Euro auf einen 3:1-Sieg von Eintracht Frankfurt gegen Bayern München getippt und uns den Gewinn von 1200 Euro geteilt. Ich bin aber eigentlich kein großer Zocker.

Ulf Kirsten, 1965 in Riesa geboren, hat 100 Fußball-Länderspiele für die DDR und die Bundesrepublik Deutschland absolviert. Seine Karriere begann bei Dynamo Dresden, im Trikot von Bayer 04 Leverkusen wurde er in den 1990er Jahren fünfmal Bundesliga-Torschützenkönig.

Mergim Bektesi, 1971 in Monheim geboren, ist ein Leverkusener Unternehmer und seit 2018 Geschäftsführer des Sportwetten-Vergleichsportals Bking24. Zuvor arbeitete er als Manager in der Telekommunikationsbranche und in der Logistik.

Bektesi: Wir dürfen auch gar keine Online-Wetten mehr machen, seit wir Verträge mit den Wettanbietern abgeschlossen haben.

Sie haben gemeinsam Bking24, ein Vergleichsportal für Sportwetten, gegründet. Warum sind Sie in den unübersichtlichen Markt mit Online-Wetten eingestiegen?

Kirsten: 2016 haben wir bei einem Kaffee festgestellt: Für alles gibt es Vergleichsportale, aber keins, bei dem ich die verschiedenen Wettquoten für einen Spieltag der Fußball-Bundesliga vergleichen kann. Nach ein paar Monaten Recherche haben wir uns entschieden, selbst eins zu gründen.

Wettanbietern wird immer wieder vorgeworfen, Spielsucht zu fördern. Haben Sie vor der Gründung darüber nachgedacht?

Bektesi: Wir ziehen keine neuen Spieler an und fördern nicht das Spielen. Wir vergleichen nur die Anbieter und sagen dem Spieler, der sowieso da ist: Hier bekommst du die besten Quoten für deine Tipps. Wir animieren aber nicht dazu, überhaupt mit dem Spielen anzufangen.

Kirsten: Wir nehmen bewusst Abstand von klassischem Glücksspiel wie Casino Poker oder Roulette.

Kritiker sagen auch, Sportwetten machten den Fußball kaputt. Gerade in unteren Ligen führten sie zu Manipulationen, so der Vorwurf.

Bektesi: Wir vergleichen auch nur die ersten zwei Ligen, in Deutschland ist auch die dritte Liga dabei. Aus unteren Ligen haben wir uns bewusst rausgehalten.

Wie haben die Wettanbieter auf Sie reagiert?

Bektesi: Vor allem die Kleineren waren sofort dabei, weil es für sie auch Aufmerksamkeit generiert. Viele große Wettbewerber haben erst einmal gezögert, haben sich aber nach ersten Tests schnell entschieden, mitzumachen. Wir haben zum Beispiel Tipico, Bwin und Bet365 im Angebot. Insgesamt sind 26 Wettanbieter bei uns unter Vertrag und es kommen immer neue hinzu.

Hat der Name Ulf Kirsten Türen bei den Wettunternehmen geöffnet? Er steht schließlich für einen der erfolgreichsten Fußballspieler Deutschlands.

Kirsten: Teilweise schon.

Bektesi: Ich würde sagen, auf jeden Fall. Ich bin für das operative Geschäft verantwortlich, habe die Verträge gemacht und die Ideen umgesetzt. Unser dritter Gesellschafter ist IT-Spezialist und für diesen Teil verantwortlich. Und Ulf ist das Gesicht des Unternehmens, aber nicht nur: Er ist Mitgründer und Inhaber, hat in Bking24 investiert und macht das Marketing. Aber klar, wenn Ulf sein Gesicht zeigt, zieht das.

Was war die größte Herausforderung beim Aufbau der Vergleichsplattform?

Bektesi: 26 Wettanbieter haben auch 26 verschiedene Systeme, die wir miteinander synchronisieren mussten. Erstaunlich viele Wettanbieter sind softwaretechnisch überhaupt nicht auf dem neuesten Stand. Das führt dazu, dass einige große unter ihnen noch gar nicht bei uns sein können. Sie haben mit Wetten viel Geld verdient, aber vergessen, in die Zukunft zu investieren. Eine große Herausforderung waren Synonyme: Der eine schreibt Bayer Leverkusen, der nächste Bayer 04, der dritte nur Leverkusen. Das muss alles abgestimmt werden.

Wollen Sie ihre eigenen Software-Systeme auch vermarkten?

Bektesi: Wir entwickeln eine White-Label-Version, die wir ab kommendem Jahr vermarkten werden. Entweder bieten sie unseren Vergleich dann mit ihrem Logo an und wir teilen die Provision mit ihnen. Oder wir treten komplett in den Hintergrund und verkaufen Lizenzen für die Nutzung unserer Technik. Dafür gibt es schon Anfragen aus dem Ausland.

Sie bieten keine Wetten an, sondern vermitteln nur. Wie verdienen Sie daran Geld?

Kirsten: Wir bekommen für jeden Neukunden, den wir vermitteln, eine Provision von unseren Partnern. Auch am Gewinn des Wettanbieters mit einer über uns abgeschlossenen Wette werden wir beteiligt.

Wie viele Spieler haben Sie auf Ihrer Seite?

Kirsten: Drei Wochen nach dem Start sind es knapp 2000, am Ende des Jahres wollen wir 8000 bis 10 000 Kunden haben.

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Sie haben Ihre Firma in Monheim gegründet. Hat das mit dem geringen Gewerbesteuersatz der Stadt zu tun?

Kirsten: Ja, das hat zur Entscheidung beigetragen.

Leverkusen will den Gewerbesteuersatz nun auch senken und Unternehmen zurück in die Stadt holen.

Kirsten: Für uns kommt das zu spät. Ein Wechsel wäre jetzt mit zu hohen Kosten verbunden und der aufwendigen Suche nach einem neuen Büro.

Bektesi: Uns war nur wichtig, keinen schlechten Eindruck zu erwecken, indem wir im Ausland gründen. In Malta hätten wir nur fünf Prozent Steuern bezahlt, aber die Leute hätten begonnen zu reden: „Ulf Kirsten geht nach Malta, um Steuern zu sparen.“ Das wollten wir nicht. Auf dem Wettmarkt mit 8,7 Milliarden Euro in Deutschland und mehr als 80 Milliarden Euro in Europa ist auch so Geld zu verdienen.

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