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Wandel der IndustrieAuf dem Fordgelände werden 1500 Elektromotoren die Woche gebaut

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Roboter in der Marelli-Produktion auf dem Werksgelände von Ford

Köln – Den tiefgreifenden Wandel, den die Automobilindustrie weltweit durchläuft, kann man in Köln derzeit wohl am besten auf dem Gelände der Ford-Werke nachvollziehen. Denn in Köln-Niehl werden seit Kurzem Elektromotoren gefertigt.

In der Halle nahe dem Tor 3 an der Henry-Ford-Straße war bislang ein Teil der Getriebefertigung von Ford angesiedelt. Im Zuge der Restrukturierung bei Ford in Deutschland und ganz Europa wurde der Bereich mit der übrigen Getriebefertigung zusammengelegt. Damit wurden Kapazitäten frei, die dem Zulieferer Marelli kurzfristig zur Verfügung gestellt werden konnten.

Angemietete Ford-Halle

Ende vorigen Jahres hatte das Unternehmen, einer der weltweit führenden Automobilzulieferer, dann verkündet, in Köln eine neue Produktionsstätte aufzubauen. Kein halbes Jahr später lief bereits die Produktion für elektrische Fahrzeugantriebe in der angemieteten Ford-Halle an. „Das macht uns stolz. Unser neuer Standort hier in Köln spielt eine wichtige Rolle in unserer Wachstumsstrategie im Zukunftsmarkt E-Mobilität“, sagte Beda Bolzenius, Präsident von Marelli beim gestrigen Rundgang durch das Werk zusammen mit Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), an dem auch IHK-Präsidentin Nicole Grünewald teilnahm.

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Zweistellige Millionenbetrag investiert

Einen zweistelligen Millionenbetrag hat das japanisch-italienische Unternehmen, dessen Wurzeln unter anderem bei Nissan und Fiat liegen, in Köln investiert, wofür es im Sommer vom Land mit dem „NRW Global Business Award 2021“ ausgezeichnet worden ist.

Minister Pinkwart sprach von einem „ermutigenden Zeichen“ und betonte erneut die traditionelle Bedeutung der Autoindustrie für NRW und für Köln. „Hier wurde schließlich der Otto-Motor erfunden“.  Rund Vier-Fünftel aller Zulieferer im Bundesland beschäftigten sich mit Zukunftstechnologien der Branche.

Es sei auch die gute Branchen-Infrastruktur sowie die Nähe zu Batteriezellforschung und der gute Zugang zu Fachkräften etwa von der RWTH Aachen gewesen, die den Ausschlag für den Standort Köln gegeben hätten, sagte Jochim Fetzer, Technologiechef bei Marelli.

Köln konnte sich durchsetzen

Insgesamt zehn Standorte seien europaweit im Rennen gewesen, drei davon in Deutschland. Rund 75 Beschäftigte arbeiten bislang in der Produktion, davon auch einige ehemalige Fordler, die im Zuge des Stellenabbaus bei dem US-Autobauer wechseln konnten. Hinzu kommen noch mehrere Verwaltungseinheiten.

Von derzeit 125 Mitarbeitenden will Marelli aber weiter wachsen. Auf den insgesamt 18.000 Quadratmetern auf dem Gelände sind einige Areale noch abgesperrt. „Hier ist noch viel Platz“, sagt Werksleiter Stephan Ulner. Genaue Zahlen und Zeiträume will das Unternehmen aber noch nicht nennen.

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Pro Woche sollen E-Motoren für rund 1500 Autos gefertigt werden. Auch wenn sich Marelli grundsätzlich nicht zu seinen Kunden äußerst, so handelt es sich dem Vernehmen nach um die Volkswagentöchter Porsche mit dem E-Modell Taycan sowie Audi mit dem E-Tron.

Branche leidet unter Chipmangel

Wie schnell Marelli in Köln wachsen kann, hängt auch vom weiteren Verlauf der Chip-Krise ab. Weltweit leiden Autobauer unter dem Mangel an Halbleitern. Bei zahlreichen Herstellern wie derzeit etwa Audi, aber auch bei Ford in Köln stehen die Bänder daher still. Nach Branchenschätzungen werden in diesem Jahr durch die Lieferengpässe rund elf Millionen Fahrzeuge weniger verkauft.

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