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Hauptversammlung am DonnerstagMotorenhersteller Deutz verhandelt über Jobabbau

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Motorenproduktion beim Kölner Hersteller Deutz

  • Die Stimmung bei Deutz ist getrübt. Seit Jahresbeginn hat die Aktie des Motorenherstellers ein Viertel ihres Wertes eingebüßt.
  • Am Donnerstag steht die Hauptversammlung an. Frank Hiller, Chef des Unternehmens, wird sich an die Aktionäre der Kölner wenden.
  • Dann geht es auch um ein Sparprogramm und Arbeitsplätze.

Köln – „Wir sind und bleiben in Bewegung – innovativ, zukunftsorientiert und verantwortungsbewusst.“ Wenn sich Frank Hiller, Chef des Kölner Motorenbauers Deutz, am Donnerstag an die Aktionäre des Unternehmens wendet, wird er mit Sätzen wie diesen Aufbruchstimmung verbreiten wollen. Dass Hiller, dessen Redeskript vorab veröffentlicht wurde, den Anteilseignern nicht persönlich gegenübersteht, sondern per Videostream im Internet zu ihnen spricht, ist der Corona-Pandemie geschuldet.

Die Stimmung ist getrübt: So hat die Deutz-Aktie seit Jahresbeginn ein Viertel ihres Wertes eingebüßt. Nach einem ersten Quartal, das bei ersten Corona-Einflüssen mit einem operativen Verlust von fast zwölf Millionen Euro endete, ging das Papier in den Sinkflug und erreichte sein Tief Mitte März. Nach der zwischenzeitlichen Werthalbierung sieht der aktuelle Kurs zwar nach Erholung aus, doch bleibt er deutlich im Minus. „Wir sind zurück in der Tal- und Bergfahrt, die wir schon aus den vergangenen 15 Jahren kennen“, sagt Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Diese Abschwächungstendenz ist erklärungsbedürftig.“

Keine Dividende in diesem Jahr

Eine Dividende soll in diesem Jahr zudem nicht ausgezahlt werden, was Erlebach eine „harte Maßnahme“ nennt – insbesondere mit Blick auf erhebliche Sondererlöse aus einem Grundstücksverkauf in Köln-Deutz im vergangenen Jahr.

Eine Erholung des bereits ohne Corona schwächelnden Motorenverkaufs ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Nach einem zwischenzeitlichen Produktionsstopp im April sei „unsere Produktion zwar schrittweise wieder angelaufen“, heißt es in Hillers Redeentwurf, „ihr Umfang ist jedoch maßgeblich von der Nachfragesituation abhängig, die sich im Zuge der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin stark rückläufig entwickelt.“ Deutz hat deshalb ein Sparprogramm aufgelegt, das auch zulasten der Beschäftigten geht, wie Hiller im März durchblicken ließ. Wie zu erfahren war, dauern die Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat an. Details bleiben daher weiter aus: Zwar erwähnt Hiller in seiner Rede einzelne Einsparpotenziale wie die Reduzierung von Sachkosten und die Digitalisierung wertschöpfender Prozesse in der Produktion, belässt die Mitarbeiter aber im Unklaren über ihre Zukunft.

Weiterer Stellenabbau bei Deutz?

Weltweit beschäftigt Deutz rund 4650 Mitarbeiter, davon 2800 am Standort Köln – rund 300 weniger als ein Jahr zuvor. Schon seit längerem werden freie Stellen nicht mehr nachbesetzt und Jobs, die bislang in der Hand von Leiharbeitskräften waren, abgebaut. Ob zusätzlich Arbeitsplätze abgebaut werden sollen oder diese Maßnahmen ausreichen, lässt eine Deutz-Sprecherin am Mittwoch unbeantwortet. „Wir plädieren stark dafür, dass Personal und Beschäftigung bei Deutz gesichert werden“, sagt Sabine Beutert, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Köln-Leverkusen und Mitglied des Deutz-Aufsichtsrats, kommentiert den Stand der Verhandlungen jedoch nicht.

Unterdessen arbeitet der Vorstand daran, das Unternehmen weniger konjunkturanfällig aufzustellen, die globale Präsenz auszubauen und gleichzeitig zum Vorreiter alternativer Antriebe für Land- und Baumaschinen zu formen. Der erste Punkt soll vor allem durch den Ausbau des margenstarken Service-Geschäfts gelingen, das von der Krise sogar profitiert hat: Verschieben Unternehmen ihre Investitionen in neue Motoren, steigt folglich der Wartungsbedarf des Bestands. Der eigentlich für 2022 angepeilte Service-Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro soll nun bereits kommendes Jahr erreicht werden.

Erfolgreiche China-Strategie

Auch die China-Strategie verläuft bislang erfolgreich, so Hiller: Das für 2022 gesetzte Umsatzziel von 500 Millionen Euro wurde um 300 Millionen erhöht. So geht Deutz davon aus, 2024 mehr als die Hälfte seiner Motoren in China zu produzieren.

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Zunächst geht Deutz 2021 mit den ersten Elektromotoren, deren Entwicklung seit 2017 vorangetrieben wird, auf den Markt. DSW-Experte Erlebach erwartet, dass Hiller erklärt, wie bei aller Verpflichtung zu Klimazielen ein Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie stattfindet: „Schließlich bleibt der Dieselmotor bis auf weiteres das Brot- und Butterprodukt, auch wenn intensiv in neue Technologien investiert wird“.

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