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Herstellung in WuppertalArbeit am Corona-Impfstoff nimmt in NRW an Fahrt auf

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Curevac-Impfstoff

Das Tübinger Unternehmen Curevac wird seinen neuen Impfstoff nach der Zulassung auch bei Bayer in Wuppertal produzieren lassen.

Leverkusen/Wuppertal – Der Pharmastandort NRW nimmt eine zunehmend starke Rolle bei der Entwicklung, Produktion und Auslieferung von Impfstoffen gegen das Coronavirus ein. Nach der Allianz zwischen dem Leverkusener Dax-Konzern Bayer und dem Tübinger Impfstoff-Hersteller Curevac gibt es nun weitere Kooperationen und Fortschritte bei nordrhein-westfälischen Unternehmen.

So weitet der Impfstoffzulieferer Plasmid Factory aus Bielefeld seine Produktion aus und wird dabei vom Land mit 4,1 Millionen Euro gefördert. Plasmid Factory hat ein Herstellungsverfahren für Plasmid-DNA entwickelt, die einer der wesentlichen Ausgangsstoffe für die neuartigen mRNA-Impfstoffe ist. Zu dieser Impfstoff-Gruppe gehören unter anderem die Mittel der Firmen Biontech und Curevac. Um der außerordentlich hohen Nachfrage der Hersteller nachzukommen, erweitert Plasmid seine Produktionskapazitäten.

56 Millionen Dosen bestellt

Darüber hinaus hat Bayer einen Servicevertrag mit Wuxi Biologics abgeschlossen. Erst im Dezember hatten die Leverkusener den Verkauf einer bereits fertiggestellten, aber nicht in Betrieb genommenen Anlage in Wuppertal an das chinesische Pharmaunternehmen in die Wege geleitet. Dieses war ursprünglich für die Herstellung eines Blutermedikaments geplant, dessen Produktion Bayer inzwischen in den USA konzentriert hat.

Wie der „Spiegel“ berichtete, hat Wuxi mit dem britisch-schwedischen Hersteller AstraZeneca einen Vertrag über die Herstellung von dessen Impfstoff-Kandidat unterzeichnet. Dieser befindet sich in der EU-Zulassung. Glückt diese, erhält Deutschland über die Bestellung der EU voraussichtlich 56 Millionen Dosen.

In der von Bayer erworbenen Wuppertaler Anlage will Wuxi nun Wirkstoffe für Corona-Impfstoffe herstellen. Die Leverkusener werden dabei helfen, die Anlage hochzufahren und stellen Serviceleistungen zur Verfügung. „Das ist auch ein weiterer Beitrag von Bayer zur Bekämpfung der Pandemie“, sagte Standortleiter Timo Flessner. Bis die Anlage in Betrieb geht, dauert es allerdings noch: Wuxi rechnet damit, dass die notwendigen Vorbereitungen erst Ende 2021 abgeschlossen sein werden.

Bayer prüft Produktion

Ob Bayer selbst in die hochkomplexe Impfstoff-Produktion des Partners Curevac einsteigt, werde vom Konzern aktuell weiter geprüft, teilte eine Sprecherin mit. Die mit Curevac geschlossene Vereinbarung sieht derzeit lediglich Unterstützung Bayers bei Zulassung, Qualitätskontrolle und Lieferungen vor. Die EU-Kommission hat bei Curevac 405 Millionen Impfstoff-Dosen bestellt, Deutschland hat sich davon 42 Millionen Dosen gesichert und besitzt eine Option auf weitere 20 Millionen Dosen.

Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Impfstoffkandidaten seiner US-Konzernmutter Johnson & Johnson nimmt außerdem das Unternehmen Janssen-Cilag ein, das seinen Sitz in Neuss hat. Von dort steuert Janssen-Cilag die klinischen Studien, die gerade in Deutschland laufen. Noch Ende Januar erwartet das Unternehmen die Daten der dritten Studienphase, in der die Zuverlässigkeit des Impfstoffs getestet wird. Erweist es sich als wirksam, könnte noch im Februar weltweit die Zulassung beantragt werden.

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Im Fall einer Zulassung erhält Deutschland etwa 37 Millionen Dosen des Johnson&Johnson-Mittels. Produziert werden soll es hierzulande aktuellen Planungen zufolge jedoch nicht, so eine Janssen-Cillag-Sprecherin.

„Nordrhein-Westfalen ist als Pharma- und Biotech-Standort eng in die innovativen Wertschöpfungsketten der Impfhersteller eingebunden und leistet damit einen wichtigen Beitrag, damit wir die Herausforderungen durch die Pandemie besser bewältigen können“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart am Freitag bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf.

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