Fond-Of-Gründer über Kölner Büro-Neubau„Ich glaube nicht an 100 Prozent Homeoffice“

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Links „The Ship“, rechts das „Vorum“: So soll es bis 2024 in Ehrenfeld aussehen.

  • Oliver Steinki ist Mitgründer von Fond Of. Das Kölner Unternehmen ist durch die Taschenmarken Ergobag und Pinqponq bekannt geworden.
  • Nach The Ship in Ehrenfeld baut Steinki mit dem Vorum nun ein zweites großes Bürogebäude in Köln.
  • Im Interview spricht er über das Arbeiten der Zukunft, warum wir weiterhin Bürogebäude brauchen und welche weiteren Bauvorhaben er plant.

Köln – Herr Steinki, das Homeoffice ist der Gewinner der Corona-Krise. Warum braucht es in Ehrenfeld neben The Ship jetzt trotzdem noch ein großes Bürogebäude? Oliver Steinki: Das Vorum stellt Menschen in den Mittelpunkt, von solchen Gebäuden werden künftig noch viele benötigt. Ich glaube nicht an 100 Prozent Homeoffice, sondern an hybrides Arbeiten, aber das gab es auch schon vor Corona.

Warum sollten Mitarbeiter in großer Zahl künftig noch in Büros arbeiten?

Teamspirit und Innovationen entstehen nicht, wenn Menschen alleine zuhause sitzen, sondern im persönlichen Austausch.

Zur Person

Oliver Steinki ist Mitbegründer der Kölner Fond-Of-GmbH, die es seit zehn Jahren gibt. Bekannt wurde das Unternehmen besonders durch die Taschenmarken Pinq Ponq, Ergobag oder Satch. Steinki ist außerdem an der Evolutiq Investmentfirma beteiligt, die nun das Vorum baut und weitere Bauprojekte in Köln plant.

Wie sind die Räume auf sich verändernde Ansprüche von Unternehmen ausgerichtet?

Ich kann nicht für alle Firmen sprechen, die dort Räume mieten. Aber die Räume sind auf die Menschen und ihre Aktivitäten ausgerichtet. Es gibt Bereiche, die sich besonders gut für Videokonferenzen und deren Anforderungen an Schall und Licht eignen. Andere Bereiche haben einen Lounge-Charakter, dort lässt sich gut miteinander sprechen. In wieder anderen Bereichen lässt sich in Ruhe an Dokumenten arbeiten. Je nach Aktivität bedeutet der ideale Arbeitsplatz etwas anderes, das Vorum wird dem gerecht.

„Der zwischenmenschliche Austausch bleibt wichtig“

Solche Konzepte wurden auch schon vor Corona diskutiert. Hat die Krise Büros nicht in Teilen überflüssig gemacht?

Ich glaube, dass der Extremfall, dass Menschen jeden Tag acht Stunden am heimischen Küchentisch arbeiten werden, die Ausnahme bleibt. Die Pandemie hat bewirkt, dass früher als gedacht mehr Menschen online einkaufen, war also ein Beschleuniger. Den gleichen Effekt hat die Krise auf Arbeit. Dass man einen ganzen Tag darauf verwendet, von Köln nach Berlin und zurück zu reisen, nur um ein zweistündiges Meeting abzuhalten – so etwas wird künftig selten. Der zwischenmenschliche Austausch, Small Talk, das lockere Gespräch über Ideen beim Kaffee oder Feierabendbier bleiben aber wichtig. Und das entsteht nicht bei Videokonferenzen. Der Homeoffice-Anteil steigt, aber der Platzbedarf im Büro bleibt hoch.

Oliver Steinki

Oliver Steinki, Mitgründer der Fond-Of und Evolutiq.

Im Vorum gibt es neben Büros auch Geschäfte und ein Fitnessstudio. Wer profitiert davon mehr: Arbeitnehmer oder Arbeitgeber?

Ich sehe das nicht schwarz oder weiß. Die Menschen arbeiten rund 170 Stunden pro Monat und wollen nebenbei noch Sport machen, ausreichend schlafen, den Partner oder die Partnerin sehen, gut essen. Die Frage ist, wie ich das möglichst ausbalanciert hinbekomme. Natürlich kann man auf dem Weg von oder zur Arbeit am Fitnessstudio vorbeifahren und auch noch am Supermarkt halten, um einzukaufen. Man kann aber auch direkt im Büro Sport machen und nebenan im Hofladen einkaufen. Unternehmen kämpfen um gut qualifizierte Leute und haben einen Vorteil, wenn sie helfen, Work-Life-Interessen auszubalancieren. Es ist also ein Win-win für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Stand das Konzept für das neue Gebäude schon vor Corona oder hat es sich erst seitdem entwickelt?

Wir haben das Grundstück schon vor zwei Jahren gekauft und sind bei der Planung wie bei The Ship verfahren. Damals haben wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt, was sie sich wünschen. Herausgekommen ist ein Gebäude, das unter anderem die ideale Helligkeit hat und in dem die Temperatur automatisch geregelt wird, sodass die Konzentration nicht nachlässt. Zu den neuen Ansprüchen gehören jetzt auch Luftfilter, die bis zu 99 Prozent der Aerosole, die Viren enthalten könnten, filtern. Mit der Alten Wagenfabrik gegenüber, dem Ship und Vorum wollen wir einen unternehmerischen Campus schaffen, wo die Leute gerne zur Arbeit kommen und sich austauschen.

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Die Vermarktung der Büroflachen hat laut Evolutiq bereits begonnen.

Braucht auch Fond Of noch mehr Platz?

Ich bin einer der Gründer von Fond Of, und für Fond Of haben wir The Ship gebaut. Die Evolutiq ist eine Investmentfirma, an der ich beteiligt bin – und diese baut das Vorum. Es ziehen voraussichtlich andere Firmen, bei denen ich investiert bin, ins Vorum, aber Fond Of hat im Ship absehbar erstmal ausreichend Fläche.

„Werden zukünftig nicht mehr nur in Ehrenfeld aktiv sein“

Ihre Bauprojekte verändern auch die Stadt. Sind weitere Projekte geplant?

Wir sind an weiteren Objekten dran, aber noch nicht so konkret, als dass ich darüber sprechen könnte.

Bleibt der Fokus auf Ehrenfeld gerichtet?

Unsere Heimat ist Ehrenfeld. Wir sind hier schon fünf, sechs Mal umgezogen, weil es uns wichtig war, hier zu bleiben. Wir haben hier The Ship gebaut und bauen das Vorum. Zukünftig werden wir aber wahrscheinlich nicht mehr nur in Ehrenfeld aktiv sein.

Planen Sie auch, Wohnquartiere zu bauen?

Ja, das steht auch an.

Wie hoch sind die Investitionen in das Vorum?

Dazu möchte ich nichts Genaueres sagen – es war aber ein signifikanter Betrag.

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Gebäude stehen auch den Anwohnern offen

Ist eine besondere Mischung an Unternehmen als Mieter gewünscht?

Ich tue mich schwer damit, das so einzugrenzen. Es geht weniger um die Firmen an sich, als um die Frage: Wie möchte ich arbeiten? Unternehmen, die den Austausch suchen, kollaborativ arbeiten und sich untereinander befruchten, sind die, die auch ins Vorum ziehen möchten. Firmen, die ihre Fenster verdunkeln, sodass keiner reingucken kann, würden nicht dazu passen.

Wie sollen das Vorum und der ganze Campus in das Viertel integriert werden? Haben auch Bürgerinnen und Bürger Zutritt zu den Gebäuden?

Für die Gastronomie wäre es natürlich super, wenn sie auch am Wochenende für die Anwohner geöffnet haben dürfte. Wir sind da gerade in einer Abwägung, weil solche Dinge auch immer baurechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Während der klassischen Bürozeiten ist das Vorum aber auf jeden Fall offen, schon jetzt wird die Kantine im Ship auch von Nachbarn genutzt. Einige haben auch ihre Kinder in der Kita oder gehen bei uns ins Fitnessstudio. Das Konzept ist integrativ gedacht.

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