Große Truck-Hersteller lehnten abNRW-Firma baut nun selbst ersten Elektro-Lkw

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Bax

Der E-Laster Bax wiegt 7,5 Tonnen und soll nach Förderung nur 75.000 Euro kosten, bei 200 Kilometern Reichweite.

Auf dem Markt für elektrische Lastwagen gibt es einen neuen Pionier. Der Achsenspezialist BPW aus dem oberbergischen Wiehl hat am Donnerstag seinen ersten vollelektrischen Lkw vorgestellt. Bax heißt die Eigenentwicklung, und die soll als Angriff auf die großen Lkw-Hersteller gewertet werden. Beworben wird das Fahrzeug mit dem Slogan „Bax, der packt’s“.

Das neue an dem Laster: Anders als bereits bekannte E-Transporter wie der von Streetscooter und anderen hat der Bax ein zulässiges Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen. Abzüglich des Eigengewichtes bleiben noch drei Tonnen Zuladung. Damit ist der Bax einer der ersten mittelschweren Lkw, die elektrisch betrieben werden.

Elektrische 7,5-Tonner vor allem für Innenstädte

Für BPW-Chef Markus Schell ist das ein unterschätzter Markt. „Viele denken, nur Päckchen und Pakete werden in unsere überlasteten Innenstädte geschickt, in der Tat aber brauchen Supermärkte und diverse andere Unternehmen aber auch Lieferungen mit deutlich schwereren Fahrzeugen“, sagte Schell bei der Präsentation.

Darauf soll der Bax eine Antwort sein. Laut Angaben von BPW hat er eine Reichweite von 200 Kilometern. Schell betont, dass dies keine Labor-, sondern echte Werte aus Praxistests seien. Geladen werden soll der neuartige Lkw nicht an öffentlichen Ladesäulen, sondern vor Antritt der Fahrt in den Depots, wo die Lkw über Nacht stehen und beladen. „200 Kilometer sind für diese Lieferverkehre von der Entfernung meistens deutlich ausreichend“, sagt Schell. Umgerechnet auf einen Verbrenner hat das Fahrzeug eine Leistung von 136 PS.

Aufladen mit Starkstrom in 45 Minuten

Besondere Vorteile verspricht der Hersteller durch Ladesysteme in Spannungen oberhalb der für E-Autos üblichen Systeme. So soll der Bax sowohl mit Gleichstrom als auch mit Wechselstrom „getankt“ werden können. In etwa 45 Minuten sollen rund 80 Prozent der Batterie aufgeladen werden können. Das Fahrzeug hat eine Steigfähigkeit von mehr als 20 Prozent, was insbesondere bei steilen Rampen von Einzelhändlern von Vorteil sein kann.

Das Fahrzeug wird zusammen mit der bayerischen Firma „Paul Nutzfahrzeuge“ in Passau gebaut. Fahrerhaus und Chassis werden vom japanischen Autokonzern Isuzu geliefert. Die Achsen, in denen die elektrischen Antriebe verbaut sind, kommen von BPW in Wiehl.

BPW will Lkw-Bauern zeigen, dass es geht

Aber warum wagt sich ein Mittelständler mit 7000 Angestellten auf den Markt der großen Truck-Giganten, die meist börsennotiert und milliardenschwer sind? Laut Schell habe man vielen dieser großen Spieler wie Daimler, MAN oder Iveco die Lieferung der elektrischen Achsen angeboten. Doch sie hatten allesamt abgelehnt.

Branchenkenner gehen davon aus, dass die großen Lkw-Bauer elektrische Antriebe lieber erst bei ihren volumenstarken Modellen anbieten wollen. Die großen Stückzahlen machten das Geschäft lukrativ, allerdings gibt es noch keine praktischen Erfolge mit solch großen Lkw mit 22 oder gar 40 Tonnen Gesamtgewicht. Der Markt mit Fahrzeugen in der Klasse von 7,5 Tonnen ist wesentlich kleiner. Wird die kleine BPW aus Wiehl nun den Weltmarkt der Liefer-Lkw aufmischen? Vieles deutet darauf hin, dass BPW mit seiner Marke Bax den Branchenriesen, die nicht mir ihr sprechen wollten, ein deutliches Zeichen setzen möchte. Nach dem Motto: Wenn ihr nicht wollt, machen wir es selber. Hier seht ihr aber, dass es klappt.

Der Bax ist mit einem Preis von 155.000 Euro eigentlich nicht konkurrenzfähig mit Diesel-Lkw. Wäre da nicht eine großzügige Förderung des Bundes: Die zahlt 80 Prozent der Differenz des Preises zu einem konventionellen Lkw (55.000 Euro). Und damit kostet der Bax nur noch 75.000 Euro.

Bereits 2022 sollen die ersten 200 Fahrzeuge produziert werden– 2023 könnten es bereits 500 pro Jahr sein.

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