Abo

Hohe Verluste zu Beginn des JahresTourismus in Eifel und Sauerland läuft wieder an

Lesezeit 4 Minuten
monschau_eifel_dpa

Monschau an der Rur. Im März und April lag der Tourismus hier brach.

  • Im ersten Halbjahr 2020 sind die Übernachtungen von Reisenden laut Statistischem Bundesamt um fast 50 Prozent eingebrochen.
  • Der Tourismus in NRW-Urlaubsregionen bekommt gerade Aufwind. Im Juli und August besuchte eine Welle an Gästen das Sauerland und die Eifel.
  • Es geht also aufwärts. Doch die drastischen Verluste können wohl nicht wieder eingeholt werden.

Eifel – Der Tourismus in der Eifel und im Sauerland zieht wieder an. Nach den verlorenen Monaten April und Mai profitieren die Regionen jetzt von den vielen Deutschlandurlaubern. Aber: Die Verluste vom Beginn des Jahres sind mit den Umsätzen nicht wettzumachen. Bei den Übernachtungen belief sich das Minus nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes im ersten Halbjahr auf 47,1 Prozent. Aktuell geht der Trend derweil zu Spontanbuchungen und längeren Aufenthalten. Normalerweise bleiben Gäste zum Beispiel etwa drei Tage im Sauerland. Jetzt ersetzt der Besuch die Hauptreise, die Gäste bleiben länger. Auch in der Eifel werden nun öfter Aufenthalte von bis zu zwei Wochen gebucht, statt nur ein Wochenende.

Die Homepage der Tourismusinformation Eifel klickten im Juni doppelt so viele Menschen an wie im Vorjahr, berichtet Uschi Regh von Eifel Tourismus. Buchungen habe es zu Beginn der Ferien aber noch wenige gegeben. Inzwischen ist das Geschäft wieder angelaufen. „Die Buchungen sind sehr gut, vergleichbar mit sehr guten Vorjahren“, sagt Regh über die Monate Juli und August. Vor allem Ferienwohnungen seien gefragt. Auch im Sauerland stieg die Nachfrage in der zweiten Ferienhälfte. „Im Juli und August hatten wir eine große Welle an Gästen. In vielen Häusern lief es richtig gut“, so Anna Galon vom Regionalverband Sauerland-Tourismus. Die Menschen würden sich an die Vorgaben zu Hygiene und Abstand gewöhnen, sie verlieren die Angst – und entdecken das Urlaubsziel vor der eigenen Haustür.

Verluste nicht einzuholen

Trotzdem werden die Besucherzahlen das Niveau der Vorjahre nicht erreichen. Der Einbruch zu Beginn des Jahres sei drastisch gewesen, so Galon: „Die Monate April und Mai sind bei uns sehr stark, mit den ganzen Feier- und Brückentagen. Das Geschäft ist uns komplett verloren gegangen“, sagt sie. Dazu komme, dass noch immer überall Abstände eingehalten werden müssen. In der Gastronomie, in Hotels, Pensionen und auf Campingplätzen können darum nicht alle Kapazitäten genutzt werden. Es fehlen die Gruppen- und Geschäftsreisenden, Touristen aus dem Ausland. Der Rückgang an ausländischen Gästen liegt für den Juni bei 79 Prozent, teilt das Statistische Bundesamt mit. „Reisegruppen sind unter Auflagen wieder möglich, aber die Nachfrage ist noch nicht stark“, berichtet Galon über das Sauerland.

Das könnte Sie auch interessieren:

Einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge planen 29 Prozent der Deutschen in diesem Jahr keinen Urlaub mehr. Jene, die noch Urlaub planen, bleiben mehrheitlich in Deutschland. Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV), sieht bei der Urlaubswahl einen starken Trend zur Natur, wie er der Deutschen Presseagentur sagte. Die Eifel und das Sauerland hatten als Tourismus-Regionen schon vor der Pandemie Aufwind. In den letzten Jahren sei bei der Infrastruktur „extrem viel gemacht worden“, sagt Helga Sasse vom DTV.

Mit Gepäcktransfer, Verpflegung und anderen Zusatzleistungen versuchen die Regionen jetzt zusätzlich zu punkten. Zumindest im Sauerland ist der Urlaub deswegen aber nicht teurer als sonst. Man habe allgemein eher „keine saisonalen Preise“, so Touristikerin Anna Galon. Andernorts seien Übernachtungen auch teurer geworden, berichtet Norbert Kunz. Es gebe Preiserhöhungen von bis zu maximal zehn Prozent.

Ändert sich das Reiseverhalten?

Lange dauert die Saison nicht mehr. Nach September wird die Nachfrage wieder sinken. „Von einem Boom im Deutschland-Tourismus wird man in diesem Jahr unter dem Strich kaum sprechen können. Dazu waren die Verluste während des Lockdowns zu groß“, bilanziert Norbert Kunz. Ein Fünftel aller touristischen Betriebe kämpfe ums Überleben und sei weiter auf staatliche Hilfen angewiesen. Er plädiert dafür, das Kurzarbeitergeld für die Beschäftigten zu verlängern.

„Wieder auf Tour in der Eifel“ und „Sauerland Calling“ heißen die aktuellen Kampagnen der Tourismus-Verbände in Sauerland und der Eifel. Die Botschaft: Es darf wieder gereist werden. Der Urlaub im eigenen Land sei sicher – und genauso vielfältig wie eine Fernreise. „Wir haben aufgegriffen, wie sich das Fernweh auch im Sauerland stillen lässt. Die Höhe, die Weite und die Landschaft. Damit haben wir voll ins Schwarze getroffen“, so Galon über die Kampagne. „Die Leute möchten sich im Moment nicht auf den Füßen stehen. Darum kann das Sauerland gerade punkten. Die Region bietet viel Fläche.“

In der Region hofft man, dass jetzt neue Gäste das Sauerland entdecken. „Die Frage ist ja, ob sich das Reiseverhalten ändern wird. Muss ich um die Welt reisen, auch wenn man an den Klimawandel denkt. Diese Fragen stellen sich jetzt viele.“ Hält sich der Trend zum Deutschlandurlaub langfristig, profitiert die Branche.

KStA abonnieren