Exklusiv in KölnWie Obi mit einem neuen „Do it yourself“-Laden punkten will

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Aus Beton können zum Beispiel Stiftehalter gebaut werden.

Aus Beton können zum Beispiel Stiftehalter gebaut werden.

  • Die Baumarktkette Obi hat in der Breite Straße einen Selbstmach-Laden eröffnet.
  • Das Konzept: Schön anzusehende Do-it-yourself-Kits für Einsteiger.
  • Es kommt zu einer Zeit, in der Baumärkte um ihre Kunden kämpfen.

Köln – Regale aus Weinkisten, Seifenspender aus Smoothie-Flaschen, selbstgezimmerte Wohnzimmertische – die „Do it yourself“-Basteleien liegen im Trend. Die Bauhauskette Obi reagiert auf die Kultur des Selbermachens: Sie hat in Köln einen Laden eröffnet, der sich allein diesem Thema widmet.

Auf 250 Quadratmetern verkauft der Händler unter dem Namen „Create by Obi“ an der Kölner Breite Straße Pappschachteln mit Materialien und Anleitungen für simple „Do it yourself“-Produkte. Es ist der erste Obi-Laden dieser Art, ein Testgeschäft: „Wir wollen herausfinden, was unsere Kunden sich von uns wünschen“, sagt der Konzept-Verantwortliche Michael Maihaus. Die Selbstbau-Sets gibt es daher nur in kleinen Stückzahlen; einige 100- bis 200-mal, andere nur in fünffacher Ausführung. Insgesamt werden rund 50 Produkte angeboten. Aus ihnen lassen sich zum Beispiel individualisierbare Kerzenhalter aus Rohrstücken und Stiftehalter aus Beton zusammenbauen.

Neue Kunden überzeugen

Der Baumarkt ist ein Ort, den viele in der Regel erst dann besuchen, wenn etwas kaputt geht. Im Create-Laden soll aber das Potenzial der Käufer genutzt werden, „die am kreativ werden interessiert sind; denen es eher um den Erlebnisfaktor geht“, sagt Falco Stienen, Leiter der Markenkommunikation bei Obi. Beide Konzepte – Baumarkt und Do-it-yourself-Laden – ersetzten einander nicht, sie ergänzten sich.

Die Obi-Zielgruppe sei – im Vergleich zur Konkurrenz – zwar ohnehin breiter. „Hier wollen wir allerdings noch etwas frischer sein und neue Kunden überzeugen“, sagt Stienen.

Das sieht man dem Geschäft an: Es gibt nur einen kleinen Grundstock an Baumarktzubehör und der Obi-Schriftzug über der Tür ist unauffällig: „Unsere Kunden sollen nicht denken, dieses Geschäft sei ein Innenstadtbaumarkt“, sagt Maihaus.

Einfache Do-it-yourself-Kits

Die Do-it-yourself-Kits sind denkbar einfach aufgebaut. Sie richten sich an eine Zielgruppe, die zwar designaffin ist, aber nicht unbedingt aus erfahrenen Handwerkern besteht. Selbermachen für Einsteiger – Kreativität nach Anleitung, sozusagen. Auch jüngere und vermehrt weibliche Zielgruppen werden hier angesprochen.

Der Zeitgeist der Selbstverwirklichung spielt hier eine Rolle, genauso wie Heimwerker-Trends auf Sozialen Medien wie Youtube, Instagram, Design-Portalen. Was schön ist, ist cool. Und es hat seinen Preis: Die Kerzenhalter kosten beispielsweise 19, eine große Pflanzenbank 27 Euro.

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Neben den einfachen Do-it-yourself-Produkten können sich Kunden im „Create“-Laden auch am Bildschirm Obi-Selbstbaumöbel zusammenstellen. Sie entsprechen einer anderen, höheren Schwierigkeitsstufe – am Ende erhalten die Kunden eine detaillierte Anleitung , Materialliste und Schablonen für ihr selbst zusammengestelltes Möbelstück. Es gibt außerdem einen Bastelraum, in dem künftig auch Workshops und Veranstaltungen stattfinden sollen.

Baumarktkunden kaufen digital

Die Baumarktbranche ist keine einfache: Untersuchungen – zuletzt etwa vom Handelsforschungsinstitut IFH Köln im Jahr 2018 – zeigen, dass bisherige Baumarktkunden immer häufiger über digitale Kanäle einkaufen. Auch bei Obi macht man sich Gedanken, wie der Baumarkt der Zukunft aussieht. Es ist ein Gegensatz: Während kleine Selbstbauprojekte im Trend liegen, stirbt die Generation, die komplexe Handwerksfähigkeiten besitzt, langsam aus.

Die stationären Geschäfte müssen also attraktiv auftreten, um Zielgruppen zu halten. Auch die Obi-Konkurrenz versuchte sich schon an schön anzusehenden Modellen: Toom, beispielsweise, betrieb vergangenes Jahr zeitweise einen Pop-up-Store zum Thema Garten in Köln und zog nach etwa 10 000 verkauften Produkten ein positives Fazit.

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