HandelskriegTrumps Zollpolitik macht Erdnusscreme zur Mangelware

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Erdnussbutter

US-Erdnussbutter ist wegen der EU-Einfuhrzölle in Deutschland derzeit Mangelware. Aber auch heimische Erdnussbutter fehlt oft in den Supermarktregalen.

Köln – Die Verhängung von Einfuhrzöllen für US-Produkte in die Europäische Union im Handelsstreit mit der US-Regierung vor einem Jahr ließ aufhorchen: Unter anderem würden sie die Preise für Harley Davidson-Motorräder, Bourbon-Whiskey und Jeans made in USA in die Höhe treiben – und für Erdnussbutter. Wozu das führt, wird nun in deutschen Supermärkten deutlich. Kunden, die Erdnussbutter kaufen wollen, blicken des öfteren auf Leerstellen im Regal. 

Der Grund ist ganz einfach. Der seit Juni 2018 geltende Einfuhrzoll in Höhe von 25 Prozent auf US-Erdnussbutter hat dazu geführt, dass im ersten Halbjahr 2019 der Import von Erdnusscreme aus Amerika total einbrach. „Laut Statistischem Bundesamt lieferten US-Hersteller im ersten Halbjahr 2019 fast 50 Prozent weniger Erdnussbutter nach Deutschland", weiß Oliver Krück, Marketing Manager der ültje GmbH in Schwerte, zu berichten. Ültje gehört seit 2008 zur Kölner Intersnack GmbH. 

Tatsächlich: Statt 2480 Tonnen Erdnussbutter von Januar bis Juni 2018 kamen im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 nur noch 1242 Tonnen Erdnussbutter aus den USA nach Deutschland, wie eine Nachfrage beim Bundesamt für Statistik ergibt. Die USA sind der bei weitem wichtigste Handelspartner für Deutschland in Sachen Erdnusscreme.

An zweiter Stelle folgen mit weitem Abstand die Niederlande. Von dort kamen im ersten Halbjahr 2018 1000 Tonnen Erdnussbutter, im Folgejahr dann 1140 Tonnen. Die Menge aus unserem Nachbarland stieg also leicht an. Das gleiche gilt für Erdnussbutter-Importe aus Frankreich, Argentinien und Indien. Aber diese Zunahmen konnten den Einbruch bei der Peanutbutter made in USA bei weitem nicht ausgleichen.

„Dieser Effekt führte und führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Erdnuss Cremes, die in Europa produziert werden. Hierzu zählt auch unsere ültje Erdnuss Creme, die wir in den Niederlanden herstellen“, so Krück weiter auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger". „Im Moment sind die Bestelleingänge bei uns höher als unsere Produktion", erläutert der Marketing Manager. Anders ausgedrückt: Die Nachfrage nach Erdnusscreme übersteigt zur Zeit das Angebot. 

„Wir müssen die Kapazität hochfahren“, sagt Krück dazu. Das geht zum Beispiel dadurch, dass die Produktionszeit im ültje-Erdnusscremewerk im niederländischen Doetinchem nahe der deutsch-niederländischen Grenze hochgefahren wird. Allerdings: Wer nachts und am Wochenende produziert muss auch Nacht- und Wochenendzuschläge zahlen. Und der Fachkräftemangel herrscht auch in den Niederlanden, so Krück.

Gegründet 1867

Das Unternehmen Ültje wurde 1867 im ostfriesischen Emden von Alfred Russell gegründet. Der Name „ültje“ ist das ostfriesische Wort für Erdnüsse. Erstmals wurden Erdnüsse im Jahr 1949 von den Nachfolgern des Unternehmensgründers in Emden geröstet. Im Jahr 2000 verlagerte ültje – fusioniert mit zwei weiteren Unternehmen – seine Produktion und Verwaltung ins nordrhein-westfälische Schwerte. (ps)

Anfang 2020 will man das Problem bei ültje jedenfalls in den Griff bekommen haben. Zu den Mengen an Erdnusscreme jährlich produziert, will Krück nichts sagen. Nur soviel: „Als Intersnack-Gruppe gehören wir zu den größeren Produzenten in Europa." Die Erdnüsse für seine Cremes bezieht das Unternehmen überwiegend aus Südamerika, aber auch aus den USA.

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